Sibelius, J.
Sämtliche Werke, Vol.1 und 2 (BIS)
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Info |
Musikrichtung:
Nachromantik
VÖ: 11.09.2007
BIS / KlassikCenter Kassel (2 Boxen á 5 CDs (AD: div.) / Bets.nr. BIS-CD-1900/01 und /02)
Internet:
BIS Sibelius-Edition
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GROSSTAT
Zu einer diskographischen Grosstat setzt das schwedische Label BIS aus Anlass des fünzigsten Todestags des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957) an: Mit Unterstützung der Erben des Komponisten, des Verlages Breitkopf & Härtel sowie der Musikwissenschaftler von der Universität Helsinki wird hier sukzessive eine wirklich umfassende und vollständige Edition sämtlicher Werke auf 65 CDs herausgebracht. Im Jahre 2010 soll die Edition mit der Box Nr. 13 abgeschlossen sein. Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr sind soeben zunächst einmal Vol. 1 und 2 erschienen, wobei die erste Box auf 5 CDs die Tondichtungen beinhaltet, wohingegen die zweite Box einen Teil der kammermusikalischen Werke(Streichquartette, Klaviertrios und -quartette)umfasst.
Der Einstieg ist geschickt gewählt, denn die Tondichtungen bieten wohl den leichtesten Zugang zu Sibelius´ vielschichtiger Musik. In typischer Weise greift er hier volksmusikalische Motive auf, verschiebt sie gegen- und ineinander, instrumentiert höchst farbig und findet bei alldem doch zu einem ganz eigenen, nordischen Tonfall. Die häufig Sogwirkung entfaltenden Orchestereffekte geben den Werken einen fast filmmusikalischen Charakter und dramatische Zugkraft. Hier kann sich auch jeder, der von Sibelius bislang allenfalls "Finlandia" und das Violinkonzert kennt, dem schwelgerischen Genuss des opulenten Orchestersatzes hingeben.
Um die komplexen Strukturen dahinter zu entdecken, bietet sich hingegen die Kammermusik an.
Zugleich zeigen beide Boxen bereits die Vorzüge der - auch optisch ansprechend gestalteten - Edition auf: Innerhalb der thematischen Einheiten lässt sich die stilistische Entwicklung im langen Komponistenleben des Jean Sibelius Sibelius leicht und eindrücklich nachvollziehen. Überdies wird er aus der Ecke eines bloßen "Nationalkomponisten" herausgeholt, denn das Gesamtwerk weist ihn als Komponisten von Weltrang aus, dessen Einfluss auf die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts nicht zu unterschätzen ist. Dem sind auch die Interpretationen angemessen. Die Edition speist sich zum Teil aus bereits vorliegenden, häufig preisgekrönten Einspielungen, jedoch werden noch 20 der insgesamt 65 CDs neu einzuspielen sein. BIS verlässt sich dabei insgesamt auf die nordischen Sibelius-Spezialisten, was auch belegen mag, dass der Komponist in der internationalen Wahrnehmung noch nicht den ihm gebührenden Platz einnimmt. So wirken an der Edition etwa das Lahti Symphonieorchester, das Göteborger Symphonieorchester, das Tempera Quartett, die Sopranistin Anne Sofie von Otter und der Pianist Folke Gräsbeck mit.
Bei den Tondichtungen kann man sich sogleich von der Vertrautheit des Lahti Symphonieorchester mit "seinem" Sibelius überzeugen: Farbig, schwelgerisch und doch bewegt, dabei zudem - auch dank der exzellenten Klangtechnik - transparent wird hier musiziert. Und auch die Kammermusik ist bei ihren Interpreten in den besten Händen.
Die Booklettexte (auch in deutsch) warten mit einer Fülle von Informationen zu den Werken und mit biographischen Details aus dem Leben von Jean Sibelius auf.
Natürlich wird eine derartige Gesamtaufnahme ungeachtet ihrer interpretatorischen und editorischen Qualitäten doch eher etwas für die eingeschworenen Sibelius-Fans bleiben. Aber auch solchen, die es erst werden wollen, kann das Hineinhören wärmstens empfohlen werden. Doch Vorsicht: Volume 1 könnte süchtig machen!
(Auf eine Punktwertung und den Abdruck der Einzeltitel wird mit Rücksicht auf den Charakter der Veröffentlichung als Gesamtedition verzichtet.)
Sven Kerkhoff
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