Skandalös!! Norbert deckt Fälle von Volter im Proberaum auf
Nachdem Off to War, das Debütalbum von Volter, in der Redaktion bekannt geworden war, wurde Norbert, als Theologe und damit Fachmann für übernatürliche Phänomene, auf die Spur gesetzt, um zu ergründen, ob dieses Album der endgültige Beweis dafür ist, dass der an einem 24.12. geborene Ian Frazier Kilmister tatsächlich auferstanden ist und damit endgültig als der Messias des Rock‘n‘Roll zu gelten hat. So machte er sich an einem brütend heißen Augustnachmittag auf, um durch die idyllischen Leineauen nach Stöcken zu radeln, wo Volter in einem romantisch zwischen zwei Bahndämmen gelegenen Proberaumkomplex in ihrem gar nicht mal sonderlich versifften Proberaum an ihren Skills arbeiten. Auch sonst war alles gar nicht so „evil“. Gitarrist Hurricane Hardy ließ sich erst einmal dafür feiern, dass es ihm gelungen sei seit seinem Eintreffen die Temperatur im Raum von höllischen 39,5° auf erträgliche 32° herunter zu kühlen. Weitere Voraussetzungen für ein gelingendes Interview schuf der singende Bassist Gregor, indem er drei gekühlte Halbliter aus dem Kühlschrank befreite. Dass gerade er es gewesen war, dem Norbert gleich am Eingang begegnete, ermöglichte es ihm, bevor ein Wort gewechselt wurde, erste Indizien für seinen Auftrag zu sammeln. Konnte das der auferstandene Lemmy sein? Seine Stimme auf der CD schien ja fast schon Beweis genug zu sein. Und er trug einen derart ausgeprägten Backenbart, wie er auch das Gesicht von Mr. Motörhead zu bestimmten Zeiten zierte. Dass Gregor erkennbar noch keine 70 ist, durfte bei unseren Untersuchungen keine Rolle spielen, da wir uns ja zumindest potenziell im Bereich des Übernatürlichen befinden. Dann aber häufen sich die Beobachtungen, die die Auferstehung in den Bereich der irrationalen Hoffnung verbannen – keine Warze, kein knarzendes Lachen, keine Weltkriegsdevotionalien und vor allem … kein Jack Daniels. Nach dem ersten Veltins stieg Gregor sogar auf ein Radler um. Das hätte Lemmy nie getan. Erleichtert wieder im Bereich des Rationalen angekommen wollte Norbert nun wissen, was denn hinter der „Gründung von Volter … bei einer Kneipenbegegnung von Gregor und Anton“ steckte, von der der Promozettel spricht. Real oder Legende? Gregor: Das war tatsächlich so – bei einem Konzert der Demolition Bastards im Rockers. Die haben sich leider aufgelöst. Anton und ich, wir kannten uns nur vom Sehen her. Wir kamen ins Gespräch. Und irgendwann stand dann die Idee im Raum eine Band zu gründen, die sich eindeutig an Motörhead orientieren sollte. MAS: Gehen wir mal einen Schritt zurück. Wer waren denn die Gründer von Volter vor der Gründung? Gregor: Ich stamme aus Berlin und habe dort in einer Prog Band namens Dropped gespielt. Dann bin ich nach Celle gezogen und hatte dort mehrere Bands. Mit 4th of May habe ich Hard Rock gemacht. Six Cells waren eher Nu Metal und Swamp gingen in die Stoner Richtung. MAS: Gelebt hast Du von der Musik aber wohl noch nicht. Gregor: Nein! Ich bin Mechatroniker. Ich komme gerade aus den USA zurück, wo wir eine Maschine installiert haben. Demnächst geht es nach Mexico. Glücklicherweise habe ich einen Chef, der für mein Engagement Verständnis hat, so dass ich auch immer wieder einmal die Möglichkeit habe, für die Band kurzfristig Urlaub zu bekommen, z.B. um Überstunden auszugleichen.
Anton: Ich arbeite als CAD/CAM-Programmierer. Seit 1994 mache ich Musik. Mit den Bizzy Bones habe ich Rock‘n’Roll gemacht. Ich habe aber auch schon in einer Misfits-Cover-Band gespielt und mit SnØrd Punk gemacht. Hardy: Ich hab auch vor allem Punk gemacht. Aber das war eher nichts von Bedeutung. Anton: Das war‘s bei mir auch nicht. Allgemeines Gelächter! MAS: Dann hast Du da auch nicht von gelebt. Erneutes Gelächter! Hardy: Nein, ich arbeite ganz schlicht bei einem Telekommunikationsunternehmen. MAS: Laut Eurer Kurzbio war das nun schon legendäre Kneipengespräch im April 2014. Im Herbst hattet Ihr dann nach diversen Kandidaten „Hurricane Hardy“ als Gitarristen gefunden. Dann folgt lange Zeit nichts – bis zum ersten Live-Auftritt im April 2016. Erstaunlicher Weise in einem ausverkauften Club. Wie kam es dazu? Bei dem ersten Gig einer neuen Band erwartet man ja eher die Kulisse von 13einhalb Hanseln, die den Club aus Versehen nicht schnell genug verlassen haben, eventuell plus Freundin, Bruder und Oma. Gregor: Naja! Club ist auch etwas viel gesagt. Das war die Stangenriede Stage. Da passen vielleicht 50, 60 Leute rein und da spielen oft Newcomer Acts. Anton: Das hat auch an unserer EP gelegen. MAS: Die gab es zu diesem Zeitpunkt doch noch gar nicht, oder hab ich mir da irgendwas falsch notiert? Kurze Verwirrung! Hardy: Geholfen hat sicherlich, dass wir am selben Tag vor dem Konzert im Radio waren. Das war so eine Live-Schaltung von Radio Leineherz. Das hat möglicherweise ein paar Leute angelockt. MAS: A pros pro EP. Waren da auch Titel drauf, die dann nicht auf dem Debüt erschienen sind? Gregor: Nein, das ist dann alles auf der CD erschienen. MAS: Warum mussten es Motörhead sein? Warum nicht Purple, Uriah Heep, Annihilator oder Pantera?
