Die letzte Prog-CD, die mich dermaßen überzeugt hat wie dieses Debut, war Bridge across forever von Transatlantic. Und es gibt auch
Parllelen. Beide Bands sind All-Star-Projekte - und beide Male haben die Flower Kings ihren Fuß in der Tür. Wichtigster Unterschied zwischen
beiden Bands: Der bei Transatlantic von Dream Theaters Mike Portnoys eingebrachte Metal-Anteil ist bei den stark in den 70ern
verankerten The Tangent erheblich geringer. Früher Hard Rock, Fusion-Jazz und Folk dürften die mächtigsten Gen-Geber für die neue
Truppe gewesen sein.
Durch die Beteiligung von Roine Stolt und Jonas Reingold sind die Vergleiche mit den Flower Kings und Kaipa natürlich unvermeidbar - und
genau die fallen so aus, dass sie entscheidend zu meiner Begeisterung beitragen. Wenn ich die beiden genannten Bands auch sehr schätze,
waren sie mir doch immer etwas zu betulich (Kaipa) oder ich verlor immer wieder mal den roten Faden (FloKis). Beides passiert mir bei The
Tangent nicht. Sie sind kraftvoller und mitreissender als Kaipa und deutlich pointierter als die Blumenkönige.
Dennoch orientiert man sich für The Tangent am besten erst einmal an diesen beiden Bands, aus deren Fundus wohl ein Großteil der
Folk-Anteile stammt. Dazu kommt ein mächtiger Schuß
Uriah Heep. Ich möchte fast drauf wetten, dass deren Mega-Opus "Salisbury" für die erste Hälfte des "In darkest Dreams"-Zyklus
Pate gestanden hat. Wenn ich von Fusion-Jazz-Anteile gesprochen habe, denke ich dabei sowohl an etwas heftigere Acts wie Billy Cobham,
als auch an die Weichspüler Shakatak.
Allerdings ist The Music that died alone so vielfältig, dass man noch Dutzende von Namen aufzählen könnte, die beim Durchhören
einfallen: Yes, bzw Rick Wakeman solo, gleich beim Opener, Dream Theater vor allem beim ersten Zyklus, Supertramp beim "Night Terrors
Reprise", Aragon wegen der Stimme bei "Night Terrors",.......und immer wieder ein deutlicher Spocks Beard-Flair.
Beim Reinhören sollte man auf jeden Fall alle Zyklen kurz antesten. Während die acht Tracks von "In darkest Dreams" eine starke Hard
Rock-Prägung haben, geht es zum Beispiel in der "Canterbury Sequence" viel entspannter jazzig zur Sache. "Up-Hill from here"
ist dann ein furioses Gitarren- und Keyboard-Feuerwerk.
Meine bisherige Scheibe des Jahres.
19 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Internet: www.insideout.de
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