Über die Orginalität des Titels dieser Scheibe lässt sich natürlich
streiten, aber wenn man
Kenntnis davon hat das dieser Output den siebten Longplayer von In Extremo
darstellt,
sieben Musiker bei dieser Band in Lohn stehen und diese Zahl auch noch ein
paar andere ganz
magischen Bedeutungen hat, geht der Name des Albums wohl schon in Ordung.
Wem der Vorgänger "Sünder Ohne Zügel" gefallen hat, kann hier bedenkenlos
zuschlagen, da
sich im Grossen und Ganzen nicht besonders viel bei den Mittelalterrockern
geändert hat,
ausser das man vielleicht wieder ein ganz klein wenig traditioneller
geworden ist und jede
Menge Musik bzw. Texte aus längst vergangenen Tagen eine Plattform bietet.
Mit der genial epischen Umsetzung von "Ave Maria" haben es Das Letzte
Einhorn und Co. sogar
geschafft, den meiner Meinung besten In Extremo-Song auf lateinischer
Sprache zu
fabrizieren. Weitere Höhepunkte sind der stimmige Ohrwurm "Erdbeermund" der
als Opener
schonmal perfekt auf diese Scheibe einstimmt, sowie das an mit Dudelsäcken
unterstützten
Deutschpunk erinnernde "Küss Mich", das wohl zurecht den Titel
"Kommerziellster
In-Extremo-Song ever" für sich beanspruchen kann. MTVIVA lässt grüssen !
Auch die
Eigenkomposition "Mein Kind" hat vor allem im hymnischen Refrain seine
besonderen Momente,
auch wenn der "Schlaf mein Kindchen schlaf..."-Text in den Strophen einfach
nur nervt und
insgesamt fällt recht deutlich auf, das vor allem die ersten zwei Drittel
dieses
Longplayers als äusserst gelungen betrachtet werden dürfen.
Dieses Hochgefühl endet gemeinerweise ohne Vorwarnung bei dem Stück
"Albtraum", das zur
Gattung "Totalausfälle wie sie im Buche stehen" gehört. Musikalisch ist
dieses Werk eine
billige Rammstein-Kopie und lyrisch kommt mir bei Zeilen wie "Ich habe meine
Tante
geschlachtet ... Weisst du nicht, weisst du nicht. Das macht man nicht! "
die
Buchstabensuppe wieder hoch, die ich heute zu Mittag gegessen habe. Ein
Stück bei dem der
Titel wirklich Programm ist und das auch noch unter Berücksichtigung der
neuen
Rechtschreibreform.
Zum Glück lässt der starke Rausschmeisser "Segel Setzen" die doch etwas
schwächeren Songs
gegen Ende des Silberlings fast vergessen und ich würde wetten das dieses
weitere
melancholische Glanzlicht die nächste Singleauskopplung des bunten Haufens
darstellt.
"Sieben" präsentiert In Extremo wie man sie kennt und liebt bzw. hasst,
bringt uns wieder
ein paar Klassiker unserer Urahnen in einem modernen Gewand näher und kann,
bis auf einen
kleinen "Albtraum", mit den moderneren Eigenkompositionen voll überzeugen.
Eine nette
Geschichtsstunde in musikalischer Form, bei der In Extremo-Fans eigentlich
nichts falsch
machen können.
14 von 20 Punkte
Manuel Liebler
www.inextremo.de
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