Steve Howe ist bekanntermaßen Gitarrist bei Yes. Und genau dort fängt auch seine neue Solo-CD an. "Small Acts..." hat große Ähnlichkeiten mit "Order of the Universe" von "Anderson, Bruford, Wakeman, Howe", dem Album der vier Ur-Yes-Mitglieder, das aus juristischen Gründen nicht unter dem Namen Yes erscheinen durfte. Die Yes der 90er sind denn auch eine der Landmarks, die Howe?s neue "Skyline" prägen.
Bereits in dieser Yes-Phase konnte man (in den Lyrics) eine deutliche Affinität zu bestimmten Richtungen der New Age-Szene feststellen. Auch ohne Texte setzt Howe?s Instrumental-Album diese Annäherung fort. Nur mit Gitarren, Keyboards und gelegentlichen Percussion-Einsätzen entfernt sich Howe völlig aus allen musikalischen Bereichen, die irgendetwas mit Rock zu tun haben. Gelegentlich erinnert sein Gitarrenspiel an ältere Al di Meola-Aufnahmen. Jazz ist das, was er macht, aber nun ganz sicher auch nicht.
Das New Age-Etikett passt allerdings auch nur dann, wenn man es von all den negativen Konnotationen befreit, die ihm gemeinhin anhängen. Denn die süßlichen Keyboard-Kleister-Scheiben, die in dieser Kategorie auf den Markt geworfen werden, sind meilenweit von dem entfernt, was der Ausnahme-Gitarrist auf "Skyline" zeigt. Fast jeder Track zeigt ihn von einer anderen Seite und - wenn ich das als Nicht-Gitarrist richtig beurteile - auch fast jedes Mal auf einem neuen Instrument. (Leider geizt meine Promo-Pappe mit jeder Angabe, wer auf dieser CD, wann welches Instrument spielt.)
Was die New Age-Anhänger anstreben (und in aller Regel verfehlen; aber das nur nebenbei) ist der Versuch, den Menschen in Harmonie mit der Schöpfung zu bringen; ihn mit der ihn umgebenden Natur zu versöhnen; ihn zurück zu holen, in eine Einheit, aus der er - warum auch immer - herausgefallen ist. Vielleicht ist es pathetisch überzogen. Aber eine derartiges Hineinholen in eine harmonische Einheit im Hier und Jetzt, das gelingt den meisten der sehr ruhigen, spirituellen Kompositionen Howes erstaunlich gut.
Einzelne Stücke herauszuheben verbietet sich bei der eben behaupteten Einheit von selbst. Vielleicht sollte noch eine gelegentliche Nähe zu den Frühwerken des schweizerischen Harfners Andreas Vollenweider erwähnt werden, der - welch ein Zufall - in esoterischen New Age-Kreisen seinerzeit recht beliebt war.
Prädikat: besser als jeder Guru!!
Norbert von Fransecky
16 von 20 Punkte
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