Sarah Brendel
Early Morninghours
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Zum Teil, vor allem zu Beginn, liefert Sarah Brendel ein paar tolle Enttäuschungen. Tolle Enttäuschungen? Was das ist?
Nun, auf der einen Seite, ist von der beeindruckenden Rock-Röhre, die sich vor Jahren auf ihrer Debüt-EP andeutete, jetzt absolut nichts mehr zu hören. Und das ist wirklich schade!
Auf der anderen Seite machen zumindest die ersten fünf Tracks erst einmal richtig Spaß. Sarah Brendel geht hier ungeheuer verspielt, entspannt und lässig zu Werk und kreiert so ein paar wunderschön „undeutsche“ Nummern, die man eher am Rande der britischen Folkszene erwarten würde, gelegentlich an Bands wie The Smith oder Beautiful South erinnern, aber eine noch größere, liebevolle Naivität ausstrahlen. Da passt dann auch ihre Stimme, die hier sehr jung, viel jünger als auf den früheren Scheiben klingt. Das wirkt ein ums andere Mal, wie ein Kinderchor, wenn die Musik nicht viel zu abgeklärt dafür wäre.
Ganz nebenbei haben die Stücke auch noch viel eigene Identität. Neben dem sanften Morgenlied „Early Morning Hours mit Piano und Streichern steht ein toller akustischer Country Rock’n’Roll („Selfparalyzed“), ein ruhiges Stück mit schwebendem Akkordeon („Back to the Dust“) und das fröhliche Tanzlied „Dancers of the Night“.
Bis hierhin ist Early Morninghours ein einziges Vergnügen. Das wird zum Ende hin in abgeschwächter Form wieder so. Vorher muss man sich aber durch den etwas mauen Mittelteil kämpfen. Hier wird die Basis oder der Beat doch sehr synthetisch und die Stimme wirkt nicht mehr naiv süß, sondern nur noch dünn. Wenn „Keep us alive“ dann versucht dramatisch zu werden, geht der Schuss vollständig nach hinten los. Die kompositorischen Ideen sind viel zu banal und die Stimme wirkt völlig überfordert. Das Ganze klingt insgesamt wie der erste Take im Übungsraum zehn Minuten nach dem wach Werden.
Insgesamt dennoch ein schönes Album, mit dem sich Brendel in einer in Deutschland wohl einzigartigen Nische positioniert. Und selbst da, wo sie heute schwach wirkt, müsste sie punkten können, wenn sie einen Produzenten findet, dem es gelingt, die Stärken erneut zu wecken, die sie zu Beginn ihrer Karriere bewiesen hat.
Das wird übrigens noch einmal deutlich, wenn sie im hidden Track praktisch ohne jede Produktion nur zur akustischen Gitarre singt.
Die erste Hälfte dieser CD damit kombiniert, könnte eine der variabelsten und ausdruckstärksten Songwriterinnen ergeben, die Deutschland zu bieten hat.
Einen besonderen Bonus erhält Early Morninghours durch die Mitwirkung von Larry Norman. Der Pionier der christlichen Rock– und Pop-Szene ist an zwei Songs beteiligt. Es sollten die letzten Aufnahmen von Norman werden, der kurz danach verstorben ist. Ein Video zeigt Szenen aus dem Tritonus-Studio in Berlin.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Early Morning Hours | 2:29 |
2 |
Song of Love | 4:01 |
3 |
Back to the Dust | 4:08 |
4 |
Selfparalyzed | 3:53 |
5 |
Dancers of the Night | 3:48 |
6 |
Crush on you | 4:19 |
7 |
Burning of the Ages | 3:39 |
8 |
Keep us alive | 4:56 |
9 |
Write down | 4:21 |
10 |
Into another Land | 4:02 |
11 |
Travel with me | 3:00 |
12 |
Here comes the Day again | 3:24 |
13 |
Walking backwards | 2:41 |
14 |
* Pause * | 1:49 |
15 |
Travelling through the Valley | 1:41 |
16 |
Sarah Brendel & Larry Norman in Berlin (Video) | 7:42 |
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Besetzung |
Sarah Brendel (Voc, Ac. Git, Piano <1,7>, Harmonica, Back Voc)
Udo Rinklin (Akkordeon, Keys, El. Git, B, Programming, Perc)
Gerd Böttler (Trompete, Horn, Piano, El. Git, Back Voc)
Böni Hahn (Dr)
Florian Böhm (Dr <6,9>, Back Voc)
David Arzt (El. Git, Back Voc)
Jay Stapley (Git)
Stevie Wonder (B, Back Voc)
Mona Vetter (Violine)
Inna Braun (Russische Gedichtlesung)
Florian Ostertag (Back Voc)
Larry Norman (Voc <3,13>, Git <13>)
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