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Nancarrow, C. (Seltzer - Sachs)
Kammer- und Orchestermusik
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Info |
Musikrichtung:
20. Jahrhundert
VÖ: 09.05.2005
Naxos / Naxos CD DDD (AD 1989) / Best. Nr. 8.559196
Gesamtspielzeit: 44:42
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DER MENSCHLICHE FAKTOR II
Der Amerikaner Conlon Nancarrow (1912-1997) ist vor allem als Meister des Player Pianos bekannt geworden. Diesem elektropneumatischen Instrument hat er über fünfzig fulminante Studies auf die Lochpapierstreifen-Mechanik komponiert: irrwitzig virtuose, rhythmisch vertrackte Musik, die kein lebender Pianist zu bewältigen vermöchte.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Vor einiger Zeit hat das Label Wergo Bearbeitungen einiger Studies für zwei Pianisten herausgebracht (Rezension). Nancarrow selbst hat jedoch vor seiner systematischen Erforschung des Player Pianos durchaus für menschliche Interpreten komponiert. Dass die mit den horrenden Anforderungen seiner Musik nicht zurechtkamen, hat ihn allerdings überhaupt erst auf die maschinelle Reproduktion ausweichen lassen. Auf dieser Naxos-Wiederveröffentlichung einer Aufnahme des amerikanischen Labels Muscial Heritage Society finden sich einige der diffizilen Werke aus den 1930er und 40er Jahren. Heutigen Interpreten, zumal solche, die auf Neue Musik spezialisiert sind, fällt die Realisierung der komplexen Partituren inszwischen wesentlich leichter.
Dennoch: Die Toccata for Violin und Piano von 1935 wurde von Nancarrow noch 1980 in eine Version für Violine und Player Piano verwandelt – das geforderte sehr hohe Tempo im Klavierpart ist auch von einem sehr guten Pianisten kaum zu realisieren. Gerade dieses Stück zeigt noch einmal, welche Traditionen für Nancarrow geprägt haben: die eigenwilligen Harmonisierungen und der vitalen Rhythmik des Jazz und die Kontrapunktkunst J. S. Bachs. Diese Anregungen klingen auch noch in den jüngeren Kompositionen nach: Als Nancarrows Ruhm in den 80er Jahren zu wachsen begann, gab es auch wieder Kompositionsaufträge – und zwar für menschliche Interpreten. Der kurze ¿Tango? von 1984 und das kompakte Piece No. 2 for Small Orchestra von 1986 sind Ergebnisse dieser Wiederanknüpfung an die traditionelle Aufführungspraxis. Im Wesentlichen wird man auch hier die musikalischen Techniken der Studies finden, wobei das vierhändige Klavierspiel ungleich farbiger klingt als die doch sehr trockenen Klänge des Player Pianos. Beim kaleidoskopartig-vertrackten Orchesterstück nimmt der Faktor Klangfarbe entsprechend größeren Raum ein, dient aber eher dazu, die musikalischen Linien zu möglichst kontrastreich kolorieren, als echten Klangzauber zu verbreiten.
Die Interpretationen sind durchweg gut: sehr strukturbewusst und präzise, wenngleich nicht besonders sinnlich. Weniger schön ist das etwas blasse, nicht immer ausgewogene Klangbild (vor allem bei der Toccata rattert das Player Piano kaum hörbar im Hintergrund). Für alle Nancarrow-Fans dürfte die Platte dennoch eine willkommene und faszinierende Ergänzung des Studies-Kosmos sein.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | 01 Piece No. 1 for Small Orchstra | 07:01 |
2 | 02 Toccata for Violin and Player Piano | 01:38 |
3 | 03 Prelude and Blues | 03:22 |
4 | 04 Study No. 15 (Transkription für Klavier vierhändig) | 01:13 |
5 | 05 ¿Tango? | 02:49 |
6 | 06-08 Sonatina for Piano | 04:49 |
7 | 09 Trio Movement | 02:41 |
8 | 10-12 String Quartett No. 1 | 10:38 |
9 | 13 Piece No. 2 for Small Orchestra | 10:31 |
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Besetzung |
Ensemble Continuum Ltg. Cheryl Seltzer & Joel Sachs
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