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Interview mit Turn of Tides
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Je vielschichtiger und tiefgründiger eine Band ist, desto reizvoller wird ein Interview. Bei der Augsburger Band Turn of Tides lohnte es sich allein schon wegen dem recht eigenwillige Stil oder auch Nicht-Stil genauer nachzufragen. Die Jungs gaben bereitwillig Antwort, desöfteren auch alle auf einmal, weswegen ich der Einfachheit halber vor den Antworten nur "TofT" schreibe.
MAS: Stellt Euch kurz unseren Lesern vor.
TofT: Die Besetzung: Andreas Mayerle - Gesang
Joschi Hofmann - Gitarre
Oli Sailer - Gitarre
Markus Drescher - Bass
Ortwin Heindl - Drums
Die Band wurde 1997 gegründet und war zu dem Zeitpunkt noch etwas verschroben, hatte noch keine klare Linie und deutsche Texte. Im Jahr
2000 kam mit Joschi mehr Struktur in die Sache.
MAS: Als ich euer Demo hörte, sind mir verschiedene Einflüsse aufgefallen. Wie kommt das zu stande?
TofT: Wir sind 5 Leute, die alle einen recht unterschiedlichen Musikgeschmack haben. Der Oli mit seiner Gitarre tendiert eher zum
Heftigen, Joschi dagegen hat eine funkigere Vergangenheit. Dazu kommen dann noch die Einflüsse der restlichen Bandmitglieder. So kommt etwas
heraus, von dem man nicht genau sagen kann, welche Richtung das nun letztlich ist. Wir versuchen aus jeder Stilrichtung das Beste in unsere
Musik mit aufzunehmen.
MAS: Ich würde eure Musik als Gitarren-Musik beschreiben oder habt ihr eine bessere Schublade?
TofT: Das stimmt so nicht, sie ist eher Gesangs-, Schlagzeug- und Basslastig. Die Gitarristen machen eigentlich nicht so viel. Bei
richtiger Gitarrenmusik stehen die Gitarren im Vordergrund.
MAS: Was hört ihr privat?
TofT: Von Hard Rock aus den 70er Jahren, über deutsch geprägte Musik, Bands wie Placebo..., es ist Funk dabei, es ist Klassik dabei, also sehr
sehr weit gefächert. Turn of Tides ist eigentlich nicht der passende Name, "Kompromiss" wäre der treffendere Bandname.
MAS: Wie ist das mit euren Texten? Sind sie vom Inhalt her auch Querbeet und wollt ihr damit etwas bestimmtes aussagen?
TofT: Es gibt ein paar Exoten, aber die meisten gehen über das Leben im Allgemeinen. Es hat oft etwas mit Liebschaften zu tun, die nicht ganz so
glücklich verlaufen sind. Deshalb schwingt machchmal etwas Schwermut mit. Wir haben es aber noch nie geschafft, ein "klassisches" Liebeslied
zu schreiben. Ich will jetzt nicht sagen, es geht um Aufarbeitung, aber um eine gewisse Grundstimmung. Wenn es uns schlecht geht, können wir
Texte schreiben. Dann fließen die Worte einfach aufs Papier, ohne irgend einen Anspruch zu stellen. Es gibt keinen moralischen
Zeigefinger, der sagt: "Du mußt so oder so sein".
MAS: Dann ist euch die Musik wichtiger als die Texte?
TofT: Zumindest baut sich die Musik nicht um die Texte herum. Es geht nicht darum zu sagen, wir haben eine Grundstimmung und da gehört jetzt
genau ein bestimmter Text dazu. Das auf keinen Fall! Es ist nicht so wie bei Liedermachern, die einen Inhalt transportieren wollen. Nicht dass
wir keine Inhalte hätten, nein, wir gehen natürlich davon aus, dass die Texte interpetierbar sind. Was der einzelne Zuhörer daraus macht, ist
aber letztlich seine Sache.
