Musik an sich


Reviews
Jason Sharp

A boat upon its blood


Info
Musikrichtung: Electronica / Contemporary Music / Expertimental Electronica / Dark Wave

VÖ: 30.09.2016

(Constellation Records)

Internet:

http://www.cstrecords.com/cst119
http://www.soundcloud.com/constellation-records/jason-sharp-a-boat-upon-its-blood-pt-1


Jason Sharp ist ein Musiker, der sich in der experimentellen Musik zwischen Contemporary Music und Rock-/Jazzexperimenten in erster Linie auf dem Saxophon einen Namen gemacht hat. Hierbei hat er mit Musikern wie Sam Shalabi und auch im Dunstkreis von Godspeed You! Black Emperor und Silver Mt. Zion gearbeitet und aufgenommen. So verwundert es nicht, dass sein Solodebüt ebenfalls auf Constellation Records erscheint und von Thierry Amar (GY!BE, Silver Mt. Zion Musiker) produziert wurde.

Das Debüt A boat upon its blood ist ein instrumentales Konzeptalbum, welches von den Gedichten The Heart von Robert Creeley inspiriert wurden. Das Album eröffnet dem Titel entsprechend mit den Klängen eines Herzschlags, welcher verfremdet wurde und so als Bass fungiert. Hierüber legen sich dichte, dunkle Streicherarrangements und kaum hörbare, knarzende Elektronik. Dieses Stimmungsbild zieht sich fast durch das gesamte Titelstück, welches in drei Parts aufgeteilt ist. Die unheilvolle Stimmung, die durch die Streicher erzeugt wird, wird von den Herzfrequenzen getragen und so wird ein dunkler, mächtiger Einstieg in geschaffen. Im dritten Teil brechen dann die Frequenzen weg und werden zunächst vom Schlagzeugsound ersetzt, dunkle Elektronik kreist weiter wie ein Drone über allem und die Streicher tauchen immer wieder unheilvoll auf. Die Perkussion treibt sich abschließend selbst immer schneller voran und bricht unter psychedelisch klingenden elektronischen Sounds fast euphorisch hervor. Die dunklen Drones bleiben jedoch bestehen.

Das die zweite LP-Seite eröffnende “In the contruction of the chest, there is a heart“ beginnt mit hellen Streicherklängen. Die Herzfrequenz setzt wieder ein und wird bald durch Dopplung mit anderen Perkussionen verstärkt. Kreisende Elektronik wird dann von harschen, aber rhythmischen Samplerklängen zu etwas fast Rituellem gewandelt. Ein interessantes, aber auch etwas zerfasertes Stück, welches durch den Einsatz eines tiefen Basses am Schluss wieder etwas homogener wird.

“A blast at best“ verfolgt den Industrial-Ansatz weiter. Hier wird es jedoch schon sehr kakophonisch. Der Herzrhythmus ist weiter erkennbar, darüber breitet sich ein Saxophon sehr avantgardistisch aus und wird mit elektronischen und mechanischen Geräuschen zu einem Klangmonster. Die Hörer, die dieses Soundgewitter überstanden haben, werden mit dem melancholischen Ausklang des Albums durch “Still I sit, with you inside me pt. 1 & pt. 2“ entschädigt. Dies nimmt das Thema des Titeltracks wieder auf, dieselbe Herzfrequenz-Bassklänge setzen wieder ein und werden mit wunderschönen Streicherklängen verziert. In Part 2 gesellt sich dann eine noch schönere Pedal Steel Gitarre dazu, um einen wundervollen Track zu seinem Höhepunkt zu bringen. Grandios.

In einem wunderschönen Hartpappe-Foldout-Cover (CD), mit einem ebenso schönen Cover findet der geneigte Hörer auf der klanglich hervorragenden CD (die LP wird hingegen auf Qualitätsvinyl in Deutschland in 180 Gramm Pressungen gefertigt) die mal wirklich interessante, neue Klänge offeriert und die zwischen hoher Eingängigkeit und kakophonischem Lärm changiert.

Erstklassiges Debüt.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1A boat upon it´s blood pt. 1
2 A boat upon it´s blood pt. 2
3 A boat upon it´s blood pt. 3
4 In the contruction of the chest, there is a heart
5 A blast at best
6 Still I sit, with you inside me pt. 1
7 Still I sit, with you inside me pt. 2
Besetzung

Jason Sharp: Amplified Heart, Feedback, Synthesizers, Bass Saxophon
Joe Grass: Pedal Steel Gitarrenklänge
Joshua Zubot: Violine

Gäste:
Ben Duinker, Mark Morton, Ben Reimer, Alessandro Valiante : Mikrophone & Mini Amp (Track 4)
Jesse Zubot: Drum Machine, Synthesizer (Track 4 & 7)


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