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Cherubini, L. (Bernius)
Requiem in c
MAJESTÄTISCH
Es entbehrt nicht gewisser tragikomischer Züge, dass Cherubinis wohl untypischstes Werk, sein Requiem in c-moll, zugleich das ist, was die breiteste Zustimmung und Anerkennung gefunden hat. Der Verzicht auf äußere Effekte, ein ungewöhnlich raffinierter Orchestersatz und die Größe des Ausdrucks gerade in der Verinnerlichung zeichnen das Werk aus. Dabei ist dessen Geschichte durchaus bizarr: Hatte Cherubini noch 1796 an den musikalischen Freudenfeiern zur Erinnerung an die Hinrichtung Ludwigs XVI. mitgewirkt ("Racheschwur dem Königsthum"), so führte er 1816 mit nicht weniger Begeisterung den Auftrag aus, eine Totenmesse zum Angedenken an jenen nunmehr wieder geschätzten Monarchen zu schreiben.
Die Musik ist von höchster Noblesse. Der Komponist hat auf den Einsatz von Solisten und jeglicher vordergründige Virtuosität verzichtet, der strenge, textgeprägte vierstimmige Chorsatz wirkt musikalisch eher rückwärts gewandt, dabei zugleich aber absolut klassizistisch. Nach den Wirren der Revolution orientierte man sich auch auf diesem Feld gerne wieder an überkommenen Formen.
Frieder Bernius legt eine mustergültige Interpretation dieses eindrucksvollen Werks vor, so organisch und idiomatisch wie keine andere Einspielung zuvor. Gegenüber der bisherigen, eher objektiv gehaltenen Referenzaufnahme unter Christoph Spering (opus 111, 1994) gestaltet er etwas freier und gelangt dadurch auch zu differenzierteren Abstufungen im Ausdruck und zu einem durchweg überzeugenden Fluss des musikalischen Geschehens. Vor allem nimmt das Orchester gegenüber dem Chor - auch bedingt durch die perfekte Aufnahmetechnik - eine gleichberechtigte Stellung ein, so dass das Farbspektrum wesentlich bereichert wird. Der Kammerchor Stuttgart beeindruckt mit homogenem Klang und unbedingtem Gestaltungswillen. Derart perfekt musiziert ist dieses Requiem wahrhaftig ein Werk von ergreifender Größe und majestätischer Schönheit. Da nimmt man dann auch hin, dass auf der CD durchaus noch Platz für die eine oder andere Zugabe gewesen wäre.
Sven Kerkhoff
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Besetzung |
Kammerchor Stuttgart
Hofkapelle Stuttgart
Frieder Bernius: Ltg.
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