"Echte" Yes-Fans verachten die kommerziell erfolgreichen Alben von Yes zwischen "Drama" und "Big Generator" pflichtgemäß und sollten
sofort zur nächsten Review weiter klicken. Denn genau auf diese zugängigere, meinetwegen näher am Mainstream liegende, Phase zielt das
zweite Album des Projektes von Chris Squire (dem einzigen Yes-Mitglied, das an allen Yes-Alben beteiligt war) und Billy Sherwood (World
Trade, Ex-Yes), das hier um Jay Schellen am Schlagzeug ergänzt wird.
Der Opener hält mit schlafwandlerischer Sicherheit die Balance zwischen dem klaren schwebenden Gesang, der auch Yes immer schon
ausgezeichnet hat, und oft überraschend rockigen Gitarren, die ich mir bei Yes oft wünschen würde. Dabei entstehen Yes-Kompositionen, die
anders als manche Tracks der letzten Yes-Alben, nicht der Gefahr erliegen, esoterisch ins kompositorische Nirvana zu entgleiten.
Conspiracy sind auf dem besten Wege die Rock-Variante der Mutter-Band zu werden. Nicht nur der Opener ist eine absolute Granate.
Es gibt auf The Unknown zwar auch Filler wie das etwas nichtssagend durch die Gegend rollende "The Wheel", aber das sind
eher Ausnahmen neben Übernummern wie dem erhebenden "1/2 a World away" oder "Premonitions", das am Anfang ganz harmlos mit der
akustischen Gitarre daher kommt, dann aber mächtig losgeht und zum wohl vespieltesten Stück des Albums mutiert.
Textlich interessant ist "New World". Dort kommen Gedanken der 70er Jahre ganz deutlich zum Zuge. Conspiracy sind hier weit
von dem entfernt, was Rock-Texte heute oft prägt. Die beiden (Ex-)Yes-Schergen haben sich den Traum von einem positiven und
freundlichen Utopia offenbar noch nicht ganz ausreden lassen. Statt sich in düsteren Untergangsszenarien á la "Mad Max" oder "Waterworld"
zu verlieren, erträumen sie eine Zukunft in freundlichen Farben. Und die wird auch musikalisch eine knappe Stunde lang beschworen.
17 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Internet: www.insideout.de
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