Musik an sich


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John McBain (Ex-Monster Magnet) von der Wellwater Conspiracy

Der szenebekannte Gitarrist zeigt sich in dem Phoner-Interview als sehr höflicher, angenehmer Zeitgenosse, der in Redelaune über Druck von Plattenfirmen, seine Ex-Band Monster Magnet und natürlich über sein aktuelles Projekt Wellwater Conspiracy und das selbstbetitelte Album spricht.

MAS:
Wellwater Conspiracy sind vor allem du und Matt Cameron (Soundgarden, Pearl Jam). Eure Wege haben sich ja schon vor einiger Zeit gekreuzt und ich habe gelesen, dass ihr euch wohl in eurem gemeinsamen Projekt, das es ja auch schon länger gibt, sehr frei fühlt. Wie war das in den früheren Bands?

JMB:
Zu Beginn von Monster Magnet hab ich auch auf jeden Fall diese Freiheit gespürt, aber da waren dann eben auch die Leute vom Label und deren Druck und als wir dann auf einem richtig großen Label waren war diese Freiheit eben verloren. Deshalb liebe ich diese Freiheit bei der Wellwater Conspircy so sehr.

MAS:
Was denkst du dann eigentlich über das Zeug, das Monster Magnet nun so macht?

JMB:
Ach, eigentlich habe ich mir das ehrlich gesagt gar nicht so angehört. Ich rede zwar mit den Jungs, aber musikalisch weiß ich da nicht allzu viel darüber. Ich habe gehört, dass sie die Rhythm-Section rausgeschmissen haben, aber sonst... es ist eigentlich eine neue Band.

MAS:
Die Musik von Soundgarden und Monster Magnet ist sehr verschieden. Wie konnten du und Matt denn überhaupt zusammenfinden?

JMB:
Das hat uns eigentlich sehr geholfen. Wenn wir beim Proben einen Song haben hörte ich ihn immer ganz anders als Matt und irgendwo in der Mitte haben wir uns dann getroffen. Ich bin da mehr in den 60ern und er ist einfach mehr in der Gegenwart. Ich mag das psychedelische Zeug aus den 60ern und Matt verleiht dem ganzen dann eine moderne Note.

MAS:
Das hat dann wohl viel mit Offenheit zu tun.

JMB:
Ja, absolut! Ich denke auf der ersten Platte war ich noch sehr stark im Jahre 1966, aber je mehr Matt in den Songwriting.Prozess reinkam, desto mehr hat mich das geöffnet.

MAS:
So seid ihr jetzt auf einer Wellenlänge angekommen?

JMB:
Ja, ganz genau, auf jeden Fall.

MAS:
Da gibt es ja dann auch noch Glenn Slater in der Band. Wie würdest du seine Rolle definieren?

JMB:
Er ist sein langem ein Freund von uns und er ist ein fantastischer Keyboarder, der sehr abgedrehtes Zeug macht, auch mit Synthesizern. Vor allem als wir dann auch live spielten war er unser Mann. Er spielt auch Bass-Keyboards und er schreibt jetzt auch selbst Songs. Also haben wir nun drei Songwriter in der Band. Er übt auch nicht nur einfach einen Job in der Band aus, er ist nicht auszutauschen, ein ganz wichtiger Teil der Band, der seine Elemente mit einbringt.

MAS:
Du hast gerade die Live-Performances angesprochen. Wie macht ihr das mit der Umsetzung so vieler Spuren auf der Bühne? Habt ihr noch zusätzliche Musiker mit auf der Bühne?

JMB:
Also ich spiel live nur Gitarre, Glenn spielt dann die Rhythus-Gitarre und eben die Keyboards und auch Bass. Andere Musiker wollen wir nicht, die letzte Tour als Three-Piece hat toll funktioniert, deshalb wollen wir das auch so weitermachen. Es soll auch gar nicht so sein, dass die Studioversion eines Songs gleich klingt wie sie Live-Version. Wir müssen da viel Songs umbauen, ich versuche so viel von den Gitarrenspuren reinzupacken, aber manches geht einfach verloren. Mit einem anderen Gitarristen wäre mir das alles zu krachig und zu viel. Ich möchte mehr experimentieren und alleine an der Gitarre zu sein gibt einem einfach viel mehr Raum.

MAS:
Wie sieht's mit Touren aus?

