Musik an sich


Reviews
Steve Hackett

Original Album Series (5-CD Schuber)


Info
Musikrichtung: Progressive Rock / Rock / Klassik-Rock

VÖ: 26.09-2016

(Sony)

Gesamtspielzeit: 226:47

Internet:

http://www.stevehackett.com


Aktuell kommt wieder ein Schwung der sehr erfolgreich laufenden Serie Original Album Series von Sony Music auf den Markt. Diese bietet für den interessierten Musikfan mit weniger Interesse an großem Artwork und Verpackung einen sehr günstigen Zugriff auf das Werk unterschiedlichster Künstler. Und nun kommt auch Steve Hackett hier zu Ehren. Bei dem großen Output des Ex-Genesis-Gitaristen ist es natürlich schwierig, eine Auswahl zu treffen. Ebenso wechselte Hackett drei Mal das Label, was dann auch zu Lizenzproblemen führt und so etwas wie eine chronologische Box verhindert.

Die vorliegende Hackett-Box deckt jedoch relativ gut sein Schaffen von 1993 bis 2006 ab. Und diese Ära gehört nicht zu seiner erfolgreichsten Zeit. Zumindest nicht komplett, erst Ende der 90er mit dem wieder ansteigenden Interesse an Progressiver Rockmusik und spätestens mit seinen „Genesis Revisted“Projekten stieg Hackets Erfolg nach den wohl eher mauen 90er-Jahren wieder. Til we have faces, erschienen 1984, fällt jedoch aus dieser Zeit heraus. Warum dieses Album anstelle eines weiteren 90er- oder 00er-Albums dann beigelegt wurde, ich weiß es nicht.

Zu den enthaltenen Alben sei Folgendes gesagt:

Till we have faces (1984)
Auf Till we have faces setzte Hackett, inspiriert durch seine neue Frau, auf südamerikanische Rhythmen. Besser, er setzte südamerkanische Musiker ein, denn das feurige südamerkanische kommt nur selten durch. Insgesamt gilt dieses Album, das durchaus ein paar sehr schöne Stücke aufweist, als eines seiner schwächsten. Die CD-Version erschien im Übrigen in abgeänderter Form 1984. Dieser Box liegt das 1997 Re-Issue mit Bonustracks bei.

Guitar Noir (1993) war durchaus ein Bruch mit seinem vorherigen schaffen. Ein sehr dunkles Album mit sehr viel Blick auf sein Gitarrenspiel, welches hier auch besonders häufig auf klassische Figuren zugreift. Ein sehr spannendes und gutes Album.

Darktown (1999) zeigte Hackett dann wieder viel tiefer im Progrock, auch wenn das Album beim ersten Hören wie ein weiterer Umbruch wirkt. Es ist insgesamt, dem Titel entsprechend, sehr düster und wartet mit einem sehr opulenten, dichten Sound auf. Böse Zungen mögen ihm ein Anbiedern an die zu dieser Zeit durchaus populären, dunklen Progklängen junger Bands andichten. Insgesamt ist Darktown für mich eines seiner stärksten und vor Allem in sich geschlossensten, überzeugensten Alben.

To watch the storms (2003) ist der direkte Nachfolger von Darktown. Die Dunkelheit ist trotz des nicht minder beängstigenden Covers weitestgehend gemischt. Stilistisch bietet das Album wieder eine wesentlich größere Bandbreite, weshalb es sich weniger geschlossen gibt. Jedoch expermentiert Hackett fleißig und dank einer inzwischen wieder eingespielten Begleitband wirkt das Album zumindest teilweise wie aus einem Guss. Bei einigen Fans gilt dieses Album als sein Bestes überhaupt, ich würde es etwas unter Darktown ansiedeln.

Wild Orchids (2006)
Wiederum der direkte Nachfolger, zwischenzeitlich veröffentlichte Hackett mit Morpheus 2005 jedoch eine seiner klassischen Platten. Folgt man den Hackett-Kennern, trennte dieser vorher seine klassische und rockige Ader recht strickt, um sie hier dann erstmals ineinander Einfließen zu lassen. Dem möchte ich an sich widersprechen, schließlich gilt Hacketts Gitarrenspiel seit jeher als durchaus klassisch beeinflusst. Sicherlich richtig ist, dass auf diesem Album tatsächlich erstmals drei klassische Nummern auf Rock treffen. Auch Wild Orchids gehört definitiv in seiner Vielseitigkeit und in seinem transparenten Sound zu seinen besten Alben.

Somit lässt sich feststellen, dass diese Box mit den letztgenannten drei Alben drei tatsächliche Hammeralben und Klassiker anbietet. Guitar Noir passt ebenfalls noch ganz gut ins Set, denn es zeigt den Künstler auf dem Weg zu diesen Großtaten. Til we have faces hingegen ist ziemlich deplatziert, aber für denjenigen, der die Alben noch nicht besitzt und auf diesem Wege günstig an sie kommen will, auch durchaus mal hörenswert ist. Insgesamt gibt es also viel gute Musik für wenig Geld.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
Till we have faces (1984, 2013 Reissue)
1. What's My Name:7:04
2. The Rio Connection 3:19
3. Matilda Smith-Williams Home for the Aged 8:04
4. Let Me Count the Ways 6:05
5. A Doll that's made in Japan 3:56
6. Duel 4:48
7. Myopia 2:54
8. Taking the Easy Way Out 3:48
9. The Gulf (cd bonus track '87) 6:30
10. Stadium of the Damned (cd bonus track '87) 4:37
11. When You Wish upon a Star 0:48

Darktown (1999)
1. Omega Metallicus 3:48
2. Darktown 5:00
3. Man Overboard 4:17
4. The Golden Age Of Steam 4:09
5. Days Of Long Ago 3:23
6. Dreaming With Open Eyes 6:55
7. Twice Around The Sun 7:15
8. Rise Again 4:26
9. Jane Austen's Door 6:13
10. Darktown Riot 3:10
11. In Memoriam 8:06
12. The Well At The World's End 3:48
13. Comin' Home To The Blues 6:12

To watch the storms (2003)
1. Strutton Ground 3:03
2. Circus Of Becoming 3:47
3. The Devil Is An Englishman 4:26
4. Frozen Statues 2:57
5. Mechanical Bride 6:38
6. Wind, Sand And Stars 5:06
7. Brand New 4:39
8. This World 5:17
9. Rebecca 4:18
10. The Silk Road 5:23
11. Come Away 3:11
12. The Moon Under The Water 2:12
13. Serpentine Song 6:50

Wild Orchids (2006)
1. A Dark Night In Toytown 3:39
2. Waters Of The Wild 5:35
3. Set Your Compass 3:38
4. Down Street 7:34
5. A Girl Called Linda 4:47
6. To A Close 4:49
7. Ego And Id 4:08
8. Man In The Long Black Coat 5:10
9. Wolfwork 4:49
10. Why 0:47
11. She Moves In Memories 5:00
12. The Fundamentals Of Brainwashing 3:01
13. Howl 4:32

 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>