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Samsas Traum - Utopia
(Samsagarde)
Gothic Metal

 

Als jemand, der bereits für das letzte Samsas Traum Meisterwerk "Oh Luna mein" jederzeit wieder die Höchstnote vergeben würde, war ich mehr als gespannt, was das neue, dritte Album dieses Projektes betrifft. Die Ankündigung, vollständig auf den Einsatz schwarzmetallischen Kreischens verzichten und den Anteil der orchestralen Parts stark ausbauen zu wollen, weckte vorab zusätzlich Ängste, dies könne des Experimentierens dann doch zu viel sein.

Doch schon nach dem ersten Hördurchgang sind alle Bedenken weggeblasen und ich muss das tun, was Herr Kaschte schon in unserem Interview aus MAS Nr. 1 angekündigt hatte - ihm eine unglaubliche Weiterentwicklung bescheinigen. Das Songwriting ist durchgängig schlicht superb ausgefallen, die Stücke sind allesamt eingängig, wissen dennoch auch nach zigfachem Hören noch durch ihren Detailreichtum zu fesseln, und die beiden beeindruckendsten, über siebenminütigen Fahrten in der Gefühlsachterbahn, die sich da "...an Solaris" und "Phantasai, lieb` Phantasai!" nennen, sind definitiv das Beste, was vom selbsternannten Orchester des Schreckens bisher zu vernehmen war. Vermehrt wird im Vergleich zu früher Wert auf die Verwendung von Elektronik gelegt, während gleichzeitig Saxofon und Klarinette weitaus songdienlicher eingesetzt werden als noch auf der letzten Platte und mittlerweile zu tragenden Komponenten im Gesamtsound geworden sind. Selbiges gilt für die ausgebauten getragenen Passagen, in denen Lydia Budnick mit ihrer charismatischen Stimme das Wort ergreifen darf, von den meist als ruhige und betörende Kontraste zu den treibenden Beats eingesetzten Chören ganz zu schweigen.

Das Beeindruckendste an "Utopia" ist jedoch einmal mehr die beinahe erdrückende Wucht, mit der Alexander seine in diesmal verhältnismäßig verständliche und von verfremdenden Metaphern weitgehend befreiten Worte gegossenen Seelenqualen auf den Hörer einstürzen lässt und nicht nur dadurch die strafferen, verglichen mit den ersten beiden Veröffentlichungen schneller zugänglichen Stücke nie jener Banalität anheim fallen lässt, die Künstlern mit angeblich erreichter Reife oftmals eigen wird.

Auf Samsas Traum sollte man ein Auge haben, sie werden uns wieder überraschen. Nur müssen wir dann über eine Erweiterung unserer Punkteskala beraten, die für "Utopia" bereits zu eng bemessen scheint (Watt willste!? Anm.d.Red.). Der Himmel steht weit offen und was aus Marburg noch auf uns zu kommt, wage ich mir kaum vorzustellen. Für heute gibt es die Höchstnote - was sonst?

Thorbjörn Spieß

20 von 20 Punkte
 

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