JMB:
Ja, das war in der Vergangenheit wenig, da Matt durch seine Hauptverpflichtungen wenig Zeit hatte, aber das wird besser. Wir planen eine Europa-Tour für nächstes Jahr und vielleicht auch eine kleinen US-Tour. Es ist aber noch nichts gebucht.

MAS:
Auf dem Album ist mir auch das elektronische Stück Rebirth besonders aufgefallen. Wird sich das umsetzten lassen?

JMB:
Nein, ich denke, dass wird nicht klappen. Das war Matt, er hat das daheim gemacht und hat es einfach mitgebracht und wir haben es dann aufs Album gepackt. Es ist auch so eine kleine Sache, dass wir einfach auskosten wollten, machen zu können auf was wir Lust haben. Live wird das aber sehr schwer bzw. unmöglich. Wir mögen den Song alle sehr, auch wenn es manche Leute verwirrt.

MAS:
Ja,. auch wenn ich sonst weniger elektronische Musik höre ist das mein Lieblingslied auf der Platte.

JMB:
Ich mag elektronische Songs sehr. Auf ganz neuen Aufnahmen gehen wir immer stärker in diese Richtung.

MAS:
Bei Radiohead finde ich das immer toll!

JMB:
Ja, ganz genau, in diese Richtung soll es gehen. Über die Bühnenumsetzung mache ich mir auch gar keine Gedanken.

MAS:
Auf eurem Album sind mir auch besonders diese sanften, eleganten, feinfühligen, harmonischen Melodien aufgefallen. Kannst du das Gefühl des Songwritings beschreiben?

JMB:
Oh ja, das Songwriting ist einfach mein Lieblingsteil an der ganzen Musik. Ein gute Melodie ist so wichtig. Und da möchte ich auch immer viel Raum für mehr Melodie lassen. Matt hat eine sehr melodische Stimme und eigentlich ist das Songwriting für WWC auch sehr einfach geworden. Ich muss ncht zu viel in einen Song packen, da ich mich drauf verlassen kann, dass Matt immer eine tolle Melodie beisteuern kann und auch Glenn bringt seine Ideen dazu ein. Ich denke nicht viel beim Schreiben, ich sitz einfach so auf der Couch, spiel ein bisschen rum und dann kommt eben irgendeine Idee für einen Song.

MAS:
Lass uns über Einflüsse reden. Mir kommen da Kyuss oder QOTSA in den Kopf.

JMB:
Ja, QOTSA auf jeden Fall, schließlich war ich in dieser Band und Matt hat auch mit denen gespielt. Wir haben sogar mal zusammen ein Gigs gespielt. Josh Homme ist ein toller Songwriter, wirklich genial. Ich bin ein großer Fan von ihnen und ich bin ein riesiger Kyuss-Fan. Leute, die Kyuss verpasst haben, haben eine Menge verpasst. Die Leute in Europa hatten viel Glück, da sie da sehr häufig gespielt haben. Sie waren eine unglaubliche Live-Band. Eigentlich mag ich auch Bands wie sie White Stipes. Es ist nett einfach gestrickte Gitarrensongs im Radio zu hören, aber eine Band, die ich ganz fantastisch finde ist System Of A Down. Sie sind eine tolle Metal Band mit viel Talent. Die haben phenomenale Ideen und besonders die Stimme vom Sänger ist der Hammer. Die Presse spricht da immer von Nu Metal, aber ich hab mir so was nie angehört. Das ist Kindergarten, einen auf böse zu machen. Wenn aber SOAD im Radio kommt halt ich an und hör zu.

MAS:
Schön, dass es das bei euch alles im Radio gibt. Das kennen wir Europäer eigentlich kaum so.

JMB:
Wirklich? Nun gut, ich denke, hier wird es auch zu wenig gespielt, aber immerhin. Meistens höre ich aber auch kein Radio, da ich eine ausgiebige Sammlung an Platten habe.

MAS:
Die meisten oberflächlichen Presseleute wollen immer über den Namen reden. Das will ich dann auch machen, weil mich Interessiert, welche Rolle LSD in eurer Musik spielt, wenn ihr schon diesen Namen gewählt habt?

