Chrome Hoof
Pre-emptive false rapture
|
|
|
Chrome Hoof - Was für eine Freak-Vereinigung! Zehn Multiinstrumentalisten in futuristischen Mönchsroben, dazu eine choreographiertes Tänzerinnenduo und ein interstellarer Sound der im vorbeifliegen sämtliche Klangplaneten von Disco und Funk, über Rock und Metal, bis zu Prog und Acid streift. Was jetzt nach einem großen Projekt klingt, nahm ganz bescheidene Anfänge, als der Cathedral-Bassist (britische Doommetal-Band) Leo Smee Anfang des Jahrtausends zusammen mit seinen Schlagzeug spielenden Bruder Milo als Drum-and-Bass-Duo ihre Vorliebe für 70’s Funk und Disco auslebte. Auf ihrem Weg durch die Klubs rekrutierte das Brüderpaar, Rattenfängern gleich, immer mehr Musiker sämtlicher Gattungen, bis man zum regelrechten Orchester anwuchs, wie es jetzt auf seinem zweiten Album Pre-emptive false rapture zu hören ist.
Und dieses Album ist ein wirklich starkes, ausgeflipptes und extrem grooviges Stück Musik geworden. Zwar entbehrt sich der hier gebotene Sound jeglicher Vergleiche, doch wenn die Plattenfirma das Ganze als Mischung als Sun Ra, ESG, Goblin, Parliament/Funkadelic und Black Sabbath verkauft, trifft es den Kern der Sache ganz gut. Bei den überwiegend auf Bass und Schlagzeug basierenden Songs treffen unbarmherzig nach vorne treibende, tanzbare Rhythmen auf funkige Gitarren, soulige Gesänge und Chöre, sowie Bläser- und Streichersätze. Durchbrochen werden die Stücke immer wieder von satten Powerchords, versponnene Spielereien und Effekten, sowie proggigen Breaks, welche nicht selten an Frühsiebziger Jazz- und Krautrockbands erinnern.
Dies ergibt eine satte Mischung, für die sich sicherlich nicht jeder begeistern wird, aber nach kurzer Eingewöhnungsphase regelrecht süchtig machen kann – ein gewisser Sinn für das Außergewöhnliche vorausgesetzt. Dabei bringen Chrome Hoof nicht nur den Funk- und Discofan zum abzappeln, sondern auch gestandene Prog-, Rock und Metalfans ergeben sich dem Rhythmus. Die ersteren dürften besonders ihre Freude an den ausgefeilten Tanzbodensmashern „Tonyte“ und „Spokes of Uridium“ haben, während das Progherz bei „Moss covered obelisk“ mit seinen Drehungen und Wendungen höher schlägt. Wer es gerne etwas deftiger möchte, findet im Rock `n Rolligen „Astral doors“ (Gesang von Chathedral’s Lee Dorian) und der mit Death-Grunts und Screams ausstaffierten Metalnummer „Death is certain“ angemessenes Futter. Auch ein Hauch von zügellosem Punk (im Hinblick auf den Gesang) findet sich im sonst von Bass und Bläsern getragenen „Leave this ruinied husk“.
Langeweile wird somit im Hause Chrome Hoof nicht besonders groß geschrieben. Diesem Kollektiv ist mit Pre-emptive false rapture ein äußerst außergewöhnliches und spannendes Album geworden, welches sämtliche vorhandenen Genreschubladen sprengt und jenseits von allen Moden und Trends zu Hause ist. Sollte man antesten!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Nordic curse | 1:58 |
2 | Tonyte | 5:30 |
3 | Pronoid | 3:48 |
4 | Circus 9000 | 4:40 |
5 | Moss covered obelisk | 9:03 |
6 | Leave this ruined husk | 3:45 |
7 | Symbolik 180° | 2:46 |
8 | Death is certain | 4:22 |
9 | Astral suicide | 2:47 |
10 | Egg n’ bass | 1:34 |
11 | Spokes of Uridium | 8:07 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Leo Smee: Bass, Vocals, Synth, FX, Percussion Milo Smee: Drums, Percussion, Synth, Piano, Words, FX Chloe Herrington: Bassoon, Saxophone Emma Sullivan: Trumpet, Screams, Vocoder Andy Gustard: Guitar, Percussion Emmett Elvin: Rhodes, Organ, Synth Lola Olafisoye: Vocals Nuwella Love: Vocals Sarah Anderson: Violon, Viola Tim Bowen: Cello
Dancers: Claire Brown & Hannah Morris
Guest Musicians: Daniel O’Sullivan: Choir Lee Dorian: Vocals
|
|
|
|