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Kálmán, E. (Tomaschek)
Die Herzogin von Chicago (DVD)
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Info |
Musikrichtung:
Operette
VÖ: 01.08.2005
Capriccio / Delta Music (DVD (AD: 2005, live) / Best.nr. 93509)
Gesamtspielzeit: 145:00
Internet:
Capriccio
Volksoper Wien
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ZWISCHEN CSARDAS UND CHARLESTON
Emmerich Kálmáns (1882-1953) Operette "Die Herzogin von Chicago" rückt erst in jüngster Zeit neben seinen bekannteren Werken wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach einer superben CD-Produktion 1999 unter Leitung von Richard Bonynge (Decca, Best.nr. 466 057-2) haben dafür in der letzten Saison u.a. die Inszenierungen der Bonner Bühne sowie der Wiener Volksoper gesorgt. Letztere kann man sich nun per DVD ins Wohnzimmer holen.
Reinen Kálmán bekommt man dabei jedoch nicht geliefert: Text und Musik wurden für diese Aufführung bearbeitet, nach dramaturgischen Kriterien teils recht frei umgestaltet. Gut bekommen ist der Herzogin diese Rosskur nicht unbedingt. Das Werk hat solche Veränderungen an sich auch nicht nötig. Mag es im Original auch einer Nummern-Revue ziemlich nahe kommen, ist doch genau dies vom Komponisten beabsichtigt und zeigt bereits den Übergang von der Operette zum Musical an. Auch die Änderungen im Libretto fügen dem Stück keinen wirklich zündenden neuen Witz hinzu. Erhalten geblieben ist ungeachtet dessen die faszinierende Mischung aus Moderne und Tradition, die das Werk ausmacht. In Gestalt der reichen Mary Lloyd - einer Art Paris Hilton der 20er - kommt dabei nicht nur der amerikanische Lifestyle das alte Europa (hier: das marode Duodezfürstentum Sylvarien) besuchen, sondern es schwappen auch Charleston, Foxtrott und Jazz herüber. Kálmán bindet diese Musikstile geschickt ein und verschmilzt sie in einer Art Versöhnungsgeste zeitweise mit den traditionellen Operettenbestandteilen Csardas und Wiener Walzer. Das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen und Weltsichten ist der eigentliche Kern der Geschichte, wofür die Verwicklungen um die Liebe der Miss Mary zum Sylvarischen Erbprinzen Sándor Boris eher symbolhaft stehen. Dieser Stilmix führte übrigens dazu, dass das Stück unter der Nazi-Diktatur nicht mehr aufgeführt werden durfte und als "entartet" galt.
Kálmáns untrüglicher Sinn für zugkräftige Nummern hat ihn auch bei diesem Werk nicht verlassen, obwohl es auch einige Längen und Schwachstellen aufweist, die die Wiener Neueinrichtung nicht beseitigt. Dafür setzt sie in der Inszenierung das Potpourrie der Farben und Stimmungen sehr schön im Sinne einer uramerikanischen Bühnenshow mit viel Glamour und Tanz um. Insofern ist diese Produktion in erster Linie etwas für´s Auge. Was die Ohren angeht, ist man mit der älteren Decca-Einspielung weit besser bedient. Zunächst einmal ist bei der neuen DVD das Orchester klangtechnisch ungünstig und extrem bassbetont abgebildet. Es agiert ohenhin mehr im Sinne einer Jazz-Combo, als im Stile des klassischen Orchesters. Dem Dirigat von Michael Tomaschek fehlt zudem die mitreißende Leichtigkeit und Luftigkeit, wie man sie bei Richard Bonynge zu hören bekommt. Auch die Sängerriege reicht an jenes Niveau nicht heran. Allerdings singt sich Norine Burgess mit ihrem soubrettenhaften Ton nach anfänglich bedrohlicher Engführung der Stimme im Verlauf der Aufführung frei. So gelangt sie schließlich zu einer darstellerisch und sängerisch doch überzeugenden Vorstellung. Hingegen ist der Tenor Mehrzad Montazeri nur optisch der richtige Erbprinzendarsteller, während ihm stimmlich nicht alles gelingt. Einen wunderbar komischen Auftritt hat der Schauspieler Peter Matic als König Pankratz im letzten Akt (in der Uraufführung spielt diese Rolle der legendäre Hans Moser) und auch Renée Schüttengruber bewährt sich in der Rolle der Prinzessin Rosemarie bestens.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
König Pankratz: Peter Matic Erbprinz Sándor Boris: Mehrzad Montazeri, Tenor Miss Mary Lloyd: Norine Burgess, Mezzosopran Prinzessin Rosemarie: Renée Schüttengruber, Sopran James Jacques Bonda: Wolfgang Gratschmeier, Bariton u.a.
Chor, Ballett und Orchester der Volksoper Wien
Ltg. Michael Tomaschek
Inszenierung: Dominik Wilgenbus
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