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Julia Marcell
June
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Die Geschichte der polnischen Musikerin Julia Marcell liest sich wie ein kleines Internetmärchen. Um Geld für ihre Musik zu sammeln, stellt sie ein paar Songs auf der Webseite Sellaband ein. Ziel: 50.000 Dollar für Plattenaufnahmen zusammen zu bekommen. Bereits innerhalb von drei Monaten hat sie es geschafft. Anschließend geht es mit dem renommierten Produzenten Moses Schneider (u.a. Kreator, Beatsteaks, Turbostaat) ins Studio in Berlin, wo man das Debütalbum It might like you zusammen aufnimmt. Dies ist mittlerweile drei Jahre her. Julia Marcell hat sich zwischenzeitlich in der deutschen Hauptstadt angesiedelt und veröffentlicht nun ihre zweite CD June.
Und diese ist ein äußerst einfallsreiches und schillerndes (Art-)Popalbum geworden. Im Vordergrund steht eindeutig Julias Stimme, welche auf der einen Seite fordernd, aber dann doch wieder so mitreißend klingt. Der jungen Kate Bush oder Björk nicht ganz unähnlich (aber komplett ohne Nervfaktor), besitzt sie trotzdem einen ganz eigenen Ton. Rau, manchmal exaltiert und dann wieder engelhaft singt sich die Polin leidenschaftlich durch ihre einfallsreichen Melodielinien. Doch es gibt noch einen weiteren Hauptdarsteller auf June. Und dieser ist der Rhythmus. Sämtliche Songs sind sehr rhythmusbetont und treibend, wobei nicht immer gleich tanzbar. „Ctrl“ oder „Shhh“ orientieren sich zwar an modernen Hiphop-artigen Disconummern, die Interpretation ist aber recht eigenwillig und wirkt fast ironisch.
Viel interessanter ist aber der stilistisch wenig festgelegte Rest. Mit rhythmisch gespielten Streichern, klopfenden Pianoklängen, treibenden Flötenmelodien, kraftvollen Bässen und den starken Drumsounds wird eine tolle Atmosphäre erschaffen, die zwischen Kammerpop und wilder Anarchie hin und her schwingt. Man muss schon ein gewisses Talent besitzen, um das alles in geregelte Bahnen zu lenken. So verschmelzen im Sound von June zum Beispiel ein wenig Elektronik und die natürlich erzeugte Perkussion zu einem harmonischen Ganzen. Angedeutete Polyrhythmik verehelicht sich mit wunderschönen, leicht schwebenden Melodien.
Julia Marcell und ihr Produzententeam (neben Moses Schneider auch Michael Ilbert) haben hier ein Album erschaffen, welches mit seiner Ungezwungenheit und seinem originellem Songwriting von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Anspieltipps? Der cool treibende Titelsong, der atmosphärische Abschluss „Aye aye“, das hüpfende „Matrioszka“ und das ruhig schwelende „I wanna get on fire“. Also jetzt nichts wie los und gebt dem Album eine Chance. Denn es lohnt sich!
Mario Karl
Trackliste |
1 | June | 3:53 |
2 |
Matrioszka | 3:35 |
3 |
Since | 3:28 |
4 |
Ctrl | 3:01 |
5 |
Camelan | 4:36 |
6 |
Shores | 1:29 |
7 |
Echo | 4:52 |
8 |
I wanna get on fire | 4:57 |
9 |
Crows | 5:24 |
10 |
Shhh | 3:08 |
11 |
Aye aye | 5:30 |
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