JMB:
Oh, LSD hat eine Rolle in der Musik gespielt, die ich früher gemacht habe. Mit WWC sind das mehr die Erinnerungen daran. Ich nehm es nicht mehr, aber ich kann immer noch so denken als ob ich auf LSD wäre. Das sind starke Erinnerungen (lacht). Aber jetzt bin ich ja erwachsen... Das ist eben der psychedelische verdrogte Sound.

MAS:
Du hast auch über den Wegfall von Druck seitens der Plattenfirma gesprochen. Wie siehst du das dann mit Druck seitens einer starken Fanbase? Wollt ihr das überhaupt?

JMB:
Ja, klar. Ich denke da auch gar nicht drüber nach, ich schreib einfach meine Songs, unabhängig von irgendwelchen Erwartungen. Eben die Freiheit.

MAS:
Du scherst dich also nicht darum, was die Fans sagen?

JMB:
Nö, gar nicht!

MAS:
Das erleichtert mich, ich halte das für den einzigen Weg authentische, gute Musik zu machen.

JMB:
Wenn man sich darüber Gedanken macht und Songs für die Fans schreibt, das bringt nichts.

MAS:
Es ist dann nicht dein künstlerischer Ausdruck mehr.

JMB:
Ja, ich mag das nicht.

MAS:
Ich mag Wellwater Conspiracy sehr und ich finde das Album sehr vielschichtig. Es ist nur ein Projekt. Würdest du es gern als mehr betrachten können?

JMB:
Nein, wir sind glücklich so wie es läuft. Es ist ein Projekt, aber auch ein Full-Time-Projekt. Wenn wir es weiter bringen wollten, wäre das wieder an ein Label geknüpft und würde wieder den Verlust bedeuten etwas wirklich frei zu erschaffen. Wenn das alles so weitergeht und wir weiter unsere Platten rausbringen können bin ich mehr als glücklich. Ich mach auch ein anderes Album gerade. Erst sollte es ein Solo-Album werden, doch jetzt mach ich es mit John, Joe und Tim von Monster Magnet zusammen. Da John und Joe jetzt frei sind kann ich endlich etwas mit ihnen machen. Das habe ich nach meinem Ausstieg verpasst. Tim ist ja der ursprüngliche Sänger von Monster Magnet. Und da ich in WWC bin, habe ich eben noch genug Platz für solche Sachen. Ich möchte das Album sehr bald fertig haben.

MAS:
Es klingt alles so, als ob dir das Songwriting um einiges wichtiger wäre als die Tours?

JMB:
Ja, das Schreiben und Aufnehmen mag ich am meisten. Touren ist für ne Zeit okay, aber das ist eine der Sachen, sie mich von Monster Magnet wegbrachten. Der Plan, dass eine Band für 9 Monate im Jahr tourt gefällt mir nicht. Ich bin lieber daheim und nehm auf oder schreib.

MAS:
Das ist sehr klug, da das Touren ein sehr unkreativer Prozess ist.

JMB:
Ja, so sehe ich das auch.

MAS:
Also, dann hoffe ich viele neue, gute Sachen von dir zu hören in der Zukunft.

JMB:
Das habe ich vor. Ich möchte zudem mit jungen Band zusammenarbeiten und sie eventuell produzieren. Auf große Tours hab ich keine Lust, ich hab hier ja schließlich auch meine Frau und meinen Job.

MAS:
Aha, also ist WWC doch kein Full-Time-Projekt?

JMB:
Dann ein Full-Time-Hobby (lacht).

MAS:
Okay, ich wäre dann durch und hoffe, dass das mit der Tour klappt.

JMB:
Ja, das hoffe ich auch sehr. Das Europäische Publikum im Allgemeinen ist viel offener. In Amerika muss es laut sein, sonst nichts. Und sie wollen Images und sie wollen dich in einer Schublade haben.

MAS:
Du musst dich dann ja richtig als Ex-Monster-Magnet-Gitarrist abgestempelt fühlen.

JMB:
Das habe ich auch zu meiner Frau gesagt. Wenn ich tot bin wird das auf meinem Grabstein stehen: John McBain - former member of Monster Magnet. Deshalb freue ich mich so, nach Europa kommen zu kommen.

MAS:
Ja, ich würde mich auch freuen. Vielen Dank für das Interview.

JMB:
Danke dir.

MAS:
Noch nen schönen Tag dann.

Kevin Kirchenbauer