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DER ALTE FRITZ WÄRE BEGEISTERT: BENDAS FLÖTENKONZERTE
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Franz Benda (1709-1786): Flötenkonzerte
CHRISTOPHORUS CD, DDD (AD 2002) / Best. Nr. CHR 77261
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Klassik / Instrumental
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Interpreten:
Laurence Dean (Traversflöte), Anne Röhrig (Violine), Bernward Lohr (Cembalo und Hammerklavier)
Hannoversche Hofkapelle
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Interpretation: +++++
Klang: ++++
Edition: ++++
MUSIKALISCHE GALANTERIE
Der gebürtige Böhme Franz Benda, heute nahezu vergessen, war zu Lebzeiten ein angesehener Virtuose und Komponist, einflußreich dank seiner Stellung am Hofe des musikliebenden Preußenkönigs Friedrich II. Da seine Majestät selbst begeisterter Flötenspieler war, kamen die Musiker in seinem Umfeld nicht umhin, ihm immer wieder Werke "auf den Leib" zu schreiben. Weil aber der Alte Fritz keineswegs ein stümpernder Hobby-Flötist war, sondern mit beachtlicher Kunstfertigkeit sein Instrument spielte, sind diese Stücke, von denen etwa auch Carl Philipp Emanuel Bach und insbesondere Joachim Quantz eine ganze Reihe hinterlassen haben, häufig außerordentlich anspruchsvoll. Zugleich befriedigen sie regelmäßig des Königs Vorliebe für den galanten, schmeichelnden Stil ohne musikalisch-emotionale Abgründe. Zwischen den stürmisch drängende Ecksätzen entspannten Majestät sich bei empfindsamen, melodiösen Mittelsätzen.
LAURENCE DEANS KÖNIGLICHES SPIEL UND SEINE EBENBÜRTIGEN MITSTREITER
Dass diese geschickt gesetzten und variantenreichen Werke mehr als nur höfische Fingerübungen und kompositorische Massenware sind, bringt der Flötist Laurence Dean dem Hörer näher: Er stellt das Galante in Bendas Flötenmusik zugunsten eines eher akzentstarken, in vielerlei Farben und Facetten leuchtenden Spiels zurück. Gleich der erste Satz des einleitenden Konzerts e-moll macht dies ganz deutlich. Da werden beispielsweise die Spitzentöne nur ganz leicht "angestoßen", ohne dass dieser Effekt zwischen all den Läufen maniriert wirken würde. Jeder noch so kleine Triller wird liebevoll ausgereizt, bis man in ihm ein Vogelzwitschern zu hören meint. Manch ein Ton wird mit scheinbar leichter Hand hingetupft, ein anderer hingegen sogleich wohlüberlegt hervorgehoben.
Die (kleinstmöglich besetzte) Hannoversche Hofkapelle begleitet all dies sorgfältig, mit großem Engagement und tänzerisch-leichtem Schwung. Besondere Erwähnung verdient Bernward Lohr, der am Cembalo und Hammerklavier für zusätzliche Akzente sorgt, aber auch die Töne zu schärfen weiß, wo es angemessen erscheint. Der zwischenzeitliche Wechsel der Tasteninstrumente beugt zudem jeder Langeweile vor.
Die virtuosen Fähigkeiten nicht nur dieser beiden Instrumentalisten, sondern auch der Violinistin Anne Röhrig kommen fast besser noch als in den drei eingespielten Konzerten in der gleichfalls aufgenommenen Flötensonate G-Dur und der Violinsonate G-Dur zum Tragen. Hier zeigen alle drei Musiker, dass auch diese Stücke nicht allein Kunstfertigkeit erfordern, sondern erst durch einfühlsame Gestaltung zu musikalischen Perlen werden.
Insgesamt eine CD, die - bei einem trockenen, aber dennoch volltönenden Klangbild - den sonst eher wegen seiner Violinstücke bekannten Franz Benda von einer anderen, spannenden Seite zeigt - und überdies genau das richtige für die kommenden Herbstabende ist.
17 Punkte
Sven Kerkhoff
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