In den Texten werden Stimmungen verarbeitet und darüber kann man nur
schreiben, wenn man extreme Stimmungen erlebt hat. Manchmal muß man sich
eben in extreme Situationen begeben, um einen Text zu schreiben. Das war
jetzt ein Plädoyer für Drogenmißbrauch! Nein, das hat doch nichts mit
Drogen zu tun!
MAS: Ist es schonmal vorgekommen, dass ein Lied wochenlang keinen Text hatte, weil ihr einfach zu gut drauf wart?
TofT: Doch, doch, das passiert auch. Es liegt eine Melodie rum und die kommt erst Jahre später wieder aus der Schublade, weil kein passender
Text dazu da war. Manchmal werden Texte auch so gebogen, dass sie auf die Musik passen.
MAS: Seht ihr euch mehr als Live- oder Studioband?
TofT: Auf jeden Fall als Liveband!
MAS: Welches Publikum wollt ihr mit eurer Musik ansprechen?
TofT: (Gelächter) Wollen? Alle Menschen!
MAS: Habt ihr eine bestimmte Bühnenshow?
TofT: Nein! Ja! (Gelächter) Wir haben ein rotes und ein Grünes Licht und außenrum geht es um Politik.
MAS: Fehlt nur noch das gelbe Licht!
TofT: Gegen Blaulicht haben wir was. Bühnenshow? Mein Gott.... wir stehen halt da (Jeder beschuldigt jeden, nur im Vordergrund stehen zu
wollen) und es kann schon passieren, dass man in die Musik versinkt. Es ist aber nichts ausgemacht, keine Bewegungen oder so. Wir versuchen auf
der Bühne einfach ehrlich zu sein. Der da auf der Bühne steht, ist auch der, der er im wirklichen Leben ist.
MAS: Wo wart ihr bereits zu sehen?
TofT: Wir haben hier in Augsburg in fast allen Clubs gespielt. Das ist gut so, doch künftig wollen wir unseren Wirkungskreis etwas erweitern
Die neuesten Konzertinfos sind übringens auf unserer HP www.turnoftides.de zu finden.
MAS: Sind die Songs von der Demo CD noch aktuell?
TofT: Das Demo ist von 2001. Seitdem haben wir uns musikalisch weiter entwickelt. Ende 2003 werden wir vermutlich eine neue Scheibe aufnehmen.
MAS: Nochmal zum alten Demo. Welcher Song repräsentiert die Band am besten?
TofT: Ooohhhhh! Darauf können wir uns nicht einigen. Die sechs Songs sind Highlights der damaligen Aufnahmetage und wurden demokratisch
ausgewählt. ausgefallen. Die Songs spiegeln die Bandbreite dessen wider, was wir machen. Es sind zwei Lieder für die Schwiegermütter drauf, aber
auch härterer Stoff. Was für die Mädels (allgemeines Gelächter), für die Motorradfahrer und auch die Taxifahrer.
MAS: Jetzt muß ich doch nochmal nerven, ich will euch zumindest ein bisschen einordnen können. Gibt es eine Band mit der ihr euch vergleicht?
TofT: Wir wollen und können uns nicht mit anderen Bands vergleichen. Leute aus dem Publikum machen das ganz gerne. Sie vergleichen uns mit
Pearl Jam. Das passt vielleicht zu einzelnen Stellen in manchen Liedern, liegt von der Gesamterscheinung meilenweit entfernt. Wir selber ordnen
uns gar nicht ein. Das geht nicht. Am besten man besucht mal einen Gig von uns, da kommt am besten rüber, wie und was wir sind.
MAS: Was habt ihr für die Band in Zukunft geplant? Irgendwelche Ziele?
TofT: Reich und berühmt werden. Und was realistisches natürlich auch noch! Ein paar Groupies. (Schneid das raus!!!) Nein, im Ernst, ein paar
Auftritte. Jeder Auftritt ist nämlich ein Stück vom Gewinde, das den "Korken im Heck" hochschraubt. Damit man ein wenig extrovertierter und
lockerer werden und immer ins Publikum schauen kann. Und natürlich die neue CD!
MAS: Dann wünsche ich viel Glück und bedanke mich für das Interview!
Daniela
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