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A Return to Fantasy - A Tribute to Uriah Heep
(Century Media)
Hard Rock / Metal
Trackliste:
1 Angel Dust Easy Livin' (3:43)
2 Narnia Sunrise (4:48)
3 Tad Morose Rainbow Demon (4:29)
4 Onward Bird of Prey (4:11)
5 Liege Lord Too scared to run (3:49)
6 Jack Frost Lady in Black (5:07)
7 Nightingale Stealin' (4:30)
8 Lana Lane Weep in Silence (5:43)
9 Vintersorg Rainbow Demon (4:01)
10 Sacred Steel Return to Fantasy (5:58)
11 Easy Livin' Circle of Hands (8:32)
12 Freebase Suicidal Man (3:50)
13 Metalium Gypsy (live) (4:08) feat. Ken Hensely

Anfang der Siebziger gab es ein vierblättriges Kleeblatt britischer Bands, die das Genre des Hard und Heavy Rocks überhaupt erst begründet haben. Während Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple schon mehrfach mit Tribut-Alben geehrt wurden, dürfen sich jetzt auch die melodischten und harmonischten der großen Vier den entsprechenden Orden an die Brust stecken.

Dass Uriah Heep diese Ehrung etwas verspätet erhalten, ist kein isoliertes Phänomen. Es läßt sich generell beobachten, dass die Band um ihren ursprünglichen Kern, Ken Hensley (git, keys, voc), Mick Box (git) und David Byron (voc), von Presse und Musikern deutlich seltener als Einfluss genannt wird, als die drei o.g. Mitstreiter. Vielleicht besteht daher das größte Kompliment, dass man der britischen Legende machen konnte, darin, dass eigentlich alle an diesem Tribut beteiligten Formationen daran scheitern, in ihrer Interpretation mit Uriah Heep auch nur gleich zu ziehen .

Um nicht falsch verstanden zu werden: Es macht Spass, diese CD durchzuhören, und man hört ihr immer wieder die Begeisterung der beteiligten Bands an, ihren Helden Tribut zu zollen. Aber eins ist der Sampler nicht: ein wahrer "Return to Fantasy". Denn bei aller Klasse von Interpretationen wie denen von Narnia, Nightingale oder Sacred Steel gelingt es doch in KEINEM Fall die magisch-mystische phantasievolle Atmosphäre zu reproduzieren, die Uriah Heep immer ausgezeichnet hat und ihnen - zumindest in meinen Ohren - immer einen Platz deutlich vor Deep Purple, Black Sabbath und Led Zeppelin (in dieser Reihenfolge) gesichert hat. Daher ein ganz herzliches Dankeschön an Century Media für diese längts überfällige Ehrung.

Bei aller Begeisterung muss dann aber doch die Sinnfrage nach einem Tribut-Sampler in dieser Form gestellt werden. Also: Wer braucht das Teil? Negativ wirkt sich dabei aus, dass man massiv auf Nummer Sicher geht. Mit einer(!) Ausnahme ("Too scared to run") stammen alle Songs aus der legendären Byron/Box/Hensley-Aera, die vor immerhin 27 Jahren zu Ende gegangen ist. Und auch in Rahmen dieses Line ups gibt es nur zwei Tracks, die nicht zu den absoluten All-Time-Faves gehören: "Weep in Silence" und "Suicidal Man". Bei den Cover-Versionen sind wirkliche Neuinterpretationen zudem die Ausnahme. Im Wesentlichen versuchen alle Beteiligten den Uriah Heep-Sound möglichst originalgetreu nachzustellen. Angesichts der Legionen von Uriah Heep-Best ofs und -Live-CDs erscheint dieses Konzept eher überflüssig. Da leisten die Originale dann doch bessere Arbeit.

Angel Dust sind ein typisches Beispiel für diese CD. In ihrem eigenen Repertoire nimmt "Easy livin´" einen Spitzenplatz ein. Und die Umsetzung ist auch wirklich mitreißend. Aber wenn man das Original mit David Byrons Stimme im Hinterkopf hat, fällt das Cover einfach massiv ab. Der Power-Refrain wird sogar fast optimal in Szene gesetzt. Aber im ruhigen Mittelteil des Stückes, der fast völlig von der Stimme getragen werden muss, ist dann Schluss.
Daher hat Narnia im Eingangsdreikampf die Nase deutlich vorn. Bei einem der besten Tracks des Samplers werden auch die sehr reduzierten Vocalparts von Byron gut getroffen.
Das genaue Gegenteil geschieht bei Tad Morose, deren hoffnungslos überforderter Sänger eine der weniger überzeugenden Lesitungen frontet.
Onward gehören zu der kleinen Gruppe von Bands, die recht deutlich versuchen, eigene Akzente zu setzten. Ein paar Briketts dazu und der heepsche Raubvogel wird zum Düsenjäger. Die negative Wertung beim mehrstimmigen Gesang kann durch weitere eigene Akzente im Solobereich aufgewogen werden.
Liege Lord haben vielleicht das leichteste Spiel gehabt. Passend zum eigenen Stil sind sie auf dem härtesten Album Heeps ever fündig geworden. Zudem mußten sie als einzige Band nicht gegen die Legende kämpfen und konnten mit dem Original praktisch gleich ziehen.
Jack Frost verpassen der schwarzen Dame passend zum Titel vor allem mit Hilfe der Keys, Gitarren und des Gesangs einen düsteren schwarzmetallischen Anstrich.
Nightingale liefern eine recht gelungene 1:1-Umsetzung einer der wichtigsten Heep-Live-Nummern. Swanö hat die Phrasierung und Akzente von Byron hervorragend verstanden und scheitert lediglich am Volumen und der Dynamik des Originals.
Lana Lane's Version von "Weep in Silence" nimmt eine Ausnahmestellung auf dieser CD ein. Als Sängerin braucht sie den Vergleich mit Byron nicht in dem Maße zu fürchten, wie die Männer. Sie singt natürlich anders. Außerdem ist sie neben Liege Lord als einzige so klug gewesen, einen Song zu wählen, der im Heep-Rennen nicht auf einer der 25 Pole Positions steht. Schön gemacht. Hat was Eigenes.
Vintersorg bringen eine Version von "Rainbow Demon", die bereits auf einem ihrer Longplayer zu hören war. Mit den Keyboards wird die Nähe zum Original hergestellt. Gitarren und Vocals kommen düsterer und ziehen den Dämonen ein Stück weit ins Reich des Bösen hinein - eine sinnvolle und interessante Hommage.
Zu Sacred Steel lässt sich ziemlich das gleiche sagen, wie zum Opener. Wer sich eine solche Komposition greift und sie nicht gänzlich versaut, muß etwas anständiges zu stande bringen.
Dir mir bislang völlig unbekannten Freebase schiessen kurz vor Toresschluss den Vogel im Blick auf eigene Interpretationen ab. Tiefer gelegt bringt sich der alte Selbstmörder diesmal in einer brutalen Hardcorevariante úm die Ecke. Wie Lana Lane braucht der Sänger den direkten Vergleich nicht zu fürchten. Sein Herausgekotze hat mit dem Gesang David Byrons einfach absolut nichts zu tun.
Zum Abschluss präsentieren sich Metalium live mit einem grottenschlechten Bootleg-Sound. Lediglich die Beteiligung von Mr. Hensley persönlich macht das Stück zum Schmankerl für jeden Heep-Fan.

15 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

Internet: www.centurymedia.de

Veröffentlichungsdatum: 18. August

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