Wenn eine Band das "Girl from Ipanema" covert, ist erst mal Vorsicht angesagt. Zu oft ist gerade dieses Stück und eine Reihe seiner nächsten Anverwandten für die grässlichsten Versionen von Fahrstuhl-Kleister-Musik missbraucht worden. Bei den Peeping Toms ist das völlig anders. Sie haben dem GvI eine echte Frischzellenkur verpasst. Zu behauten, man hätte der in die Jahre gekommenen Dame kräftig Feuer unter dem Arsch gemacht, würde aber auch wieder in eine völlig falsche Richtung führen. Zu relaxt und entspannt ist das, was hier abläuft - drum eignet sich das Stück ja auch so gut für den Fahrstuhl. Wenn das hier aber Fahrstuhlmusik sein soll, dann nur für tiefer gelegte Cabrio-Fahrstühle, die im 7-Km/h-Tempo die karibischen Palmen auf und ab cruisen. Man hat sozusagen aus einer Doris Day eine Marilyn Monroe gemacht.
Dass ich mich so lange an diesem einen aufhalte, hat seinen Sinn. Die geniale Vermählung von easy listening Swing-Melodien mit dem karibischen Ska-Feeling zeichnet das Debut der Spanier aus. Dabei geht das so souverän und ohne jede merkliche Anstrengung zu Werke, dass selbst einige wenige etwas schwächelnde Nummern (z.B. das Bee Gees-Cover "Spicks and Specks", das die poppige Stärke des Originals nicht erreichen kann.) ihm den Status des Überfliegeralbums nicht rauben können.
Neben den Tracks 1,3 und 10, die exemplarisch für den beschriebenen Stilmix stehen, gibt es einige stärker Reggae-orientierte Songs (2/5/8), Jazz-Anleihen und den lateinamerikanischen Rausschmeißer.
Norbert von Fransecky
19 von 20 Punkte
www.grover.de