Der szenebekannte Gitarrist zeigt sich in dem Phoner-Interview als sehr
höflicher, angenehmer Zeitgenosse, der in Redelaune über Druck von
Plattenfirmen, seine Ex-Band Monster Magnet und natürlich über sein aktuelles
Projekt Wellwater Conspiracy und das selbstbetitelte Album spricht.
MAS:
Wellwater Conspiracy sind vor allem du und Matt Cameron (Soundgarden, Pearl
Jam). Eure Wege haben sich ja schon vor einiger Zeit gekreuzt und ich habe
gelesen, dass ihr euch wohl in eurem gemeinsamen Projekt, das es ja auch schon
länger gibt, sehr frei fühlt. Wie war das in den früheren Bands?
JMB:
Zu Beginn von Monster Magnet hab ich auch auf jeden Fall diese Freiheit
gespürt, aber da waren dann eben auch die Leute vom Label und deren Druck und
als wir dann auf einem richtig großen Label waren war diese Freiheit eben
verloren. Deshalb liebe ich diese Freiheit bei der Wellwater Conspircy so sehr.
MAS:
Was denkst du dann eigentlich über das Zeug, das Monster Magnet nun so
macht?
JMB:
Ach, eigentlich habe ich mir das ehrlich gesagt gar nicht so angehört. Ich
rede zwar mit den Jungs, aber musikalisch weiß ich da nicht allzu viel darüber.
Ich habe gehört, dass sie die Rhythm-Section rausgeschmissen haben, aber
sonst... es ist eigentlich eine neue Band.
MAS:
Die Musik von Soundgarden und Monster Magnet ist sehr verschieden. Wie
konnten du und Matt denn überhaupt zusammenfinden?
JMB:
Das hat uns eigentlich sehr geholfen. Wenn wir beim Proben einen Song haben
hörte ich ihn immer ganz anders als Matt und irgendwo in der Mitte haben wir uns
dann getroffen. Ich bin da mehr in den 60ern und er ist einfach mehr in der
Gegenwart. Ich mag das psychedelische Zeug aus den 60ern und Matt verleiht dem
ganzen dann eine moderne Note.
MAS:
Das hat dann wohl viel mit Offenheit zu tun.
JMB:
Ja, absolut! Ich denke auf der ersten Platte war ich noch sehr stark im
Jahre 1966, aber je mehr Matt in den Songwriting.Prozess reinkam, desto mehr hat
mich das geöffnet.
MAS:
So seid ihr jetzt auf einer Wellenlänge angekommen?
JMB:
Ja, ganz genau, auf jeden Fall.
MAS:
Da gibt es ja dann auch noch Glenn Slater in der Band. Wie würdest du seine
Rolle definieren?
JMB:
Er ist sein langem ein Freund von uns und er ist ein fantastischer
Keyboarder, der sehr abgedrehtes Zeug macht, auch mit Synthesizern. Vor allem
als wir dann auch live spielten war er unser Mann. Er spielt auch Bass-Keyboards
und er schreibt jetzt auch selbst Songs. Also haben wir nun drei Songwriter in
der Band. Er übt auch nicht nur einfach einen Job in der Band aus, er ist nicht
auszutauschen, ein ganz wichtiger Teil der Band, der seine Elemente mit
einbringt.
MAS:
Du hast gerade die Live-Performances angesprochen. Wie macht ihr das mit
der Umsetzung so vieler Spuren auf der Bühne? Habt ihr noch zusätzliche Musiker
mit auf der Bühne?
JMB:
Also ich spiel live nur Gitarre, Glenn spielt dann die Rhythus-Gitarre und
eben die Keyboards und auch Bass. Andere Musiker wollen wir nicht, die letzte
Tour als Three-Piece hat toll funktioniert, deshalb wollen wir das auch so
weitermachen. Es soll auch gar nicht so sein, dass die Studioversion eines Songs
gleich klingt wie sie Live-Version. Wir müssen da viel Songs umbauen, ich
versuche so viel von den Gitarrenspuren reinzupacken, aber manches geht einfach
verloren. Mit einem anderen Gitarristen wäre mir das alles zu krachig und zu
viel. Ich möchte mehr experimentieren und alleine an der Gitarre zu sein gibt
einem einfach viel mehr Raum.
MAS:
Wie sieht's mit Touren aus?
