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Paul Simon – New Yorker Songwriter mit zwei Schatten
Info |
Autor: Marc Eliot
Titel: Paul Simon. Die Biographie
Verlag: Edel, Hamburg, 2011
ISBN: 978-3-8419-0093-7
Preis: € 24,95
320 Seiten
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Dass sich in einer Paul Simon-Biographie eine zweite Person ständig am Rande der Aufmerksamkeit aufhält, dürfte niemanden überraschen. Denn bei aller Klasse einiger Paul Simon-Solo-Alben waren diese doch nie in der Lage die übergroßen Legenden der Simon and Garfunkel-Klassiker in den Schatten zu stellen. Und so ist Art Garfunkel, wenn auch deutlich im Schatten von Paul Simon, immer anwesend – und wenn auch nur mit der Frage, warum er an diesem oder jenem Projekt nicht beteiligt war.
Aber es gibt da noch einen weiteren New Yorker, der immer in Beziehung zu Paul Simon gesetzt wird, der kaum fünf Monat ältere Robert Allen Zimmerman, aka Bob Dylan, der wie Simon in diesem Jahr seinen 70sten Geburtstag feiert. (Dass beide nicht in New York geboren sind, soll uns hier nicht stören.) Ihm gegenüber hat Paul Simon immer einen Minderwertigkeitskomplex behalten (Was ich beim Vergleich der Werke der beiden nicht einen Moment lang verstehe; NvF). Möglicherweise liegt das neben der Psyche Simons darin begründet, dass Dylan sich in der Anfangszeit von Simons Karriere, als Dylan die deutlich größere Nummer war, ihm gegenüber eher despektierlich geäußert hat.
Marc Eliot schildert diese Verfasstheit Simons parallel zu dem – wie Dylan und Simon jüdischen – Stadtneurotiker Woody Allen, der sich sein eigenes Potenzial nie wirklich hat eingestehen können. So erscheint das Leben eines der erfolgreichsten Musikers der USA (und damit der Welt) immer wieder durch eine eher grau eingefärbte Brille, die den Eindruck hervorruft, Paul Simon habe sich seines Erfolges aufgrund eines gespaltenen Verhältnisses zu sich selbst nie recht freuen können.
Wenn das nun etwas deprimiert klingt, gilt das auf keinen Fall für die Lektüre dieser Paul Simon-Biographie. Ohne Nebenschauplätze völlig zu ignorieren gelingt es Eliot eine gut und flüssig lesbare Darstellung des Lebens Paul Simon zu liefern.
Mich persönlich hat eine Wertung sehr überrascht. Aber das mag mit meinem persönlichen Zugang zu Paul Simon zu tun haben. Bis zum Erscheinen des 1980er Albums One-Trick Pony (damals war ich 17) existierte der Solo-Künstler Paul Simon für mich praktisch nicht, während die Hits von Simon and Garfunkel fast Volkslied-artige Selbstverständlichkeit besaßen. Als One-Trick Pony erschien, waren zumindest die Radio-Sender, die ich regelmäßig hörte, voll von Paul Simon-Stücken. Für mich erschien hier ein halbes Duo als ein Phoenix aus der Asche. Der Nachfolger Hearts and Bones konnte da zwar nicht ran reichen, folgte dem Comeback aber auf dem Fuße.
In Eliots Darstellung entpuppen sich beide Alben als Flops, die Simon fast vernichten, bevor er mit Graceland zur Super Nova wird. Ein USA-Deutschland-Gap dürfte das nur bedingt sein, obwohl die frühen Simon-Solo-Alben in Deutschland, anders als in den USA, vor deren Hintergrund das Buch berichtet, keine Hits waren. Erst Hearts and Bones ist dort, als Folgealbum des von den „Experten“ hoch gelobten One-Trick Pony, in die Top 5 geschossen.
Über alle kontinentalen Verschiebungen hinaus wird in Eliots Biographie deutlich, dass Paul Simon eine der ganz großen Nummern in der Rock-Geschichte des 20. Jahrhunderts ist, ein Star, der sich selber nicht ganz traut, aber konsequent genug ist, sein Ding durchzuziehen. Und auch wenn er mit einem Broadway-Musical heroisch zu scheitern droht, was er dann auch tut, ist er sich nicht zu schade, private Millionen in ein Projekt zu investieren, dass er für richtig hält.
Respekt!
Norbert von Fransecky
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