John Carter Cash, der leibliche Sohn von Johnny Cash und June Carter, brachte passend zu seiner am 05. Oktober beginnenden Europatour (siehe Konzerttermine auf unserer Seite) ein Soloalbum heraus, in dem sich sein ganzes musikalisches Spektrum wiederspiegelt.
Durch seine Eltern kam bei John Carter Cash natürlich unweigerlich das Interesse an der Country Musik auf, wo er in Willie Nelson, Waylon Jennings und Glen Campbell seine Idole fand. Jedoch begeistere ihn in jungen Jahren auch schon die Welt der Rockmusik, so rockte er damals im Stil von ZZ Top oder Lynyrd Skynyrd.
Heute ist er nicht nur als Sänger, Songschreiber und Gitarrist tätig, sondern hat mittlerweile auch Erfahrung als erfolgreicher Produzent gesammelt.
Mit seinem brandneuen Soloalbum "Bitter Harvest" legt er nun ein Werk vor, das sich so leicht nicht in das so gerne verwendete Schubladensystem einordnen lässt. Er verfolgt hier seinen eigenen musikalischen Weg, der sich aus einer Vielfalt von Stilarten zusammenbaut und somit seine ganzen musikalischen Einflüsse vereint.
"Bitter Harvest" ist ein kurzweiliges, experimentierfreudiges Album das einen weiten Bogen spannt von Modern Country, Alternate Country zu Folk-Rock und klassischer Songwriter-Musik bis hin zur traditionellen Country Musik.
Was beim Hören der CD als erstes auffällig wird, ist die markante, rauchige Stimme des Künstlers, die ihm einen großen Wiedererkennungswert beschert.
Musikalisch ist die Produktion klar strukturiert, man verzichtet hier auf unnötigen Firlefanz um die Titel nicht zu überladen, die Songs kommen aber mit der richtigen Power und überwiegend recht druckvoll an den Zuhörer. Besonders auch die gute Gitarrenarbeit auf der Produktion ist positiv hervorzuheben.
Bis auf zwei Neuaufnahmen alter Klassiker stammen hier alle Titel komplett aus eigener Feder, ein weiterer Pluspunkt hin zu einem authentischen Album.
Um ein paar Beispiele der Songvielfalt zu nennen, sei hier etwa "Remain Calm" erwähnt. Man kann diesen Titel wohl am besten den Richtungen Alternate Country und Folk-Rock zuordnen. Sehr trockener, powervoller Sound, der von treibenden Drums und bretternden, teilweise auch verzerrten E-Gitarrenklängen mit tollen Solis beherrscht wird.
Kontrastprogramm bietet dann der Titel "Sinking in the lonesome sea", hier schwenkt John Carter Cash über zu Acoustic Bluegrass, wo sauber gespielte Dobro und Bajoklänge zu vernehmen sind. Der Titel wird sehr spielfreudig interpretiert und führt zurück zu den Wurzeln der Country Musik.
Einer der stärksten Titel wartet dann mit der Ballade "Carmen", ein wunderbar melodischer, bluesiger Modern Country Song, der mit feinen Hammond-Orgel Klängen hinterlegt ist und bei dem das hervorragende, virtuose Gitarrenspiel von Kenny Vaughan besonders gut gefällt. Nicht zuletzt überzeugt Cash hier mit sehr gefühlvollem Gesang und somit gehört dieser Song zu den ganz heißen Anspieltipps.
Der Titelsong "Bitter Harvest" beschert eine sehr schöne, ruhige Songwriter-Ballade, die überwiegend von Piano begleitet wird und stellenweise mit Cello und Violine angereichert wird. "Blame it on me" ist hier ebenfalls eine Erwähnung wert, der langsame Country/Alternate Country Song besticht durch seine Eingängigkeit, den vollen und erdigen Sound und den emotionalen Gesang von John Carter Cash.
Der Schlusstitel "The way-worn traveler" bringt nochmals traditionellere Klänge zu Tage, hier bekommt man ein Duett mit seinem Vater Johnny Cash geboten, der hier neben Marty Stuart und Randy Scruggs auch als Gitarrist zu hören ist.
Als Fazit kann man sagen, dass John Carter Cash hier eine CD vorgelegt hat, die ungeheuer viele Facetten aufzuweisen hat, wodurch das Album sehr kurzweilig und interessant wird.
Sicher keine CD, die ausschließlich reine klassische Country Musik zu bieten hat, aber wer sich nicht Einflüssen anderer Musikrichtungen verschließt, der wird hier sicherlich einige Leckerbissen finden. Eine willkommene Abwechslung zu den gängigen Country-Veröffentlichungen.
15 von 20 Punkte
GeraldH
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