Per Gessle
Small Town Talk
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Es ist, wie es ist, Marie Fredriksson war die Stimme von Roxette. Und ohne Per Gessle wäre Roxette auch nicht Roxette gewesen. Mit “Good Karma“ erschien im Jahre 2016 das letzte gemeinsame Album, und aufgrund der Erkrankung von Marie fand im gleichen Jahr auch das letzte Konzert statt.
Per Håkan Gessle, geboren am 12. Januar 1959 in Halmstad, Schweden, veröffentlichte Soloalben seit 1983 und war auch mit anderen Projekten aktiv. Nun wartet er mit Small Town Talk mit einer weiteren Überraschung auf. Das Album wurde in Nashville und in schwedischen Studios aufgenommen, mit amerikanischen und schwedischen Musikern. Die Mitwirkung eines Stars der amerikanischen Country-Szene, des Pedal Steelers Dan Dugmore, lässt eigentlich darauf schließen, auch aufgrund des Aufnahmeortes Nashville, dass sich Gessle in Gefilde der Country-Musik verirrt haben könnte. Dafür spricht ebenfalls die Beteiligung von Mickey Raphael, seines Zeichens Mundharmonikaspieler, seit vielen Jahren treu an der Seite von Willie Nelson.
Die für das Album verwendeten Songs waren ursprünglich in schwedischer Sprache verfasst worden. Es startet mit “There’s A Place“ sehr zart und fragil, Akustikgitarre trifft auf Fiddle und Pedal Steel, insofern liegen wir mitten im Country-Geschehen, doch sobald Per seine Stimme erhebt, dann zerplatzt die Seifenblase, denn mit relativ wenig Ausdruck und Unsicherheit im Vibrato wirkt er deplatziert, und da vermisst man erstmalig die Marie. Nun, ob sie nun andererseits für Countrymusik geeignet gewesen wäre?
Ganz ohne weibliche Stimmakrobatik kommt die Platte nun auch nicht aus, denn die schwedische Popsängerin Helena Josefsson ist an Bord, doch beim ersten Stück agiert sie allenfalls mit zarter Stimmlage im Hintergrund, ohne auch nur einen prägenden Eindruck hinterlassen zu haben, erst bei “The Finest Prize“ tritt sie in Erscheinung, doch ihre zwar im Klang ähnliche Stimme wie jene von Marie besitzt bei weitem nicht deren Präsenz und Ausdrucksstärke, und Country kann sie auch nicht so recht singen. Doch hiervon hat man sich beim zweiten Song ohnehin schon wieder abgewandt und einen einfach strukturierten Popsong vorgelegt, nichts Besonderes. Auf dem dritten Titel tritt nun Nick Lowe als Gast auf, Helena im Hintergrund als mädchenhafter Chor. Lowe rettet den Song, zwischenzeitlich rauer und gealterter klingender als gewohnt, doch hätte er gut und gern die ganze Platte singen sollen.
Und so verliert sich der Rest der Platte in netten Popliedchen (“Simple Song“) oder auch eine feine Country-Ballade, allerdings nun perfekt intoniert durch die echte Country-Interpretin Savannah Church (“Far Too Close“), ein starker Song, bis sich dann leider auch Per gesanglich einschaltet. Als Backgroundsänger zusammen mit Savannah geht es in Ordnung. Allerdings gibt es in Ansätzen auch weitere interessant gestaltete Songs, wie “No One Makes It On Her Own“, das guten Country-Pop bietet, aber gesanglich auch durch Helena nicht der Hit ist. Mitunter gibt es auch Momente, wo Gessles Gesang relativ passend klingt, bei “Being With You“ ist es erträglich, das ist ein an und für sich sehr guter Popsong mit Chartspotential, und einer guten Hookline, das atmet ein wenig Roxette. Der schlimmste Titel ist der letzte, nach Plastik-Schlagzeug klingender programmierter Sound, mit einer piepsigen Damenstimme garniert – Jessica S. Nun, letztlich ein relativ über kurze Strecken belanglos wirkendes Album mit Höhen und Tiefen, wobei man da sicher noch nacharbeiten könnte, gerade in Nashville sollten da tolle Möglichkeiten bestehen!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 There's a Place
2 The Finest Prize (mit Helena Josefsson)
3 Small Town Talk (mit Nick Lowe)
4 Simple Sound
5 Far Too Close (mit Savannah Church)
6 Hold on My Heart (mit Helena Josefsson)
7 No One Makes It on Her Own (mit Helena Josefsson)
8 Being with You
9 It Came Too Fast
10 Name You Beautiful (mit Helena Josefsson)
11 For the First Time (mit Helena Josefsson)
12 One of These Days
13 Rudy & Me (mit Jessica S.)
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Besetzung |
Per Gessle (acoustic guitar, harmonica, vocals)
Anders Herrlin (bass guitar, sonic vibes)
Helena Josefsson (vocals)
Christoffer Lundquist (acoustic guitar, electric guitar, bass guitar, double bass, keyboards, mandolin, flute, banjo, percussion, backing vocals)
Clarence Öfwerman (keyboards)
Dan Dugmore (pedal steel, dobro)
Stuart Duncan (violin)
Elizabeth Goodfellow (drums, percussion)
Magnus Börjeson (bass guitar, sonic vibes)
Savannah Church (vocals - #5)
Andreas Quincy Dahlbäck (drums, percussion)
Tomas Ebrelius (violin)
Ola Gustafsson (pedal steel guitar, electric guitar)
Linnea Henriksson (backing vocals - #11)
Nick Lowe (vocals - #3)
Mickey Raphael (harmonica)
Jessica S.(vocals - #13)
Malin-My Wall (violin)
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