JMB:
Ja, das war in der Vergangenheit wenig, da Matt durch seine
Hauptverpflichtungen wenig Zeit hatte, aber das wird besser. Wir planen eine
Europa-Tour für nächstes Jahr und vielleicht auch eine kleinen US-Tour. Es ist
aber noch nichts gebucht.
MAS:
Auf dem Album ist mir auch das elektronische Stück Rebirth besonders
aufgefallen. Wird sich das umsetzten lassen?
JMB:
Nein, ich denke, dass wird nicht klappen. Das war Matt, er hat das daheim
gemacht und hat es einfach mitgebracht und wir haben es dann aufs Album gepackt.
Es ist auch so eine kleine Sache, dass wir einfach auskosten wollten, machen zu
können auf was wir Lust haben. Live wird das aber sehr schwer bzw. unmöglich.
Wir mögen den Song alle sehr, auch wenn es manche Leute verwirrt.
MAS:
Ja,. auch wenn ich sonst weniger elektronische Musik höre ist das mein
Lieblingslied auf der Platte.
JMB:
Ich mag elektronische Songs sehr. Auf ganz neuen Aufnahmen gehen wir immer
stärker in diese Richtung.
MAS:
Bei Radiohead finde ich das immer toll!
JMB:
Ja, ganz genau, in diese Richtung soll es gehen. Über die Bühnenumsetzung
mache ich mir auch gar keine Gedanken.
MAS:
Auf eurem Album sind mir auch besonders diese sanften, eleganten,
feinfühligen, harmonischen Melodien aufgefallen. Kannst du das Gefühl des
Songwritings beschreiben?
JMB:
Oh ja, das Songwriting ist einfach mein Lieblingsteil an der ganzen Musik.
Ein gute Melodie ist so wichtig. Und da möchte ich auch immer viel Raum für mehr
Melodie lassen. Matt hat eine sehr melodische Stimme und eigentlich ist das
Songwriting für WWC auch sehr einfach geworden. Ich muss ncht zu viel in einen
Song packen, da ich mich drauf verlassen kann, dass Matt immer eine tolle
Melodie beisteuern kann und auch Glenn bringt seine Ideen dazu ein. Ich denke
nicht viel beim Schreiben, ich sitz einfach so auf der Couch, spiel ein bisschen
rum und dann kommt eben irgendeine Idee für einen Song.
MAS:
Lass uns über Einflüsse reden. Mir kommen da Kyuss oder QOTSA in den Kopf.
JMB:
Ja, QOTSA auf jeden Fall, schließlich war ich in dieser Band und Matt hat
auch mit denen gespielt. Wir haben sogar mal zusammen ein Gigs gespielt. Josh
Homme ist ein toller Songwriter, wirklich genial. Ich bin ein großer Fan von
ihnen und ich bin ein riesiger Kyuss-Fan. Leute, die Kyuss verpasst haben, haben
eine Menge verpasst. Die Leute in Europa hatten viel Glück, da sie da sehr
häufig gespielt haben. Sie waren eine unglaubliche Live-Band. Eigentlich mag ich
auch Bands wie sie White Stipes. Es ist nett einfach gestrickte Gitarrensongs im
Radio zu hören, aber eine Band, die ich ganz fantastisch finde ist System Of A
Down. Sie sind eine tolle Metal Band mit viel Talent. Die haben phenomenale
Ideen und besonders die Stimme vom Sänger ist der Hammer. Die Presse spricht da
immer von Nu Metal, aber ich hab mir so was nie angehört. Das ist Kindergarten,
einen auf böse zu machen. Wenn aber SOAD im Radio kommt halt ich an und hör zu.
MAS:
Schön, dass es das bei euch alles im Radio gibt. Das kennen wir Europäer
eigentlich kaum so.
JMB:
Wirklich? Nun gut, ich denke, hier wird es auch zu wenig gespielt, aber
immerhin. Meistens höre ich aber auch kein Radio, da ich eine ausgiebige
Sammlung an Platten habe.
MAS:
Die meisten oberflächlichen Presseleute wollen immer über den Namen reden.
Das will ich dann auch machen, weil mich Interessiert, welche Rolle LSD in eurer
Musik spielt, wenn ihr schon diesen Namen gewählt habt?
JMB:
Oh, LSD hat eine Rolle in der Musik gespielt, die ich früher gemacht habe.
