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Reviews
Vicki Vann

Dream catcher


Info
Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 09.08.2005

(Red Canyon Records)

Gesamtspielzeit: 43:16

Internet:

http://www.vickivann.com


Bereits das Cover zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, denn die Sängerin ist eine bildhübsche junge Lady aus Kalifornien, die in den Medien als Mischung aus Halle Berry und Shania Twain bezeichnet wurde, ein Kompliment, das so schnell nicht zu übertreffen ist. Aber allein die Optik kann eine CD noch nicht zum Erfolg führen, denn dazu bedarf es einer guten Stimme und ebenso guten Songmaterials. Ob diese Punkte mit dem Aussehen gleichziehen können, nehmen wir jetzt unter die Lupe.

Im Einzelnen:

Als erstes fällt die ungewöhnliche Stimme von Vicki Vann auf, denn sie unterscheidet sich nicht unerheblich von den bisher bekannten Countryladys. Sie klingt ein wenig nasal und erinnert in Nuancen an Dolly Parton, die ja auch singt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, und dies kann durchaus ein Prädikatsmerkmal sein eingedenk der Tatsache, dass sich mal wieder jemand nicht vom Mainstream verbiegen lässt. Wenn man sich ein wenig an die Stimme gewöhnt hat, merkt man ihr einen gewissen Reiz an, der nun die Aufmerksamkeit auf die Musik lenkt. "I shoulda left you in Tuscon" ist ein guter Midtempo-Song in absolute professioneller Qualität, dessen Musik die Stimme unterstreicht ohne ihr die Luft zu nehmen. Als zweiten Song gleich eine Ballade zu präsentieren ist recht mutig, doch wer singen kann, darf sich auch dieser Anforderung stellen. "Some things momma don´t know" zeigt die Tochter eines Gospel-Sängers stimmfest und gefühlvoll mit feinem Vibrato (an den richtigen Stellen) und man hat das Gefühl, das Singen bereitet Vicki Vann richtig Spaß und strengt sie nicht an. So sollte es sein. Dies gilt auch für "I´m not any closer to getting over you", wo sie die sanften Passagen singt wie Zuckerwatte, leicht und süß.

"This is where I get off" bietet für den Background auf einigen Strecken nicht viel mehr als eine Akustikgitarre, und auch das reicht in Verbindung mit der Stimme, da sie sehr stark trägt. Noch stärker kommt dies bei "White lines and picket fences" zu Geltung, wo sie stimmliche Filigranarbeit leistet, die einem schon mal wohligen Schauer über den Rücken jagen kann. Eine Ballade der hervorragenden Art, nicht überzogen mit Streichern oder ähnlichem Beiwerk. Straight from the heart! Dass Vicki Vann sich anscheinend in den ruhigeren Stücken eher zuhause fühlt als in poppig-rockigen Varianten, beweist auch "Chains", das traditioneller (auch in der Instrumentierung) daherkommt. Swingend wird "You must think my heart has swinging doors" präsentiert, das ein wenig poppiger wirkt und dem Partner klarmacht, dass sie ihm nicht zur Verfügung steht, wie und wann er es gerne möchte. Liebe kann man nun mal nicht ein- oder ausknipsen! "It hurts" lebt von Miss Vanns wiederum stark im Vordergrund stehenden Stimme und man kann sich den Song auch gut ohne Background vorstellen, denn eigentlich reicht der Gesang, um seine Hörer in den Bann zu ziehen. Oftmals ertappt man sich dabei, die oftmals neben dem Hören der CD anstehende Arbeit einzustellen, denn es gibt viele Momente, die man nicht verpassen sollte, und je ruhiger ein Song desto größer die Chance, etwas zu verpassen.

Dass Vicki aber auch richtig Gas geben kann, beweist sie bei "Trouble is a woman", denn es groovt so richtig ab und die Dancehalls müssen um den Platz auf der Tanzfläche fürchten. Doch auch hier hat man die richtige Stimmkoloration parat, um den Drive des Liedes zu unterstützen. "Is it ok to cry now" holt die Tänzer jedoch schnell wieder auf den schmusigen Boden der Tatsachen zurück, denn es ist eine Ballade, die zum wiederholten Male starke Gefühle offen legt und so mancher Gentleman würde Vicki Vann in diesem Moment gerne sein Taschentuch leihen. Auch wenn keiner der Titel aus der Feder der Sängerin stammt, ist sie in der Lage, die fremden Lyrics mit jeder Menge Gefühl zu füllen. Bei "Delicious love" scheint sie sogar wie eine Katze zu schnurren, wenn es – wie so oft – um das Thema "Liebe" geht. Dezent und trotzdem absolut passend eingesetzt wird dabei ein Background-Chor, der dem ganzen ein Sahnehäubchen aufsetzt. In "I won´t settle for less than you" erklärt sie, mit allem zufrieden zu sein und mit nichts und niemandem tauschen zu wollen, wenn sie nur ihn behalten kann. Dieser zärtlichen Ballade reicht eine Gitarre, um der fantastischen Stimme ein dezentes musikalisches Gerüst zu geben, an dem die Gefühle emporklettern können. In seiner minimalistischen Art ist dies Lied der Höhepunkt des Albums, und wenn´s am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören.

Fazit:

Vicki Vann´s zweites Album Dream catcher ist ein Leckerbissen für all diejenigen, die ehrlich präsentierte Gefühle lieben und sich auch an eine ungewöhnliche Stimme heranwagen, denn spätestens nach dem ersten Anhören der CD wird man nach der Return-Einstellung des CD-Players suchen. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass mich dieses Album auf langen Nachtfahrten bedeutend besser wach halten kann, als Rock und Pop, denn es ist keine Musik, die man nebenher oder im Hintergrund hört. Diese Musik und diese Stimme graben sich ins Hirn und ins Herz.

Dream catcher präsentiert zwölf absolut ehrliche und professionell hochwertig produzierte Songs, bei denen man ständig das Gefühl hat, dass sie dem Herzen und den Gefühlen der Sängerin entspringen. Ein wirklich gutes Stück Countrymusik, bei dem wir die Hoffnung hegen sollten, von Vicki Vann auch in Zukunft noch einiges zu hören. Vielleicht ist dies Album auch bereits das Sprungbrett der hübschen Kalifornierin (die unter anderem deutsche Vorfahren hat) in den Pool der großen Countrystars. Verdient hätte sie es!



Lothar Heising



Trackliste
1I shoulda left you in Tucson 3:43
2Some things momma don´t know 3:31
3I´m not any closer to getting over you 4:00
4This is where I get off 3:36
5White lies and picket fences 4:08
6Chains 4:05
7You must think my heart has swinging doors 2:54
8It hurts 4:02
9Trouble is a woman 2:23
10Is it ok to cry now 4:36
11Delicious love 2:53
12I won´t settle for less than you 3:25

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