Awolnation
Megalithic symphony
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Da meint man, man hätte schon alles gehört und Popmusik kann einen eigentlich gar nicht mehr wirklich packen. Und dann kommt ein hyperaktiver Bursche namens Aaron Bruno (ex-Under The Influence Of Giants) daher und belehrt einen eines besseren! Megalithic symphony seines Solobabys Awolnation ist so herrlich überdreht und zu viel des Guten, dass man es einfach gut finden MUSS. Der Herr wirft zahlreiche sonst so abgelutschte Zutaten wie Synthie-Pop, Rock, Soul, Glam, Funk und schmierige Radiomucke in einen Topf, fügt eine große Portion sympathisches Nerdtum, sowie punkige Anarchie hinzu, rührt das Ganze mit einer Stange Dynamit ordentlich durch und fertig ist eine wilde und doch so unverschämt eingängige Platte, dass einem schon fast schwindelig wird. Der gute Aaron verpackt manchmal in einen Song mehr Melodien und Harmonien, als andere Kollegen in ein ganzes Album. Klingt abgedroschen, aber stimmt trotzdem.
Wie der Sänger und Multiinstrumentalist es immer wieder schafft, dass man hier Dinge gut findet, die man per se für Kacke hält, ist wohl sein Geheimnis. Liegt es vielleicht daran, dass er Zuckerwatte mit einer Portion gesundem Straßendreck vermengt? Bereits den wilden Synth-Beats und funky Rhythmen, dem überdrehtem Gesang und dem Dicke-Hose-Refrain des ersten richtigen Songs „Soul wars“ kann man schon nicht mehr widerstehen. Weiter geht es mit Stücken mit gleichzeitigem Killers-, wie Boygroup-Charme, die so saufrech ohrwürmelnd klingen („People“, „Jump on my shoulders“) oder einem wilden Tanzflächenritt gleich kommen („Wake up“). Dazu kommt noch eine Art rockiger Riot-Pop („Burn it down“) oder eine Verquickung von weiblichen Gospelchören mit Elton John-Pathos in einem federnd-weichen Harmonien-Bett („All I need“). Instrumental und arrangementtechnisch wird hier nicht gekleckert, sondern nur geklotzt. Scheiß doch drauf, ob das live geht - Hauptsache es rockt! Der Wahnwitz hat bei Awolnation durchaus Methode.
Aber nicht nur in Sachen instrumentaler Unterbau gibt Aaron Bruno alles. Auch stimmlich zeigt er sich recht wandelbar. Neben seiner poppigen Kuschelstimme, kommen im raueren Timbre immer wieder seine Punkwurzeln durch. Es gibt halt wohl doch Leute, die Popsounds genauso geil finden wie Hardcore. Nebenbei holt er mit seiner unbedarften Einstellung auch noch die Indiekids ins Boot. Und das ist durchaus ein Talent, welches man würdigen sollte. Wer jetzt noch Fragen hat, sollte sich das abschließende „Knights of shame“ anhören, welches als eine Art „1999“ fürs neue Jahrtausend anfängt und in seinen 12 Minuten Spielzeit mal eben die letzten 30 Jahre Popgeschichte durchexerziert und wie 10 Songs in einem klingt.
Das hat gesessen. Da braucht man erst einmal Zeit zum Durchatmen. Aber kurz darauf erwischt man sich gleich wieder, dass man unkontrolliert durch die Wohnung zappelt und „Jump on my shoulders“ mitgrölt oder zur gnadenlos brummenden Synthielinie von „Sail“ abgeht. Sehr gut gemacht, Herr Bruno. Bitte mehr davon!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Megalithic symhony | 0:57 |
2 |
Some sort of creature | 0:26 |
3 |
Soul wars | 3:37 |
4 |
People | 3:58 |
5 |
Jump on my shoulders | 4:08 |
6 |
Burn it down | 2:45 |
7 |
Guilty filthy soul | 3:33 |
8 |
Kill your heroes | 2:58 |
9 |
My nightmare's dream | 0:27 |
10 |
Sail | 4:19 |
11 |
Wake up | 3:02 |
12 |
Not your fault | 4:02 |
13 |
All I need | 3:37 |
14 |
Knights of shame | 14:57 |
15 |
Burn it down (Innerpartysystem Remix) | 4:55 |
16 |
Sail (Innerpartysystem Remix) | 5:26 |
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