Mit WWC sind das mehr die Erinnerungen daran. Ich nehm es nicht mehr, aber ich
kann immer noch so denken als ob ich auf LSD wäre. Das sind starke Erinnerungen
(lacht). Aber jetzt bin ich ja erwachsen... Das ist eben der psychedelische
verdrogte Sound.
MAS:
Du hast auch über den Wegfall von Druck seitens der Plattenfirma
gesprochen. Wie siehst du das dann mit Druck seitens einer starken Fanbase?
Wollt ihr das überhaupt?
JMB:
Ja, klar. Ich denke da auch gar nicht drüber nach, ich schreib einfach
meine Songs, unabhängig von irgendwelchen Erwartungen. Eben die Freiheit.
MAS:
Du scherst dich also nicht darum, was die Fans sagen?
JMB:
Nö, gar nicht!
MAS:
Das erleichtert mich, ich halte das für den einzigen Weg authentische, gute
Musik zu machen.
JMB:
Wenn man sich darüber Gedanken macht und Songs für die Fans schreibt, das
bringt nichts.
MAS:
Es ist dann nicht dein künstlerischer Ausdruck mehr.
JMB:
Ja, ich mag das nicht.
MAS:
Ich mag Wellwater Conspiracy sehr und ich finde das Album sehr
vielschichtig. Es ist nur ein Projekt. Würdest du es gern als mehr betrachten
können?
JMB:
Nein, wir sind glücklich so wie es läuft. Es ist ein Projekt, aber auch ein
Full-Time-Projekt. Wenn wir es weiter bringen wollten, wäre das wieder an ein
Label geknüpft und würde wieder den Verlust bedeuten etwas wirklich frei zu
erschaffen. Wenn das alles so weitergeht und wir weiter unsere Platten
rausbringen können bin ich mehr als glücklich. Ich mach auch ein anderes Album
gerade. Erst sollte es ein Solo-Album werden, doch jetzt mach ich es mit John,
Joe und Tim von Monster Magnet zusammen. Da John und Joe jetzt frei sind kann
ich endlich etwas mit ihnen machen. Das habe ich nach meinem Ausstieg verpasst.
Tim ist ja der ursprüngliche Sänger von Monster Magnet. Und da ich in WWC bin,
habe ich eben noch genug Platz für solche Sachen. Ich möchte das Album sehr bald
fertig haben.
MAS:
Es klingt alles so, als ob dir das Songwriting um einiges wichtiger wäre
als die Tours?
JMB:
Ja, das Schreiben und Aufnehmen mag ich am meisten. Touren ist für ne Zeit
okay, aber das ist eine der Sachen, sie mich von Monster Magnet wegbrachten. Der
Plan, dass eine Band für 9 Monate im Jahr tourt gefällt mir nicht. Ich bin
lieber daheim und nehm auf oder schreib.
MAS:
Das ist sehr klug, da das Touren ein sehr unkreativer Prozess ist.
JMB:
Ja, so sehe ich das auch.
MAS:
Also, dann hoffe ich viele neue, gute Sachen von dir zu hören in der
Zukunft.
JMB:
Das habe ich vor. Ich möchte zudem mit jungen Band zusammenarbeiten und sie
eventuell produzieren. Auf große Tours hab ich keine Lust, ich hab hier ja
schließlich auch meine Frau und meinen Job.
MAS:
Aha, also ist WWC doch kein Full-Time-Projekt?
JMB:
Dann ein Full-Time-Hobby (lacht).
MAS:
Okay, ich wäre dann durch und hoffe, dass das mit der Tour klappt.
JMB:
Ja, das hoffe ich auch sehr. Das Europäische Publikum im Allgemeinen ist
viel offener. In Amerika muss es laut sein, sonst nichts. Und sie wollen Images
und sie wollen dich in einer Schublade haben.
MAS:
Du musst dich dann ja richtig als Ex-Monster-Magnet-Gitarrist abgestempelt
fühlen.
JMB:
Das habe ich auch zu meiner Frau gesagt. Wenn ich tot bin wird das auf
meinem Grabstein stehen: John McBain - former member of Monster Magnet. Deshalb
freue ich mich so, nach Europa kommen zu kommen.
MAS:
Ja, ich würde mich auch freuen. Vielen Dank für das Interview.
JMB:
Danke dir.
MAS:
Noch nen schönen Tag dann.
Kevin Kirchenbauer
|