Nanu, was ist jetzt passiert ?!? Die vor kurzem noch als Pop-Band
titulierten Jungs von Paradise Lost sind mit ihrem neuen Album diesen Monat offizieller
Soundchecksieger bei unseren grossen Kollegen aus Dortmund. Haben sich Nick
Holmes und Co. etwa in Ritterrüstungen geworfen und fuchteln mit Schwertern
umher oder ist der Härtegrad der Briten wieder entsprechend angestiegen ?
Eher zweiteres ist der Fall, denn die Gitarren drängen im Gegensatz zu den
zahmeren Vorgängerwerken "Believe In Nothing" und "Host" wieder stärker in den
Vordergrund. Jedoch geht die Marschrichtung nicht wieder zurück zu den guten
alten "Icon"-Zeiten, sondern erinnert die "Neue Härte" zumindest bei der
Gitarrenarbeit teilweise z.B. eher an Rammstein bzw. The Prodigy, anstatt an
traditionellen Gothic-Metal. Auch der aus den letzten Longplayern bekannte
Depeche-Mode-Einschlag gesellt sich bei "Symbol Of Life" wieder zu den
altbekannten melancholischen Paradise Lost-Trademarks und dieser spezielle Crossover
macht die Songs auf dem neuen Werk sehr gut tanzbar, was manchen Die-Hard-Fans
alter Tage abermals sauer aufstossen wird.
Aber gerade den Fakt, das die Fünf ihren eingeschlagenen Weg konsequent
fortsetzen, muss man der Band positiv anrechnen, genauso wie die Fähigkeit des
kreativen Duos Holmes&Mackintosh sich für ihren Musikstil durchgehend
anspruchsvolle, tiefgehende Düstersongs aus den Ärmel zu schütteln. Wer das
tanztempelkompatible, mit weiblichen Gesang verstetzte "Erased" oder das melancholisch
eingängige "Mystify" zu Ohren bekommt, versteht vielleicht was ich meine.
Dieser Crossoverkill aus Rock,Gothic-Metal,Wave,Industrial und Pop ist
wahrscheinlich auch für die überdurchschnittlichen Wertungen der Juroren und
diverse Pole-Positions in den Magazinen für diese, übrigens von Rhys Fulber genial
kraftvoll produzierte, Scheibe verantwortlich. Die vermeintliche Stärke, das
Vielfalt bei "Symbol of Life" gross geschreiben wird, ist allerdings auch
die Schwäche des Longplayers, denn voll und ganz wird wohl niemand hinter dem
reifen Paradise Lost-Werk stehen.
Manuel Liebler
15 von 20 Punkten
Internet: www.paradiselost.co.uk