Mit den Balladen auf ihrem letzten Studioalbum "Crush" hatten die Jungs aus
New Jersey mein Herz gebrochen. Doch nicht wegen plötzlichen, unerklärlichen
Begeisterungsstürmen über Mainstream-Hausfrauenrock meinerseits, sondern weil
die Helden meiner nicht allzufernen Jugend anscheinend vergessen hatten wie
man richtig rockt.
Deswegen kam ich mir bevor ich meinen CD-Player mit dem neuesten Output Bon
Jovi`s fütterte ungefähr vor wie ein unschuldiger Gefangener bei seiner
Exekution, ausser das bei mir nicht das Lebenslicht, sondern wohl ein paar nette
Erinnerungen an ein gute alte Zeit unwiederbringlich ausgelöscht werden.
Umso erstaunter war ich jedoch als mich beim Opener "Undivided", der sich
übrigens lyrisch wie zwei weitere Stücke des Albums mit der Thematik des
11.Septembers beschäftigt, genau entgegengesetzte Gefühle ereilten. Das Ding ging
geradeaus nach vorne los und verbreitete trotz einiger gelungenen zeitgemässen
Einsprengseln ziemlich den gleichen Spirit, der mich erfasste als mir als
pickeliger Teenager das erste mal "Living On A Prayer" an meine Lauscher drang.
Die bereits aus MTVIVA bekannte Single "Everyday", das an "It`s my Life"
erinnernde "Bounce" und mein persönliches Highlight der Scheibe die
melancholisch rockende Nummer "Hook Me Up" schlagen in die gleiche Kerbe und sind
Stadionrock-Knaller allerfeinster Güte. Yes !!! Der Vierer kann wieder rocken und
wenn die nächste Scheibe nur von Tracks dieser Machart bevölkert wird, hole ich
meine Cowboystiefel wieder aus dem Schrank und ziehe sie erst wieder aus
wenn ich vor lauter Blasen meinen Fuss nicht mehr erkennen kann.
Doch auch bei den ruhigeren Nummern sind Jon Bon Jovi und Co. mit dem
Midtempotrack "The Distance", dem relaxten "Misunderstood" und der wunderschön
kitschigen Ballade "Open All Night" ein paar Treffer gelungen von denen man in
Zukunft sicherlich noch einiges hören wird. Schwachpunkte des Longplayers sind,
auch wenn mich unsere Putzfrau für diese Aussage mit Hygieneentzug bestrafen
wird, die Balladen "All About Lovin` You" und "You Had Me From Hello" die
auch auf "Crush" stehen könnten, aber gerade diese Stücke machen das Album
endgültig für die Fans ALLER zeitlichen Abschnitte in dem Werdegang der Amis
interessant.
Interessante Scheibe also, die zwar niemanden zu 100% zufrieden stellen
wird, dennoch für jeden mehr als ein Highlight bereitstellt. Bon Jovi are back
und Gruppen wie Def Leppard oder Gotthard können mal sehen wie man es richtig
macht.
MANUEL LIEBLER
14 von 20 Punkten
Internet: www.bonjovi.com