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Alice Cooper
Welcome 2 my nightmare
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Fortsetzungen zu beliebten und kommerziell erfolgreichen Alben sind ja in letzter Zeit immer wieder recht „hip“. Nach 36 Jahren hat es wohl auch Alice Cooper in den Fingern gejuckt, selbst einen solchen Aufguss zu versuchen. Eine neuzeitliche Interpretation von Welcome to my nightmare sollte es sein. Dazu geholt hat sich Mr. Furnier seinen damaligen Produzenten und Songwriting-Partner Bob Ezrin. Auch ein paar ehemalige Kollegen der ursprünglichen Alice Cooper Band (Denis Dunaway, Michael Bruce und Neal Smith) sind mit an Bord. Lustig, dass sie gerade hier mitwirkten. Setzte der Sänger doch vor Teil 1 seine Band vor die Tür und machte solo weiter. Wie auch immer, schauen wir uns Welcome 2 my nightmare etwas genauer an.
Vom grundsätzlichen Konzept her hat sich erwartungsgemäß wenig verändert. Auch hier gibt es wieder eine albtraumhafte Geschichte nach der anderen. Doch thematisch verknüpft wirken sie nicht. Anno 2011 hat man sich an diese Thematik natürlich auch schon längst gewöhnt. Und so sind hollywoodartige Texte über Ghouls, Blut und comichafte Gewalt eher für den gepflegten und leichten Grusel zwischendurch gut, als dass es noch jemanden schockieren würde. Dem sind sich Alice Cooper und Genossen durchaus bewusst und so tritt man dieser Tatsache mit einer Portion Humor gegenüber, was ein Pluspunkt ist.
Vor allem musikalisch merkt man, dass die letzten drei Jahrzehnte an dem „Godfather of Shock Rock“ nicht vorbei gegangen sind. Teilweise topmodern und technisch einwandfrei (manchmal etwas zu steril) präsentieren sich die Songs. Zeitgenössischer Autotune-Wahnsinn und Popcharme hätte es wie z.B. bei „I am made of you“ aber definitiv nicht gebraucht - auch wenn sich eine typische Alice Cooper-Ballade darunter versteckt. Da werden dem traditionsbewussten Rockfan angeglamte Hardrocker wie „The congregation“, „Caffeine“ oder „I'll bite your face off“ umso besser munden, auch wenn man so richtig unwiderstehliche Ohrwürmer wie „Department of youth“ oder „Cold ethyl“ etwas vermisst. Ziemlich spaßig sind dafür der beschwingte Bubblegum-Rock'n'Roller „Ghouls gone wild“, das roots-rockige „I gotta get out of here“ oder auch das polkamäßige (Tom Waits light trifft auf einen Tuba spielenden Zigeuner) „Last man on earth“, welches (in diesem Fall positiv) etwas aus dem Rahmen schlägt.
In eine ganz andere Richtung geht auch „Disco bloodbath boogie fever“, bei dem Alice Cooper mal eben Disco-Hopser abschlachten geht und sich dazu einem rockigen Dödel-Atzen-Sound bemächtigt. Lustige Idee - klingt trotzdem eher schlapp. Interessanter wirkt da noch „What baby wants“. Hier trifft zeitgemäßer Blingbling-Pop in Form von Schäbi-Sternchen Ke$ha (!) auf 80s-Rock. Na, wenn das mal kein Hit wird...
An dieser Beschreibung merkt man schon: Stilistisch geht es recht abwechslungsreich auf Welcome 2 my nightmare zu und es wird nicht so schnell langweilig. Das muss man der Platte anerkennen. Allerdings umgibt das Ganze ein leichter Plastik-Charme, wie auch schon der dritten Verwurstung von Meat Loafs Bat out of hell. Ganz nach dem Motto „alles ganz nett, aber auch relativ harmlos“. Trotzdem ist die Scheibe recht kurzweilig und wirklich enttäuscht hat sie nicht. Denn wer hat sich allen Ernstes etwas richtig Epochales erhofft?
Mario Karl
Trackliste |
1 | I am made of you | 5:32 |
2 |
Caffeine | 3:24 |
3 |
The nightmare returns | 1:15 |
4 |
A runaway train | 3:51 |
5 |
Last man on earth | 3:47 |
6 |
The congregation | 3:59 |
7 |
I’ll bite your face off | 4:25 |
8 |
Disco bloodbath boogie fever | 3:36 |
9 |
Ghouls gone wild | 2:33 |
10 |
Something to remember me by | 3:16 |
11 |
When hell comes home | 4:30 |
12 |
What baby wants | 3:43 |
13 |
I gotta get outta here | 4:20 |
14 |
The underture | 4:37 |
15 |
We gotta get out of this place (Bonus Track) | 3:09 |
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