The New York Second
After The Hours, The Minutes
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Es war das Jahr 2022, da lief mir eine hervorragende Produktion über den Weg, die Band The New York Second veröffentlichte ein Album mit dem Titel Music At Night (And Other Stories) . Ich wies bereits darauf hin, dass hinter diesem Projekt der niederländische Pianist und Komponist Harald Walkate steckte. So wählte er diesen Bandnamen, um seine Kompositionen umzusetzen, auf dem genannten Album arbeitete er im Septett-Format, nach Aufnahmen als Quartett und Quintett. Nun, mit der vierten Veröffentlichung, reduziert sich der Protagonist auf ein Trio. Der niederländische Schlagzeuger Max Sergeant ist wieder dabei und den Bass zupft nun Lorenzo Buffa aus Italien.
Im beigefügten Booklet erklärt Harald Walkate, worum es ihm bei den Kompositionen der zwölf Songs ging. So wurden sie Alle auf gewisse Art und Weise vom Lauf der Zeit inspiriert, basierend auf einem Essay des niederländischen Schriftstellers Paul van Tongeren. Dieses erklärt Harald dann auch noch näher und ich empfehle, sich diesen Ausführungen näher zu widmen, wird man dadurch auch näher an die Musik herangebracht und es trägt zum Verständnis bei. Darüber hinaus gibt es zu jedem der Songs noch genaue Erläuterungen, die den jeweiligen Hintergrund beleuchten. Geschichten, die das Leben schrieb, zum Beispiel zu "Moon, 2018", das in Zusammenhang mit einer Fotografie der niederländischen Fotografin Ilona Langbroek steht, seinerzeit ein Geschenk seiner Ehefrau zum Geburtstag, oder viele philosophische Ausführungen, die Jede/r von uns sicher auch weiter individuell ausführen könnte. Und "Allez Les Bleus" hat als Hintergrund einen Besuch in Südfrankreich, in einem Dorf namens Lorgues, in der Provence. Auch hier sollte man sich die Beschreibungen zur Entstehungsgeschichte vornehmen.
Doch nun lenke ich eigentlich von der Musik ab, die aber aus dem Hintergrund meine Gedanken beflügelt. Das eher Üppige des Vorgängeralbums ist nun einer mehr introvertierten Stimmung gewichen, die aber viel Raum für emotionale Assoziationen lässt. Piano-Trios haben in den letzten Jahren zunehmend eine andere Ausrichtung erhalten im Vergleich zu jenen Tagen, als zum Beispiel das Oscar Peterson Trio eine Art Referenz darstellte. So sehe ich die aktuellen The New York Second eher verortet in der Richtung der Musik, wie ich sie in letzter Zeit von Formationen wie dem Helge Lien Trio, von Vein oder vom Trio des Volker Engelberth erlebt habe.
Das heisst, kollektive Trioarbeit, wirklich gemeinsames Musizieren, gemeinsames Gestalten, traumwandlerische Zusammenarbeit mit dem Ergebnis einer kraftvoll gestalteten Musik, die aus dem Inneren der Akteure nach aussen dringt, um Hörer*innen tief ins Mark zu treffen. Hier zählt dann natürlich auch die "Zusammenarbeit", weil man sich fallen lassen muss, um zu erleben und zu genießen. Und wiederum ist es eine Art Kopfkino, dass bei einigen Songs mehr oder weniger ausgelöst werden kann. Trotz eines gewissen intellektuellen Anspruchs der Musik wirkt diese dann doch sehr emotional, oft sehr romantisch, mitunter mit einer kleinen Spur Melancholie versehen. Ja, man kann sich rasch verlieren in diesem Klangmeer und mitschweben, ober mitschwimmen. Dieser Jazz ist modern, eher typisch europäisch, mit kammermusikalischen Aspekten versehen und niveauvoll.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Prelude
2 Professor Nelson Strikes Again
3 Song About Nothing
4 The Great Wait
5 There But The Grace Of God
6 Moon 2018
7 After The Hours,The Minutes
8 Your Cat Got My Rabbit
9 What The Bagelman Saw
10 Allez Les Bleu
11 Let’s Go Where The Mountain People Go
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Besetzung |
Harald Walkate (piano)
Lorenzo Buffa (bass)
Max Sergeant (drums)
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