Musik an sich


Reviews
In Extremo - Sieben
(Motor-Music)
Mittelalterrock
Trackliste:
1. Erdbeermund
2. Sefardim
3. Ave Maria
4, Mein Kind
5. Sagrada Trobar
6. Küss Mich
7. Davert-Tanz
8. Melancholie
9. Albtraum
10. Pferdesegen
11. Nymphenzeit
12. Madre Deus
13. Segel Setzen

Über die Orginalität des Titels dieser Scheibe lässt sich natürlich streiten, aber wenn man Kenntnis davon hat das dieser Output den siebten Longplayer von In Extremo darstellt, sieben Musiker bei dieser Band in Lohn stehen und diese Zahl auch noch ein paar andere ganz magischen Bedeutungen hat, geht der Name des Albums wohl schon in Ordung. Wem der Vorgänger "Sünder Ohne Zügel" gefallen hat, kann hier bedenkenlos zuschlagen, da sich im Grossen und Ganzen nicht besonders viel bei den Mittelalterrockern geändert hat, ausser das man vielleicht wieder ein ganz klein wenig traditioneller geworden ist und jede Menge Musik bzw. Texte aus längst vergangenen Tagen eine Plattform bietet. Mit der genial epischen Umsetzung von "Ave Maria" haben es Das Letzte Einhorn und Co. sogar geschafft, den meiner Meinung besten In Extremo-Song auf lateinischer Sprache zu fabrizieren. Weitere Höhepunkte sind der stimmige Ohrwurm "Erdbeermund" der als Opener schonmal perfekt auf diese Scheibe einstimmt, sowie das an mit Dudelsäcken unterstützten Deutschpunk erinnernde "Küss Mich", das wohl zurecht den Titel "Kommerziellster In-Extremo-Song ever" für sich beanspruchen kann. MTVIVA lässt grüssen !

Auch die Eigenkomposition "Mein Kind" hat vor allem im hymnischen Refrain seine besonderen Momente, auch wenn der "Schlaf mein Kindchen schlaf..."-Text in den Strophen einfach nur nervt und insgesamt fällt recht deutlich auf, das vor allem die ersten zwei Drittel dieses Longplayers als äusserst gelungen betrachtet werden dürfen. Dieses Hochgefühl endet gemeinerweise ohne Vorwarnung bei dem Stück "Albtraum", das zur Gattung "Totalausfälle wie sie im Buche stehen" gehört. Musikalisch ist dieses Werk eine billige Rammstein-Kopie und lyrisch kommt mir bei Zeilen wie "Ich habe meine Tante geschlachtet ... Weisst du nicht, weisst du nicht. Das macht man nicht! " die Buchstabensuppe wieder hoch, die ich heute zu Mittag gegessen habe. Ein Stück bei dem der Titel wirklich Programm ist und das auch noch unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibreform.

Zum Glück lässt der starke Rausschmeisser "Segel Setzen" die doch etwas schwächeren Songs gegen Ende des Silberlings fast vergessen und ich würde wetten das dieses weitere melancholische Glanzlicht die nächste Singleauskopplung des bunten Haufens darstellt. "Sieben" präsentiert In Extremo wie man sie kennt und liebt bzw. hasst, bringt uns wieder ein paar Klassiker unserer Urahnen in einem modernen Gewand näher und kann, bis auf einen kleinen "Albtraum", mit den moderneren Eigenkompositionen voll überzeugen. Eine nette Geschichtsstunde in musikalischer Form, bei der In Extremo-Fans eigentlich nichts falsch machen können.

14 von 20 Punkte

Manuel Liebler

www.inextremo.de

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