Mona Mur
Mona Mur
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Mit dieser Compilation (auf CD) zeichnet das Label Play Loud! Productions die Anfänge der Sängerin Mona Mur nach. Die Dame mit der markanten Stimme begann zusammen mit der Kombo Die Mieter, welche aus den Einstürzende-Neubauten-Mitgliedern Alexander Hacke, FM Einheit, Mark Chung und dem Crime & The City Solution-Mitglied Nikko Weidemann bestand. Die hierbei entstandenen Stücke der einzigen EP sind dieser CD angefügt.
Das erste Album der Künstlerin entstand dann mit den beiden Strangler Jacques Burnel und Dave Greenfield. Produziert wurden die 10 Stücke des Debütalbums von Yellos Dieter Meier und veröffentlicht wurde es 1988.
Das sehr elektronische Album bietet elektronischen Wavepop mit einem deutlichen Anschlag des Strangler-Sounds dieser Epoche, aber ebenso dem deutlichen Einfluss von Meier. Die Stücke liegen zumeist im Mistempobereich und haben einen melancholischen Anstrich. Der elektronische Sound wird von Mona Murs Stimme dominiert bzw. ist darauf ausgerichtet, diesen zu unterstützen.
Konterkariert wird dieser elektronische Sound von der Jazzeinlage “My man“, auf der die Musiker zeigen, was sie können und das dasselbe gilt auch für die Sängerin. Auch “Snake“ tönt abweichend zum Vorhergegangen als cooler rockiger Blues mit feiner Schweineorgel. Mit der schrägen elektroakustischen Version von “Surabaya Johnny gibt es auch noch einen schrägen Ausreißer.
Letztlich muss man jedoch sagen, dass die Stücke heute eine gewisse Patina der 80er angesetzt haben, aber trotzdem schön wieder anzuhören sind, vor allem wie das Album eine neue Reihenfolge bekommen hat, die mir persönlich besser als das Original gefällt. Spannender als diese beiden Stücke sind dann die Die-Mieter-Stücke von der einzigen EP Jeszce Polska.
Hier geht es nämlich noch viel rauer zu, hier klingen noch die frühen punkigen und wavigen Anfänge deutlich durch. “My Lie“ begeistert mit ziegiger Gitarre, dunklen Keyboards und doomigen Perkussionen. “Ein bisschen Frieden“ ist eine textlich sehr düstere Angelegenheit und die Musik gibt sich ebenfalls im eher kalten, tristen und dunklen Postpunk der frühen 80er. Ob das eine böse Reaktion auf Nicoles Grand Prix Erfolg war? Bei “Eintagsfliegen“ wird es dann bereits etwas elektronischer, was an dem stoischen Sequernzersound liegt. Darunter grummelt auch der dunkle Postpunk / Coldwave.
Die Bonusstücke beginnen mit dem Remake von “Venus“ hier nun als “Venus 2020“ und einer Maxiversion von “Bastard“. Diese bestätigt dann die 80er-Jahre-Patina perfekt, denn typischer kann ein Song nicht für diese Zeit sein. Cool produzierte elektronische Bässe, ebensolche plastische Perkussionen und eine melancholische Grundmelodie.
Das Album erzielte seinerzeit Achtungserfolge, aber wohl nicht den Erfolg, den es verdient hätte. Vielleicht auch ein wenig wegen der daran beteiligten Musiker erlangte es jedoch Kult und darf eigentlich in keiner wirklich vollständigen 80er Sammlung fehlen. Allerdings entwickelte sich die Karriere der ausgezeichneten Sängerin dann doch etwas anders, das Nachfolgealbum wurde fertig produziert, aber nie (bzw. erst 2015) veröffentlicht. Danach widmete sie sich mehr dem Taekwondo, bei dem Sie sogar bis in die deutsche Nationalmannschaft aufstieg. Musikalisch erarbeitete sie Musik für Filme und PC-Spiele. Erst 2004 wagte sie sich erneut an ein Soloalbum, dem zwei weitere und mehrere Alben in Zusammenarbeit mit En Esch, der auch diese Compilation zusammengestellt, hat bis heute folgten. Letztlich muss man sagen, dass das Debütalbum vielleicht doch etwas zu glatt produziert war und möglicherweise auch ein oder zwei Jahre zu spät kam. Abgeschlossen wird mit dem bösen Titelstück der LP, welches ich mal als lakonisch-rabiates Anti-Nazi Stück verstehe.
Fazit: Das eher poppige Debüt Album Mona Mur klingt heute ein wenig angestaubt, kommt in der neuen Fassung aber spannend rüber und ist durchaus hörenswert. Richtig relevant wird die CD jedoch erst durch die Bonusstücke der Frühphase, was nochmal zwei Punkte obendrauf gibt.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Ritz |
2 | Mezcal |
3 | Bastard |
4 | Jealous |
5 | Surabaya Johnny |
6 | Venus |
7 | My Man |
8 | Snake |
9 | Auf Immer |
10 | 007 |
11 | Venus 2020 (From "Genderation") (Bonus) |
12 | Bastard (Maxi Version) (Bonus) |
13 | My Lie (From Mona Mur & Die Mieter) (Bonus) |
14 | Ein Bisschen Frieden (From Mona Mur & Die Mieter) (Bonus) |
15 | Eintagsfliegen (From Mona Mur & Die Mieter) (Bonus) |
16 | Jeszcze Polska (From Mona Mur & Die Mieter) (Bonus) |
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Besetzung |
Mona Mur
Jacques Burnel
Dave Greenfield
„Die Mieter“ (Zusatzstücke)
Alexander Hacke
FM Einheit
Mark Chung
Nikko Weidemann
Produzent: Dieter Meier
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