Maher Cissoko
Cissoko Heritage
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Maher Cissoko stammt aus dem Senegal, aus einer Familie berühmter Kora-Instrumentalisten. Die Kora ist eine mit beiden Händen gezupfte Stegharfe aus Westafrika, auch bekannt als Harfenlaute. In Senegal aufgewachsen, lebt Cissoko in Schweden und hat sich in der dortigen Folk-und Weltmusik-Szene mittlerweile etabliert, unter anderem auch als Mitglied des Quartetts Sousou & Maher Cissoko.
Cissoko Heritage ist also ein Soloalbum, und laut Pressetext hat er seine eigene Mande-Fusion, inspiriert von Afro-Beat, Reggae, Afro-Pop und Mbalax geschaffen. Sein akustisches Kora-Spiel trifft hier auf elektronische Soundcapes und Beats..
Bis auf die Titel 4, 5 und 7, die traditionellen Ursprungs sind, stammen alle Kompositionen von Cissoko. "Thiossane" besticht sogleich durch diesen unwiderstehlich tranceartig bebenden Rhythmus. Dieser zeichnet sich durch seine Komplexität, mit Synkopen und sog. Cross-Beats, aus und wirkt zunächst befremdlich für das westliche Rhythmusverständnis. Das dürfte eine große Herausforderung für viele "Klatscher" bei Konzerten sein, Jene, die sich stets im Disco-Fox-Modus bewegen und oft die Musik lautstark und teilweise falsch, untermalen. Hier sind nicht nur die Hände, hier ist der ganze Körper gefragt, gefordert, sich zu bewegen, selbst dann, wenn man einfach nur bequem sitzt.
Immer dann, wenn westliche Keyboard-Sounds eingesetzt werden, beispielhaft vordergründig bei "Malouya", dann wirkt das innerhalb der pulsierenden und perkussiv orientierten Musik ein wenig befremdlich, ich halte das nicht für besonders förderlich. Um westliche Anteile einfliessen zu lassen, hielte ich ein Saxofon oder eine Gitarre für vorteilhafter, so wie man es beim gerade genannten Song ebenso hat einfließen lassen, allerdings nur kurz zum Schluss.
Als traurig empfinde ich auch, dass man auf "Kedo" vermeintlich Bläser zu hören glaubt, der Sound aber offensichtlich von Keyboards erzeugt wird. Solche Passagen schmälern für mich den Gesamteindruck einer Platte. Nachschauend betrachtet fällt mir auf, dass der Einsatz der Kora relativ gering ausfällt und modernere Klänge vorwiegend das Geschehen bestimmen. Das ist sicher Teil dieses Fusions-Gedankens, aber die Integration der Kora gefällt mir zum Beispiel besser bei der Musik von Toumani Diabaté.
So ist hier die moderne Ausrichtung recht stark im Vordergrund und mag auf diese Weise breiter streuen hinsichtlich einer Akzeptanz. Letztlich ist aber auch der Eindruck ein relativ gleichförmiger geblieben, nur wenige Songs heben sich aus der Gesamtmasse ab und bieten sich als spezielle Aushängeschilder an. Vielleicht ist es der letzte Titel, "Mama", der wirklich anders ist und der aus meiner Sicht ein sehr einfühlsamer Song ist mit seiner eher zurückhaltenden Stimmung, und das traditionelle folkloristische Element wird durch den Einsatz der Flöte erheblich hervorgehoben. Das ist ein sehr schöner Abschluss einer modernen Tanzplatte mit Afro-Beat-Fusion.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Thiossane
2 Kano
3 Mariama
4 Malouya
5 Miniyamba
6 Sokhor
7 Kedo
8 Dor Waar
9 Karima
10 Mama
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Besetzung |
Maher Cissoko (kora, percussion [tama, kadinjango], vocals)
Sousou Cissoko (vocals, keyboards, guitar)
Awa Cissoko (vocals)
Ahmed Fofana (guitar, percussion, keyboard, bass, fulani flute)
Andreas Unge (bass)
Samba Ndokh Mbaye (percussion [sabar, tama] )
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