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Brahms, J. (Alsop)
Sinfonie Nr. 4 – Ungarische Tänze Nr. 2 / 4-9
ZU SCHÖN
Versonnen lächelnd, mit geschlossen Augen – so präsentiert sich Dirigentin Marin Alsop auf dem Cover zu ihrer jüngsten Brahms-Aufnahme. Die 4. Sinfonie geht sie ebenso entspannt an. Schon der Beginn atmet keine Tragik, sondern – der bestimmenden Molltonart zum Trotz - heitere Gelassenheit. Ein Zug, der die ganze Einspielung prägt. Fast macht die Interpretin aus dem komplexen Werk mit seinen unwiderstehlichen, J. S. Bach abgelauschten Ohrwurm-Themen ein Geschwisterstück zu Mendelssohns „Sommernachtstraum“-Ouvertüre oder zur „Italienischen Sinfonie“: so duftig, beschwingt und optimistisch klingen die vier Sätze bei ihr (einzig das dumpfe Klangbild wirkt als Dämpfer). Da weinen keine Violinen, da werden keine schicksalsschweren Blechregister gestemmt oder Klangmonumente bewegt. Höhenflüge und Abgründe der Musik scheinen geradezu klassisch proportioniert und verstören nicht. Sehr schön ist das. Auf Dauer zu schön. Fast alles klingt dem Hörer so annehmlich entgegen, dass man schon zweifelt, ob die anderen Einspielungen vielleicht einfach nur zu dick auftragen und der Musik Ausdrucksmomente abnötigen, die in Wahrheit gar nicht in ihr stecken. Erst am Ende des 4. Satzes spürt man bei Alsop etwas von den Widerständen und dem Ringen, die Brahms hier musikalisch gestaltet hat. Der zweite Teil des Programms besteht aus sieben ursprünglich für Klavier komponierten Ungarischen Tänzen in neuen „kreativen“ Arrangements von Peter Breiner, der sich an Brahms eigenen Transkriptionen der Tänze 1, 3 und 10 orientiert. Hier hinterlässt der leichthändige Zugriff Alsops einen weniger zwiespältigen Eindruck; der Humor, den Brahms bei aller Elegik und zigeunerischen Melancholie mobilisiert, kommt ihr hörbar entgegen.
Georg Henkel
Trackliste |
01-04 Sinfonie Nr. 4 41:48 05-09 Ungarische Tänze Nr. 2, 4-9 (arr. P. Breiner) 22:51 |
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Besetzung |
London Philharmonic Orchestra Ltg. Marin Alsop
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