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Zin

The Definition


Info
Musikrichtung: Alternative Rock, Goth

VÖ: 22.10.2010

(Brachialpop/Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 45:21

Internet:

http://www.zin-music.de
http://www.myspace.comzinworld


Erst seit 2006 gibt es Zin aus Leipzig. Bisher kann der Vierer aber nicht nur auf eine EP, eine Single und ein Album zurückblicken, sondern auch auf Konzerte mit Phillip Boa and the Voodooclub (2006), Polarkreis 18 (2007), eine Wahl zur Band des Monats bei MDR-Sputnik sowie Auftritte beim Wave Gothic-Festival (2009) und beim Amphi-Festival in Köln (2010)...
Alles in allem also bereits eine bewegte nähere Vergangenheit, an die sie nun mit dem zweiten Album eine neue Gegenwart anschließen wollen. The Definition wird am 22. Oktober erscheinen und ist bereits jetzt mindestens wohlwollend, überwiegend aber nahezu euphorisch aufgenommen worden.

Der Einstieg in The Definition mit "White Peaches" ist interessant und durchaus ungewöhnlich: Der "Song" könnte so auch in Cabaret passen oder ins Musiktheater, theatralisch und leicht dramatisch. "2010" greift das thematisch wieder auf; heraus kommt ein Song, der - wie auch viele folgende - immer irgendwie an Bands wie Apotygma Berzerk oder sogar Placebo erinnert, ohne dass irgendeine Verwechselbarkeit entstünde, denn Zin denken ihre Song anscheinend weder von der Gitarre noch von den Synths her. Ich wiederhole mich, aber "Theatralik" scheint der Schlüssel zu sein, das erhärtet sich auch bei den folgenden Stücken "Hohenschönhausen" und "The Pilgrim" mit seinen leicht folkigen Anklänge. Neben der "Theatralik" haftet den Stücken allerdings auch immer eine Schwierigkeit an, für die man exemplarisch "Schizophrenia", einen Song, der über weite Strecken nach angedüstertem Pop klingt, den aber an geeigneten Stellen soundcollagenartige Synths durchbrechen.
So weit und auch so gut bis hierhin, denn was dann folgt ist eine Peinlichkeit par excellence, denn "Mondnacht" ist eine Eichendorff-Vertonung, die auf billigste Piano-Dramatik setzt, und die nasale Stimme von Iven Cole, die bis hierhin durchaus passend schien ist dem Thema rein gar nicht gewachsen. Blöd und ärgerlich.
Zum Glück ist das mit "Cellar Door" schnell wieder vorbei und Zin knüpfen an "Schizophrenia" an, als wenn nichts gewesen wäre, doch gerät ihnen dieser Song nun deutlich poppiger und eingängiger, um zum Ende hin als fast reiner Goth-Song zu enden - und neben dem sonst üblichen Englisch darfs hier dann auch ein wenig Französisch sein.
Mit "We claim Monarchy" und "Rent my Soul" setzt sich dieser Trend fort, musikalisch kommt noch ein wenig Paradise Lost der Host-Phase hinzu. Die letzten drei Songs "She", "Swim!" und"Visual Bolero" bewegen sich im weiten Spannungsfeld des bereits Gehörten.

Zin beginnen stark und zeigen diese starke (ich nenne sie weiterhin "theatralische") Seite auch immer wieder, leider verlieren sie sich ebenso "immer wieder" an nur allzu bekannte Vorbilder und gelegentlich derart massiv an Klischee, dass es weh tut. Das reicht unterm Strich immer noch für ein überdurchschnittliches Album...



Andreas Matena



Trackliste
1White Peaches1:11
2 20103:31
3 Hohenschönhausen3:22
4 The Pilgrim5:02
5 Schizophrenia3:31
6 Mondnacht2:33
7 Cellar Door4:45
8 We claim Monarchy4:13
9 Rent my Soul3:18
10 She5:18
11 Swim!3:29
12 Visual Bolero5:08
Besetzung

Iven Cole: vocals
Markus Estbourg: synths
Vincent Oley: guitars
Mika: drums


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