Händel, G. F. (Bolton)
Alcina
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Info |
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 21.09.2007
Farao Classics / Farao (3 SACD hybrid (AD: 2005, live) / Best.nr. S 108080)
Gesamtspielzeit: 193:35
Internet:
Farao Classics
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SCHÖN GELITTEN
Nach Händels Willen gibt es auf der verwunschenen Insel der Zauberin Alcina vor allem eines: Ein Fest der Stimmen und der Stimmungen. Denn Alcina verliebt sich unglücklich in den jungen Helden Ruggiero und hat dabei Gelegenheit, Herzschmerz, Eifersucht, Zorn und anderes mehr in ihren Arien voll auszukosten. Auch der Schwester der Zauberin, Morgana, wird klangvoll das Herz gebrochen und Ruggieros Verlobte, Bradamante, sieht ihre Felle ohnehin davonschwimmen.
Im Sommer 2005 kam diese Barockoper im Rahmen des Münchener Händel-Zyklus im Prinzregentheater zur Aufführung. Dank der Bemühungen des Dirigenten Ivor Bolton hat sich die bayerische Landeshauptstadt mittlerweile zu einer festen Größe im Händel-Business gemausert. Höchst erstaunlich ist dabei, wie Bolton das Bayerische Staatsorchester im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis so perfekt geschult hat, dass es den Originalklangensembles in nichts mehr nachsteht. Bolton entwickelt dabei einen stark gestischen Zugriff bzw. eine barocke Klangrhetorik. Er ergeht sich also nicht so stark in geschmeidigen Bögen, wie es etwa bei der Vergleichseinspielung von William Christie (Erato, 1990) der Fall ist.
Was nun das Fest der Stimmen angeht, so zeichnet in der Münchner Produktion hierfür in erster Linie Anja Harteros in der Titelrolle verantwortlich. Sie lotet die musikalischen Seelenräume der Alcina perfekt aus, lässt die Figur sich entwickeln und brilliert zugleich mit einer enorm beweglichen, schlanken aber dennoch durchsetzungsfähigen Sopranstimme. Eine echte und insoweit ebenbürtige Verwandte ist ihr dabei Veronica Cangemi in der Rolle der Morgana.
Bereits ein wenig zu gereift für die Rolle des jugendlichen Helden Ruggiero ist der Mezzosopran der 1965 geborenen Vesselina Kasarova. Ihr virtuoses Können ist unbestreitbar, aber in der Tiefe hat ihre Stimme nicht die nötige Prägnanz und durch die nicht immer bruchlosen Registerwechsel wirkt ihre Darbietung unruhig.
Kein Problem der Stimmfarbe, sondern eines der Stimmführung zeigt sich bei Sonia Prina (Bradamante). Schon in der Auftrittsarie fallen leichte Unsicherheiten auf, die sich bei ihrem Auftritt im zweiten Akt noch verstärken. Den Respekt vor der (höllisch schwierigen) Arie "Vorrei vendicarmi" hört man Sonia Prina deutlich an, so verkrampft singt sie sich durch diesen musikalischen Wutausbruch. Souverän meistern hingegen Johan Mark Ainsley, Deborah York und Christopher Purves ihre Partien.
Das Klangbild zeichnet sich durch die trockene, realistische Akustik des Bühnenraumes aus, die Bühnengeräusche lassen den Live-Mitschnitt erkennen, trüben den Gesamteindruck aber nicht. Gerade der Live-Charakter ist es vielmehr, der im Zusammenwirken mit Boltons vitalem Zugriff dieser "Alcina" zu ihrer besonderen Lebendigkeit verhilft.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Alcina: Anja Harteros Ruggiero: Vesselina Kasarova Morgana: Veronica Cangemi Bradamante: Sonia Prina Oronte: John Mark Ainsley Oberto: Deborah York Melisso: Christopher Purves
Bayerisches Staatsorchester
Ltg. Ivor Bolton
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