Hardy: Annihilator wäre überhaupt nicht gegangen. Ich bin doch kein Jeff Waters. Guck Dir mal meine Wurstfinger an. (Lacht!) Gregor: Es gibt Bands, da kommst Du nicht von los. (Reckt sich und zeigt eindeutige Tattoos.) Danach kommt eine ganz Zeit gar nichts. Und dann kommt vielleicht eine zweite Lieblingsband. Hardy: Motörhead sind einfach zeitlos gewaltig. MAS: Habt Ihr mal überlegt, ob ihr Euch nicht besser Völter nennen solltet. Gregor: Um Gottes Willen Nein! Wir wollen auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, dass wir eine Cover-Band sind. Wir orientieren uns an Motörhead, aber wir machen unser eigenes Ding. Bei den ersten Stücken im Proberaum hat das noch nicht so geklungen. Da gab es den Namen Volter aber auch noch nicht MAS: Anton, ich hatte Dich ja im Vorfeld gebeten, mir die Texte der CD zukommen zu lassen, da zumindest bei der Promo-CD, die ich bekommen habe, keine Texte dabei sind. Du schienst über den Wunsch recht überrascht zu sein. Haben die Texte für Euch keine sonderliche Bedeutung? Anton: Doch, mir sind gute Texte total wichtig. So ein Deutschenglisch wie von einer bestimmten hannoverschen Band käme für uns überhaupt nicht in Frage. Wir lassen uns da auch beraten und sie von Muttersprachlern gegenlesen. MAS: Textlich verbratet Ihr eine Menge Rock‘n‘Roll Klischees – Frauen, Autos, Rock‘n‘Roll, etwas Blut und etwas Horror... Gregor: (unterbricht): So sehe ich das nicht. Wir reden von dem, was wir erleben. MAS: …und dann gibt es da einige ernsthaftere Texte. „Zombieland“ befasst sich mit den Gefahren des Internetzeitalters. „Mr. Sinister“ denkt über den „Mobber-in-uns-allen“ nach. Konfliktträchtig könnte gerade der Titelsong „Off to War“ sein. Ein Antikriegslied, ja. Aber ein wenig scheint es, als wären die Bösen eindeutig zu identifizieren. Die Textzeile „Die for your virgins and your holy book“ weist eindeutig auf den Islam hin. Gregor: So heißt es im zweiten Teil des Textes. Am Anfang heißt es „Die for your honor and your holy book“. Da ist die andere Seite mit gemeint. Es geht uns um jede Art von Krieg. MAS: In „A.L.A.P.D“ beschreibt ihr lärmende Punks, Metaller und Rock’n’Roller unter anderem mit dem Begriff „misfits“ – zu Deutsch so etwa „nicht gesellschaftsfähig“. Gilt das in Euren Augen auch heute noch – oder sind die Stile nicht schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Anton: Doch, ich glaube das ist ein Stück weit immer noch so. Gregor: Im Rock’n’Roll steckt immer etwas Rebellisches drin, mit dem er sich außerhalb der Gesellschaft stellt. Das wird auch immer so bleiben. MAS: Die CD ist jetzt seit einiger Zeit draußen. Was ist seitdem bei Euch passiert?
Gregor: Wir haben einige Gigs gespielt und da war die sehr positive Review in der Rock Hard. (Die mich überhaupt erst auf Volter aufmerksam gemacht hat; NvF) MAS: Nach einer neuen CD darf man wohl noch nicht fragen? Gregor: Doch, wir haben schon einige neue Sachen. Wir rechnen gegen Ende 2019 mit dem zweiten Album. MAS: Und was ist live zu erwarten? Gregor: Mal sehen, was sich ergibt. Es sind einige Sachen in der Mache. Aber wir machen nichts mit Gewalt. Pay to play zum Beispiel ist bei uns nicht drin. Hardy: Das machen wir nicht. Gregor: Fest steht ein Gig am 28.12. im Subkultur in Hannover in der Nordstadt. MAS: Der Todestag von Lemmy! Gregor: Richtig! Das Ganze läuft auch unter der Überschrift „Remember Lemmy Kilmister“. Es ist das dritte Mal. Wir sind zum zweiten Mal dabei. Das erste Mal war es noch ohne Bands. Anton: Vorher sind wir am 3. November in Osterode beim United Forces Festival. Weitere Daten geben wir auf unserer Homepage bekannt. MAS: Danke für die Antworten. Dann schauen wir mal gespannt in die Zukunft. Vielleicht schaffe ich es zwischen den Jahren in Hannover zu sein. Norbert von Fransecky |
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