Yes featuring Jon Anderson, Trevor Rabin, Rick Wakeman

Live at the Apollo (50th Anniversary)


Info
Musikrichtung: Prog

VÖ: 07.09.2018

(Eagle Vision / Universal)

Gesamtspielzeit: 114:36

Internet:

http://www.yesfeaturingarw.com


Veröffentlichungen aus dem Yes-Umfeld stehe ich mittlerweile mit einer ordentlichen Skepsis gegenüber. Insbesondere Anderson-Veröffentlichungen driften oft massiv in den Wellnesss-Bereich ab.

Jetzt also eine Veröffentlichung unter dem Namen Yes featuring Jon Anderson, Trevor Rabin, Rick Wakeman. Jon Anderson, Trevor Rabin und Rick Wakeman stehen für völlig gegensätzliche Seiten von Yes. Bei dem Namen Anderson denkt man sofort an leicht abgehoben esoterische Sounds. Rabin steht eher für einen kommerziell poppigen Ansatz, während Rick Wakeman in seinen guten Zeiten einer der Heroen des abgedrehten Progs war.

Live at the Apollo wischt sämtliche Skepsis schnell beiseite. Es gelingt den drei altgedienten Yes-Recken nicht nur ihre Fähigkeiten absolut songdienlich einzusetzen, sondern die Yes-Klassiker der unterschiedlichsten Bandphasen kongenial zum Leuchten zu bringen.

Die erste Yes Live-Veröffentlichung, das 1972er 3-LP-Set Yessongs, ist bis dato das ultimative Yes-Live-Album. Ich will mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, dass ich behaupten würde, die Yessongs hätten mit Live at the Apollo ihren Meister gefunden hat. Dazu hat dieser Live-Klassiker, der zugleich das Album ist, mit dem ich Yes kennen gelernt habe, einen zu hohen Stellenwert. Aber ich kann mit deutlicher Überzeugung sagen, dass mich seit den Yessongs keine Live-Album der Band so begeistert hat wie Live at the Apollo.

Die Spielfreude der drei älteren Herren ist enorm und stellt alle anderen Live-Alben (nach Yessongs) locker in den Schatten. Dabei kommen die Stücke der frühen Jahre (Für mich gibt es da einen deutlichen Einschnitt zwischen Relayer und Going for the One.) am besten. Viele Alt-Fans werden das mit einem verständnislosen „Is doch klar.“ kommentieren, aber ich hatte immer eine besonderen Vorliebe für die rockigeren Jahre von Going for the One bis Big Generator; während die mit Union (oder auch schon dem nicht unter dem Yes-Logo erscheinen dürfenden Album Anderson Bruford Wakeman Howe) beginnende Esoterik-Phase meine Skepsis beim Anhören neuer Yes-Werke begründete.

Dass die frühen Stücke bei mir dieses Mal noch besser ankamen, mag daran liegen, dass insbesondere das Gitarrenspiel von Trevor Rabin, aber auch die Rhythmus Sektion, bestehend aus Bassist Lee Pomeroy und Schlagzeuger Louis Molino III, deutlich heftiger angesetzt ist, als auf den Originalaufnahmen vor 45 bis 50 Jahren.

Das tritt bei „Perpetual Change“ deutlich in Erscheinung, oder bei dem Gitarrensolo im Schlusspart von „All good People“. „Heart of the Sunrise“ wird zu gigantischen Abfahrt. Der beim Konzert in Manchester 68-jährige Rick Wakeman jagt ohne jede Altersabnutzung über die Keyboards; ihm zur Seite ein entfesselter Trevor Rabin.

Ich hätte der Band einen solchen Auftritt nicht mehr zugetraut, was sicher auch mit Erlebnissen wie dem zwiespältigen 2004er Auftritt der Howe-Squire-White-Besetzung zu tun hat, auch wenn die das Recht hat unter dem unkommentierten Logo Yes zu firmieren.

Ein bisschen Schade ist es, dass man diesem Konzert keine angemessene Verpackung hat angedeihen lassen. Das Cover sieht nach einer Schäbbi-Compilation aus der Wühlkiste bei Rudi’s Reste-Rampe aus und das dünne Booklet bietet neben Tracklist und Line up lediglich ein paar Fotos – geradezu eine Einladung nur zum Download zu greifen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1.1 Intro (11:20)
1.2 Cinema
1.3 Perpetual Change

2 Hold on (8:00)

3 I've sen all good People (7:44)
3.1 Your Move
3.2. All good People

4 Lift me up (7:11)

5 And You & I (10:40)
5.1 Cord of Life
5.2 Eclipse
5.3 The Preacher, the Teacher
5.4 Apocalypse

6 Rhythm of Love (4:55)
7 Heart of the Sunrise (11:26)


CD 2
1 Changes (6:59)

2.1 Long Distance Runaround (6:18)
2.2 The Fish (Schindleria praematurus)

3 Awaken 22:41

4.1 Make it easy (9:46)
4.2 Owner of a lonely Heart

5 Roundabout (7:34)
Besetzung

Jon Anderson (Voc)
Trevor Rabin (Git)
Rick Wakeman (Keys)
Lee Pomeroy (B)
Louis Molino III (Dr)



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