"AUCH KLASSIK KANN EIN ABENTEUER SEIN" (FIRMENMOTTO)
NCA - das steht für "New Classical Adventure" und es handelt sich um das zur TIM Company gehörende Klassiklabel. NCA feiert dieses Jahr sein 10jähriges Bestehen. Ein kleines Wunder angesichts der vielbeschworenen Klassik- und CD-Krise? Vielleicht, aber zu einem guten Teil auch das Ergebnis kontinuierlicher, konzentrierter Arbeit am Ursprungskonzept, zu dem es insbesondere gehört, bislang unbeachtete Seitenpfade der Musikgeschichte hör- und erlebbar zu machen,ungewohnte Besetzungen zum Zug kommen zu lassen, den Katalog um echte Neuerungen zu bereichern. Dabei entstehen aufgrund der stets hohen künstlerischen und technischen Qualität häufig audiophile Perlen, die auch immer öfter in der Musikkritik ein positives Echo finden.
BEISPIELHAFT ETWA: VERACINIS OUVERTÜREN UND KONZERTE
Die inzwischen lange Liste der Einspielungen, ihre Vielfalt und Verschiedenartigkeit macht es unmöglich, an dieser Stelle einen auch nur annähernd repräsentativen Überblick zu geben. Statt vieler sei für die Herangehens- und Präsentationsweise des Labels hier die CD mit dem Ensemble Neue Düsseldorfer Hofmusik unter Mary Utiger genannt: Mit ihr brachte NCA im Jahre 2000 eine sorgfältig edierte, mitreißend gespielte Aufnahme von Orchesterwerken des Francesco Maria Veracini (1690-1768) heraus (Best.Nr. 9911845-215). Die klangtechnisch hervorragende CD, entstanden als Co-Produktion mit dem WDR, löste anschließend (zu Recht) ein verstärktes Interesse an der Musik dieses Komponisten aus.
So zeigt sich, dass - entgegen der Meinung, die offensichtlich viele Programmmacher der großen Label vertreten - der Käufer- und Hörermarkt neuem, unbekanntem Repertoire durchaus aufgeschlossen gegenübersteht und wirtschaftlicher Erfolg durchaus nicht nur durch die neunundneunzigste Vivaldi-4-Jahreszeiten-CD zu erzielen ist.
Wer tatsächlich eine bessere Übersicht über das NCA-Programm gewinnen möchte, dem sei die Jubiläums-Edition empfohlen (Best.Nr. 60128-304), die dieses Jahr zum 10. Labelgeburtstag erschienen ist. Hier wird, in liebevoller Aufmachung, auf 2 CDs und mit einem ausführlichen Begleitheft samt Gesamtkatalog ein Querschnitt durch die bisherigen Veröffentlichungen geboten, der Lust auf mehr macht und die Neugier auf das weckt, was NCA zukünftig vorhat. Von Locke bis C.P.E.Bach, von Castaldi bis Danzi, von Strawinsky über Loewe bis hin zu Poulenc werden nochmal all die Komponisten und vor allem all die renommierten Künstler auf den "Laufsteg" geschickt, die zum Erfolg des Labels beigetragen haben. Zu hören sind so etwa Suzie Le Blanc, die Lautten Compagney, das Ensemble Les Adieux, Michael Krücker, das Gewandhausquartett und nicht zuletzt Rainer und Klaus Feldmann - letzterer ist im übrigen auch zugleich Gründer des Labels NCA (NCA Germany ).
NEUER VERTRIEBSWEG, BEWÄHRTES KONZEPT
Pünktlich zum Geburtstag hat NCA sich entschlossen, nunmehr im Bereich des Vertriebs mit Naxos als erfahrenem und kompetentem Partner zusammenzuarbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass diese Zusammenarbeit Früchte insoweit trägt, dass die spannendern Neuerscheinungen, die demnächst zu erwarten sind, angemessene Aufmerksamkeit erfahren: Noch im Dezember stehen zwei wichtige Veröffentlichungen auf dem Plan. Am 01.12. wird die vollständige Einspielung der Streichquartette Ludwig van Beethovens mit dem Gewandhausquartett in einer 10-CD-Box vorgelegt werden, wenig später folgt eine Einspielung des Klavierduos Sonja und Shanti Sungkono mit Werken u.a. von McPhee, Milhaud, Bartok und Lutoslawski.
Für 2004 ist die dritte CD der erfolgreichen Reihe "Romantische Klaviermusik" mit Michael Krücker angekündigt (der diesmal Werke von Alexander Dreyschock spielt), ferner ein Programm mit norddeutschen Solokantaten des 17. Jahrhunderts (mit Klaus Mertens, Baß, sowie der "Hamburger Ratsmusik") und eine Einspielung der Bläserquintette Joseph Mengals (1784-1851) durch das Reicha´ sche Quintett auf historischen Instrumenten.
Es ist also anzunehmen und zu wünschen, dass auf dem "Weg der Abenteuer", den NCA beschreitet, noch manch interessante Neuentdeckung wartet. In diesem Sinne: Happy Birthday, NCA!
Sven Kerkhoff
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