Von den Querelen im Lager der Band Angel Dust, die sich hervorragend für eine RTL II-Dokusoup namens "Gute Musiker, Schlechte Musiker" eignen würde, hat wohl jeder interessierte Leser diverser Zeitschriften, die sich mit der härteren Rockmusik befassen, wohl mitbekommen. Wenigstens Sänger Dirk Thurisch nutzte diese reichlich bizarre Zeit sinnvoll, scharrte relativ prominente Musiker wie Tiamat-Basser Anders Iwers, Gitarrist Bernd Aufermann (Eine Aufzählung seiner (Ex-)Bands würde wohl den Rahmen dieses Reviews sprengen) u.a. um sich, nannte den Haufen Mercury Tide und brachte dieses Baby in Form seines persönlichen Soloalbums zu Tage.

Mit der der Bezeichnung des genauen Musikstils der Scheibe habe ich mir reichlich schwer getan und auch das gewählte "Melodic Metal" trifft den Nagel nur halbwegs auf den Kopf. "Why" ist vielseitig wie Chamäleon, was aber auch als einzigen ernsthaften Kritikpunkt die Zusammengehörigkeit der Songs etwas vermissen lässt. Der rote Faden ist hier eher farbenfroh gehalten und so klingt z.B. der Titeltrack bzw. Opener "Why" plus "Set Me Free" etwas nach Him und Konsorten, während "Another One", sowie "My Dear Enemies" eher in Richtung modernen Elektrometal tendieren. "Back To Reality" würde sich hingegen auch auf einem Album des "Prince Of Darkness" Ozzy Osbourne himself gut machen und dafür das unsere Genrebezeichnung doch ein wenig zutrifft, sorgen unüberhörbar eingesetzte Savatage-Klavierlinien, sowie natürlich Einflüsse seiner Stammformation Angel Dust. Ein richtiger Strauss bunter Melodien also, der zum Glück ohne wirkliche Tiefpunkte über die Runden kommt.

Mastermind Dirk Thurisch der sämtliche Credits für Musik bzw. Texte einheimste und zudem noch die Gitarre auf diesem Longplayer bediente, ist es recht gut gelungen mit musikalischen Kontrasten zu spielen und viel Atmosphäre durch sich meist steigernde Songs zu produzieren. Lyrisch fährt "Why ?", wie man dem Albumtitel schon fast entnehmen kann, in melancholisch trüben Gewässern, was hoffentlich nicht ausschliesslich auf das Kuddelmuddel bei Angel Dust zurückzuführen ist.

"New Rock meets Melodic Metal" lautete die Info zur Scheibe und spätestens nach Kenntnisnahme dieses Reviews dürften alle Zweifel verflogen sein, das Mr. Thurisch, wie man anhand der Zusammenfassung dieses Werks seitens der Plattenfirma vielleicht vermuten könnte, plötzlich anfängt zu rappen, obwohl sein Gesang dort erstaunlich variabel gehalten ist. Eher ist dieses Album ein sehr gelungenes Debüt, bei dem man durchaus auf grössere Taten hoffen könnte, wenn der blonde Sänger endlich seinen persönlichen Stil finden und sich auch darauf festlegen würde.

15 von 20 Punkte

Manuel Liebler

www.mercury-tide.com