Randi Tytingvåg Trio
Trøsteviser For Redde Netter
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Ach, könnte ich doch Norwegisch lesen und verstehen! Denn die aus Norwegen stammende Sängerin und Songwriterin Randi Tytingvåg trägt die elf Songs ihrer neuen Platte Trøsteviser For Redde Netter (Tröstende Lieder für angstvolle Nächte) alle in ihrer Muttersprache vor. Immerhin könnte ich sie radebrechend mitsingen, weil alle Texte im Booklet abgedruckt sind. Nun, zur Musik passt die Sprache einfach ideal, und wäre der Gesang anderssprachig, könnte die Stimmung schon ganz anders sein.
Mit ihrer ausdrucksstarken und warmen Stimme, unterstützt von Dan Vagle und Erlend E. Aasland, bringt die Protagonistin eine ungeheuer interessante und vielschichtige Musik zu Gehör. Auf dem Auftaktsong, "Redde Netter", das müsste dann ja ein Song über angstvolle Nächte sein, nimmt sie ihre Stimme zart zurück und gestaltet ganz behutsam den Text, dabei vom heulenden und nächtlich-umheimlich wirkendem Sound einer singenden Säge untermalt. Ein leichter Walzerrhythmus lädt zum schunkelnden Träumen ein.
Bereits auf "Vingespenn", mit einem Rhythmus, der sanft zu galoppieren scheint, und der mich diesbezüglich gar an einige Songs von Tom Waits erinnert, sorgt dann der Einsatz der Klarinette für einen kleinen Ausflug in Gefilde des Klezmer. Und so bietet jeder neue Songs erneute Überraschungen und Wendungen und Ausprägungen, was letztlich dazu führt, dass für Abwechslung gesorgt ist, und seien es auch nur Nuancen, wie der Einsatz der Background Vocals, einer Bassklarinette oder der schleppende Sound der Mandola.
Jedenfalls sind in der Stimmung Elemente der norwegischen Folklore, von Weltmusik, und vielleicht auch der eine oder andere Hauch von Jazz aufgesaugt worden, mitunter dann auch in folkigem Umfeld ausgeführt, aber auch das Genre Singer/Songwriter wird berührt. Randi selbst soll ihre Musik auch einmal als "Norwegicana" bezeichnet haben, warum auch nicht?
Zehn der elf Songs sind Eigenkompositionen, dabei stammen die Texte von Randi und Helge Torvund und die Musik allein von ihr. Nicht sofort erkennbar, aber nach den ersten Takten hörbar, das ist die Fremdkomposition "Røtter og vinger", tatsächlich ist das die norwegisch-sprachige Version von "Always On My Mind", komponiert von John L. Christopher Jr., Mark James und Wayne Carson, und bekannt geworden durch die bekanntesten Versionen von Elvis Presley und Willie Nelson. Diese Version ist eine ganz zarte, vom romantischen Klang der Violine umhüllt.
Im Übrigen kommt zur hervorragenden musikalischen Umsetzung ein betörender Sound, sehr warm, sehr transparent, mit einem Raumklang, das man denkt, die Musiker sind im Hörraum anwesend. Das ist ein audiophiles Vergnügen. Und - das ist Musik, die genau in den Herbst und seine Stimmung und seine Farben passt, und die engagierten Musiker haben es verstanden, ein Kribbeln im Körper zu verursachen, und dazu noch dieser stimmliche Gestaltungsspielraum dieser sowohl leisen, fragilen und zarten als auch druckvoll und kraftvoll agierenden Stimme der Protagonistin dazu, das ergibt eine Zauberwelt, in die man sich gern zurückzieht, um sich wohl zu fühlen, Musik voller großer Emotionen. "Tröstende Lieder für angstvolle Nächte" - nun, diese Lieder trösten auch tagsüber...
Ach ja, beim Studium der Texte während der Songs habe ich dann doch noch tatsächlich festgestellt, dass ich teilweise sogar Norwegisch verstehe, gibt es doch Wörter und Begriffe, die absolut der in meiner Heimat gesprochenen Mundart des Plattdeutschen ähneln.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Redde netter
2 Vingespenn
3 Trøstevise
4 Røtter og vinger
5 Kroppens teater
6 Uro
7 Ein engel og ei sorg
8 Liljevilje
9 Aleina
10 Hålet i ordå
11 Muren
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Besetzung |
Randi Tytingvåg (vokal)
Dag Vagle (gitar, mandola, vokal, kor)
Erlend E. Aasland (banjo, tenorgitar, oktavtenorgitar, mandola, kor, cellobanjo)
Bjørn Eidsvåg (vokal)
Nils Økland (hardingfele, fiolin, bratsj)
Vidar Kenneth Johansen (bassklarinet, klarinett)
Børge Fjordheim (trommer, perkusjon, klokkespill, sag, kor)
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