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Reviews
Diverse (21. Jhd). (Ensemble Intégrales))Diverse (21. Jhd). (Ensemble Intégrales))

European Young Generation


Info
Musikrichtung: Neue Musik

VÖ: 28.08.2005

Edition Zeitklang / Klassik Center
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. ez-21019




BASTELMUSIK

Die Edition Zeitklang präsentiert neue Werke von sieben jüngeren Komponist/innen, die für das Ensemble Intégrales geschrieben wurden. Die überschaubaren Besetzungen sind unkonventionell: Klavier, Violine/Viola, sowie Saxophonen, Gitarre, Schlagzeug und Elektronik kombinieren klassisches und modernes Instrumentarium, gelegentlich ergänzt um Klangerzeuger aus Küche, Werkzeugkiste oder Kinderzimmer.
Das tönende Universum, dass man mit hier betritt, hat den klassischen Konzertsaal ebenso wie den Jazzkeller oder die Disko verlassen. Es ist inzwischen im Chemielabor, der Fabrik, in den Eingeweiden eines Elektronengehirns, dem virtuellen Raum oder schlicht auf der Straße angekommen. Die Aura des Alltäglichen, evoziert durch allerlei Klingelndes, Pochendes, Sägendes, Schabendes, Rassenlndes, Wisperndes oder auch Jaulendes, lagert sich an konventionelle Instrumentalklänge, die ihrerseits zum Geräuschhaften mutieren. Beides verschmilzt zwanglos mit elektroakustischen Soundwelten.
Was neben dem hohen Geräuschanteil auffällt, ist die Vorliebe für gerasterte, sich wiederholende Klangmuster, die an Automaten oder Spieluhren erinnern. Sie laufen entweder mit starrer Motorik ins Leere oder verleihen den Stücken als Ausgangspunkt von organisierten Entwicklungen inneren Zusammenhalt.

Yannis Kyriakides überlagert in seinem Stück Chaoids verschiedene Materialschichten, z. B. hektische Morsezeichen des Glockenspiels, Xylophonschläge, Samples, elektronisches Brummen und Sirren. Eingewoben in den exotischen Minimalismus dieser Collage sind melodische Fragmente des Saxophons und der Violine: eine biomechanische Klangskulptur, die von maschinenhafter Statik ist und zugleich durch immer neue Kombinationen zu organischen Wucherungen angeregt wird.
Gläsern und spröde nimmt sich dagegen das ebenfalls mit repetitiven Elementen arbeitende Limen von Tiziano Manca aus. Das in höchsten Lagen gespielte Marimba interagiert mit Tenorsaxophon und Gitarre. Ein recht trocknes Stückchen.
Insektenhaft vibrierend hebt dagegen Christophe Betrands Komposition Aus an. Auch hier fällt im weiteren Verlauf die Verbindung von eher statischen Zellen oder Mustern mit einer prozesshaften Entwicklung auf. In ihren sich beschleunigen Schraubendrehungen erinnert diese Musik an die Klangwelten von Altmeister György Ligeti.
Der Titel Bastelmusik ist bei der Komposition von Sergej Newski wörtlich zu nehmen – im witzigen wie hintersinnig-unheimlichen Sinne. Man denkt an ein Panoptikum seltsamer tapsender, kratzender, zirpender, röchelnder, quietschender und gurgelnder Klangcharaktere, geträumt von Franz Kafka und Samuel Beckett. An Konkrete Musik erinnert auch a sensitive number for the laydeez von Jennifer Walshe. Unidentifizierbare Klänge, hervorgebracht mit diversen Objekten und Kinderkeyboards, treten bei ihr auf und ab wie auf einer imaginären Bühne. In beiden Fällen ereignet sich Musik als assoziatives Hör-Stück: eine Geschichte ohne Handlung, eine Soundtrack ohne sichtbare Bilder.
Der Herausgeber der Edition Zeitklang, Bernfried Pröve, ist ebenfalls mit einem neuen Werk vertreten. Choor II lässt das Sopransaxophon im liveelektronischen Ambiente agieren und die verfremdeten Klänge im virtuellen Raum wandern. Den Abschluss macht KörperKlang von Marko Ciciliani, ebenfalls ein Cocktail aus akustischen und elektronischen, mechanoiden und alltäglichen Klangsplittern, die sich zu Pattern-Mobiles fügen – dieser Aspekt scheint in den Kompositionen auf dieser CD dann doch so erschöpfend ausgereizt worden zu sein, dass er am Ende fast schon wieder konventionell wirkt.



Georg Henkel



Besetzung

Claudia Birholz, Klavier
Burkhard Friedrich, Saxophone
Barbara Lüneburg, Violine / Viola
Michael Wagener, Bassklarinette
Stefan Kohmann, Schlagzeug
Satoshi Oba, Gitarre



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