Erst einmal verneigen wir uns jeweils eine geschlagene Minute vor dem Genie Uli Jon Roths, sowie der Idee Lars Eric Mattsons diesem
viel zu wenig, bzw in viel zu esoterischen Zirkeln, gerühmten Weltklasse-Gitarristen ein verdientes Denkmal zu setzen. Die danach
einsetzende Ruhepause nutzen wir um uns kurz anzusehen, wie dieser Tribut aussieht.
Lars Eric Mattson hat zwei Drummer, eine
Reihe von Bassisten und Sängern und für jedes Stück einen anderen Lead-Gitarristen ins Studio gerufen, um Material des Ausnahme-Künstlers
neu zu interpretieren. Dabei wurde alle Schaffensperioden berücksichtigt - die man etwas grob in drei Abschnitte einteilen kann:
- Von 1973 - 1978 hatte Roth entscheidenden Anteil daran, dass aus der hannoverschen Szene-Band Scorpions der wichtigste deutsche
Rock-Export überhaupt wurde.
- Danach frönte Roth auf drei LPs seiner eigenen Band Electric Sun der Hendrix-Nachfolge.
- Last not least stieg Roth in die Produktion symphonischer Werke ein, die irgendwo auf der Grenze zwischen Hard Rock und Klassik liegen.
Überraschender Weise gibt es bei "Beyond Inspiration" an der Gitarrenarbeit am wenigsten zu mäkeln. Den beteiligten Saitenhexern gelingt
es durch die Bank ihrem Idol so weit gerecht zu werden, dass aus dem Tribut keine Majestätsbeleidgung wird. Viel problematischer sieht es da
schon bei den Sängern aus. Vor allem die Herren, die mit der kleine Scorpions-Stimme Klaus Meine konkurrieren müssen, scheitern fast komplett
kläglich. Und auch die anderen Vocalisten sind keine reine Freude.
Kritikpunkt zwei ist der völlig fehlende Versuch, eigene Akzente oder gar Interpretationen zu versuchen. Man kann der Anfrage, welchen
Sinn es hat, bereits existierende Stücke einfach noch mal einzuspielen, in diesem Fall zwar mit dem Argument begegnen, dass es eine derartige
Kombination von Band-übergreifenden Roth-Kompositionen noch nicht gibt. Aber dann wäre es halt sinnvoller gewesen, eine solche
zusammenzustellen.
Traurig ist vor allem die äussere Form der Tribut-CD. Über Roth, seine Karriere und seine Publikationen erfahren wir absolut nichts. Das
Booklet gibt nicht einmal an, ob die gecoverten Stück von den Scorpions, von Electric Sun oder aus einem der symphonischen Werke Roths
stammen. Dafür prangen im Innenteil die Fotos der diversen mehr oder weniger unbekannten Musiker, die an dem Tribut beteiligt waren. So
ehrt man keine Helden. Wäre
man ganz böse, müsste man auf die Idee kommen, dass dieser Tribut gar nicht vorhatte, Roth ein Denkmal zu setzen, sondern seinen
Namen zu instrumentalisieren, um die eigenen Personen ein wenig ins Rampenlicht zu schieben. Wollen wir hoffen, dass dieser hörbare, aber
fragwürdige Aufguss wenigsten dazu beiträgt, dass der eine oder andere den Weg zur Quelle findet. Dann hat sich auch diese CD gelohnt.
11 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Internet: www.larsericmattson.com
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