Musik an sich


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Ein doppelter Tribut an Deep Purple von Demon’s Eye




Info
Künstler: Demon’s Eye

Zeit: 17.10.2015

Ort: Blues Garage, Isernhagen


Zweifelsohne ist es hilfreich, wenn man sich mit einem Namen wie Dougie White, der immerhin ein Album für Rainbow eingesungen hat, schmücken kann. Nötig haben Demon’s Eye das nicht; im Gegenteil: Dougie White war - noch vor dem Mixer – die größte Schwachstelle des Abends in der Blues Garage. In mittleren und tiefen Lagen konnte er überzeugen. Aber sowie der Gesang schnell oder hoch wurde, waren seine Grenzen sehr deutlich zu hören. Etwas besserte sich das im Laufe des Konzertes. Er hatte das Warmsingen wohl auf die erste Viertelstunde des Auftritts verlegt.

Der Mix verstärkte das Problem zusätzlich. Bei einer für einen Club in der Größe der Blues Garage insgesamt zu großen Lautstärke waren Gesang und Gitarre oft zu leise eingemischt, wobei die Gitarre im Gesamtsound verloren zu gehen drohte, während sich der Gesang überschrie. Auch das besserte sich im Laufe des Abends.

Wer Demon’s Eye vor allem von ihren beiden Solo-Alben kennt, könnte ein wenig enttäuscht gewesen sein, denn die Band wurde vor allem ihren Anfängen als Deep Purple-Tribute Band gerecht. Eigene Songs wurden nur vereinzelt vor allem in der ersten Hälfte des Konzertes gespielt. Aber auch Deep Purple Tribute ist nur bedingt richtig. Zum einen gab es fast so viel Material von Rainbow, wie von Purple; zum anderen beschränkte man sich bei Purple konsequent auf die Blackmore-Jahre, obwohl stilistisch manch ein späteres Purple-Album besser zu den Demon’s Eye Eigengewächsen gepasst hätte.

So viel zu den Fuck ups und den Äußerlichkeiten. Vielleicht noch ein Wort zum Publikum. So voll, wie an diesem Abend, habe ich die Blues Garage noch nie erlebt. Der Weg zur Toilette war ein echter Kampf. Aber ich denke, die feuerpolizeilich etc. gesetzte Grenze war noch nicht überschritten, wenn auch gut ausgereizt. Hätte man übrigens alle U-50s (Merke U nicht Ü) kostenlos in den Saal gelassen, dürfte das an der Höhe der Tageseinnahmen kaum etwas verändert haben.

Zu Beginn des Konzertes wollte der Funke nicht recht überspringen. Nach zwei eigenen Songs gab es den Purple Doppelschlag „Strange Kind of Woman“ und „Stormbringer“. Aktivposten war dabei der Bassist. White kämpfte noch mit seiner Stimme. Gitarrist Mark Zyk war hochkonzentriert und dabei mehr mit sich und seiner Gitarre beschäftigt, als mit dem Publikum. Maik Keller poste dagegen mit ganz offensichtlich viel Spaß in die Backen mit seinem Viersaiter durch die Gegend und wurde so zum eigentlichen Frontmann.

Der Knoten platzte zum ersten Mal bei „Child in Time“, bei dem sich Gitarre und Orgel ein zum Teil furioses Duell lieferten. Dabei wurde natürlich doch deutlich, dass sich hier eben nicht Jon Lord und Ritchie Blackmore gegenüberstehen. Aber Mark Zyk und Gert-Jan Naus halten den Vergleich deutlich besser aus, als White den mit Dio und Ian Gillan.

v.l.n.r.: Maik Keller (B), Andree Schneider (Dr), Dougie White (Voc), Gert-Jan Naus (Keys), Mark Zyk (Git)

Im zweiten Set des Abends glänzt alles viel mehr. Die Stimmung ist vorgeheizt. Die Begeisterung des Publikums siegt über Arthrose, Alterslethargie und Übergewicht und langsam geschieht etwas zwischen Band und Publikum. Songs wie „Black Night“, „Tarot Woman“, „Man of the Silver Mountain” oder „Burn” kommen klasse. Die Demon’s Eyes Musiker hier aus einer Distanz von 5 bis 10 Metern zu erleben – mit der Möglichkeit ihnen im wahrsten Sinn des Wortes auf die Finger zu sehen – ist einem „echten“ Deep Purple Konzert, das ja eher ein public viewing vor der Großleinwand ist, deutlich vorzuziehen.

„Highway Star“ gerät zum Triumphzug. Andree Schneider verdrischt sein Drum-Set mit explosiver Routine. Maik Keller bangt sich in Ekstase. Mark Zyk und Gert-Jan Naus treiben sich gegenseitig zur Ekstase. Ja und nun schließt sich leider der Kreis. Während Ian Gillan dem dann das Sahnehäubchen aufsetzen konnte, beendet der Einsatz von Dougie White den Höhepunkt und holt das in die – qualitativ hochwertige – Ebene zurück.

Die zweite Zugabe „Temple of the King“ ist gut gewählt. Sie hilft dem Publikum runter zu kommen und gibt Dougie eine gute Gelegenheit sich zu verabschieden. Die Powerballade liegt seinen Möglichkeiten bestens. Er kann sich hier sogar von dem übergroßen Dio emanzipieren und eigene Identität gewinnen ohne dem Stück zu schaden. Am Ende geht er ohne Mikrophon singend in die Kabine, während die Band weiter spielt. Kurz darauf folgt Drummer Andree Schneider. Völlig zu Recht steht kurz nach 11 Uhr Mark Zyk alleine auf der Bühne.


Erstes Set
Road to Glory
Strange Kind of Woman / Stormbringer
Five Knuckle Shuffle
Far over the Rainbow
Arial
Dancing on Air
Child in Time

Zweites Set
Tarot Woman
Man on the Silver Mountain
Finest Moment
Welcome to my World
Mistreated
Black Night
Highway Star

Zugabe
Perfect Strangers / Stargazer
Burn

Zweite Zugabe
Temple of the King



Norbert von Fransecky



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