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ANDSNES IST ERWACHSEN GEWORDEN: KLAVIERKONZERTE GRIEG/SCHUMANN
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Edvard Grieg (1843-1907): Klavierkonzert a-moll, op. 16
Robert Schumann (1810-1856): Klavierkonzert a-moll, op. 54
EMI CLASSICS CD DDD (AD 2002, z.T. live) / Best. Nr. 7243 5 57486 2 1
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Romantik / Instrumental
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Interpreten:
Leif Ove Andsnes (Klavier)
Berliner Philharmoniker
Mariss Jansons
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Interpretation: +++/++++
Klang: +++
Edition: ++++
ANDSNES IST ERWACHSEN GEWORDEN
...einerseits schade, andererseits auch ein Gewinn. Der 1970 geborene Norweger ist von Beginn seiner Karriere an natürlich mit den Stücken seins Landsmannes Edvard Grieg bestens vertraut und hat sich nie gescheut, für sie im besten Sinne Werbung zu machen. Hinsichtlich des populären Klavierkonzerts aber hatte er sich einige Jahre selbst eine schöpferische Pause auferlegt, und so können wir nun den Unterschied hören, den mehr als 10 Jahre Abstand ausmachen: Während Andsnes Einspielung aus dem Jahre 1991 mit dem Bergen Philharmonic Orchestra (Virgin Classics, Best.nr. 0777 7596132 4) durch fast ungestüme, halbstarke Kraft und ein gutes Maß an Respektlosigkeit mitzureißen und zu verblüffen vermochte, hat der Pianist inzwischen einen mehr persönlich geprägten Zugriff auf das Werk gefunden. Er widmet sich nun stärker den kleinen Details, färbt und akzentuiert wohlbedacht, manchmal auch noch eigenwillig. Seine Fähigkeiten als Virtuose sind unbestreitbar und die Rasanz des Spiels ist
nverändert erstaunlich.
Trotzdem: Die Interpretation ist zugleich auch konservativer geworden, weg vom Heavy-Metal-Sound, hin zur guten, alten romantischen Sichtweise. Dazu trägt das ähnlich agierende Orchester der Berliner Philharmoniker bei, dessen Klang im übrigen in einer Art Kinosaal-Breitwand-Sound eingefangen wurde, ungeheuer massiv, aber mit einer nicht ganz optimalen Staffelung und Durchörbarkeit. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese fast filmmusikalische Cremigkeit z.B. im Schlußsatz des Klavierkonzerts von Grieg ihren eigenen Reiz hat. Dennoch droht das oftmals folkloristisch inspirierte Werk unter dieser orchestralen Last an einigen Stellen erdrückt zu werden. Davor bewahrt es letztendlich nur Andsnes selbst, der immer wieder zur notwendigen Leichtigkeit zurückfindet und damit die Balance hält.
Andsnes schreibt im Booklet: "Grieg hingegen ist leidenschaftlich, extrovertiert und kindlich - eher wie das Stück eines jungen Mannes." Recht hat er. Und es klingt, als sei der erst 33jährige Norweger doch bereits zu weit von dieser Verfaßtheit entfernt, um sie noch ebenso überwältigend transportieren zu können wie in der früheren Aufnahme.
SCHUMANN LIVE - UND QUICKLEBENDIG
Anders als das Grieg-Konzert wurde das Klavierkonzert von Robert Schumann für diese Einspielung live mitgeschnitten. Schumanns Werk, das in Form und Gestaltung durchaus als Vorbild für Griegs Stück gelten kann, weist diesem gegenüber ein Mehr an emotionaler Tiefe und Vielschichtigkeit auf. Und diese lotet Andsnes geschickt und überzeugend aus. Er nimmt uns mit in die ganz eigene, zerklüftete, zum Extremen neigende Seelenwelt Schumanns mit ihren Abgründigkeiten und grandiosen Ausblicken. Hier paßt auch das (feurige) Spiel der Berliner Philharmoniker unter Mariss Jansons um einiges besser, ebenso wie das volltönende Klangbild, das trotz des live-Charakters frei von störenden Nebengeräuschen ist.
Mag auch der langsame Mittelsatz, das Intermezzo, ein wenig zu sehr in harmloser Lieblichkeit dahindümpeln, so präsentieren die Mitwirkenden in den Ecksätzen doch eine pointierte, rhythmisch zugespitzte und stets spannende Interpretation, wobei das Zusammenspiel von Solist und Orchester ein Höchstmaß an Präzision erreicht.
Fazit: Schumann scheint Andsnes derzeit näher zu sein als Grieg. - Alle Liebhaber der romantischen Konzertliteratur bekommen mit dieser Kopplung einen soliden Grieg und einen packenden Schumann.
15 Punkte
Sven Kerkhoff
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