|
|
Kristin Asbjørnsen
Wayfaring stranger - A spiritual songbook
Back to the roots
Ohne ihr Bild auf dem Cover würde ich denken, die Hautfarbe von Kristin Asbjørnsen wäre etwas dunkler. Aber diese prickelnd bluesige Jazzstimme kommt tatsächlich aus dem ganz hohen Norden. Hier in Norwegen erblickte die Sängerin 1971 das Licht der Welt. Später lies sich die Künstlerin am Trondheimer Konservatorium zur Jazz-Sängerin ausbilden. Bekannt wurde Kristin Asbjørnsen u.a. als Sängerin der Rock-Jazz Band Dadafon. Hier profilierte sie sich auch als Komponistin.
Ruth Reese, aus Chicago stammende und 1960 nach Norwegen ausgewanderte Sängerin und Gesangslehrerin, vermachte Asbjørnsen vor ihrem Tod 1990 ihr sehr umfangreiches Songbook mit wenig bekannten oder vergessenen afro-amerikanischen Spirituals. Die ältesten Songs sind schon im 17. Jahrhundert entstanden. Die Themen der Lieder stehen somit schon fest und brauchen nicht erläutert zu werden. Diese Spirituals hat die Künstlerin mit viel Leidenschaft auf Wayfaring stranger - A spiritual songbook vertont. Das hier der (Gospel) Blues ganz weit vorne steht, braucht auch nicht weiter erklärt zu werden.
Dass mir bei den ersten Worten von "Trying to get home" Janis Joplin vor dem geistigen Auge erschien, kommt nicht von ungefähr. An Kraft fehlt es Kristin Asbjørnsens Stimme absolut nicht. Das zurückhaltende Timbre in ihrer Stimme brennt sich gnadenlos in die Gehörgänge. Viel zur Atmosphäre der CD trägt die intelligent sparsame Instrumentierung bei. Hier hört man raus, das alle Beteiligten tief in das Thema der Musik eingestiegen sind. Paradebeispiel dafür ist der Titel "Don`t be weary traveler", der nur durch wenige im Hintergrund kaum auszumachende Gitarrenklänge unterstützt (nicht begleitet) wird.
Der Opener "Trying to get home" hat mit Sicherheit das Potential zum Klassiker. Ein Gospel der alten Schule, dem ich mich nicht entziehen konnte. Dies auch (oder gerade deswegen) vor dem Hintergrund, dass bereits Johnny Cash, Pete Seeger und Emmylou Harris dem Charme des Songs erlegen sind. "In that morning" ist mit seiner Chorbegleitung wesentlich voluminöser. Trotzdem ist der Song spartanisch genug, um als ursprünglich gelten zu können. Der Verzicht auf musikalischen Firlefanz ist es, was Kristin Asbjørnsen in den Olymp der ganz großen Interpretinnen erhebt.
Fazit: Ursprünglicher geht es nicht. Trotzdem klingen die einzelnen Titel nicht verstaubt oder abgegriffen. Ich sehe Wayfaring stranger - A spiritual songbook als moderne Zeitreise einige Jahrhunderte zurück. Zurück auf Baumwollfelder, die von einem bis heute unterdrückten Teil der Menschheit bearbeitet wurden. Zurück zu ihren Ängsten und Sorgen, aber auch von der religiös geprägten Freude am Leben. Nebenbei beweist die Künstlerin, dass man für Blues, Jazz und Gospel nicht zwingend schwarz sein muss. Man muss es nur verstanden haben...
Andreas W. Fieseler
Trackliste |
1 | Trying to get home | 3:44 |
2 | I`m on my way | 3:45 |
3 | Ride up in the chariot | 3:31 |
4 | Now we take this feeble body | 2:59 |
5 | In that morning | 4:08 |
6 | Come go with me | 4:09 |
7 | Wish I was in heaven sitting down | 3:06 |
8 | Going up | 2:06 |
9 | Don`t be weary traveler | 3:21 |
10 | I am a poor wayfaring stranger | 6:06 |
11 | Oh glory | 3:15 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Kristin Asbjørnsen: vocals Jostein Ansnes: guitars,lap steel, vocals Jarle Bernhoft: guitars, basses, vocals Anders Engen: perc
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|