So kann's kommen. Freudestrahlend entdecke ich im Gerth-Katalog ?ne "neue" Toruniquet-CD, bestelle natürlich sofort und entdecke dann beim näheren Betrachten: So neu ist das Teil gar nicht (p&c 1997). Naja, entweder hab?ich da irgendwann was verpasst, oder das Teil hat erst jetzt den Atlantik überquert. In de bisherigen Katalogen war sie jedenfalls nicht bei. Zum Glück scheuen wir uns nicht, auch Worte über etwas ältere CDs zu verlieren. Aber ich glaube, das ist jetzt der bisherige Inaktualitätsrekord von MAS.
Überraschung Nummer Zwei folgte prompt. Von dem extremem "Free-Jazz-Metal", den man von Tourniquet-Klassikern wie "Pathogenic Ocular Dissonace" gewohnt war, ist nichts mehr übrig geblieben. Auf "Crawl to China" stehen nachvollziehbare melodische Songstrukturen im Mittelpunkt. Die aber sind von Stück zu Stück so unterschiedlich, dass es weiterhin schwer bleibt den Stil von Tourniquet auf den Punkt zu bringen. Gelegentlich hat man fast das Gefühl einen Sampler in der Hand zu haben.
Der Opener begrüßt uns erst einmal mit gut 30 Sekunden Swing-Sound, wird dann aber härter und metallisch. Die zum Tanzbein schwingen animierenden Elemente des Einsteigs werden aber fortgeführt. Und so groovt der Track extrem powervoll davon.
Es folgt das zwischen Hardcore und Crossover changierende Titelstück mit Vocals, die zum Hiphop tendieren. Ähnlich klingt dann später der Track 9.
"Enveloped in Phyton" betritt den Pfad der metallischen Tugend erneut. Das "Schlangenkostüm" besteht aus orientalischen Elementen - sowohl beim Gesang, wie bei der Instrumentierung. Im Verlauf nähern sich Tourniquet so weit wie auf keinem anderen Stück ihren früheren "Tugenden". Ohne den Metal zu verlassen wird es immer schräger. Zwischen druckvollen Gitarren erklingen fiepende Geräusche, die einen grinsend den Kopf schütteln lassen. Macht Spaß, ist aber sicher nicht für jedermann geeignet. Open minded muss man bei Tourniquet bleiben.
Dann begibt man sich mit Hilfe akustischer Gitarren mal schnell auf den Härtegrad von Simon and Garfunkel, wobei die Gitarre streckenweise an "Wish you were here" erinnert. Und diesmal ist es kein verschämtes Intro. Der herrliche Weichspüler wird über die vollen 4 Minuten 10 durchgehalten.
Mit "If Pigs could fly" folgen drei Stücke, die sich gut auf Metallica-Scheiben neben "For whom the bell tolls" stehen könnten. Zweimal geht?s dabei eher im Midtempo voran, bevor der "Stumblefoot" auf?s Gas drückt.
Um den Stilmix voll zu machen, groovt "Gonig, going .. gone" Stonermäßig über den Highway.
"America" beginnt dann - sehr passend - mit klimpernder Steelgitarre und geht dann - eher weniger passend - in ?ne schräge "God save the queen"-Version über.
Norbert von Fransecky
15 von 20 Punkte
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