15 Jahre Gstaad und Country Music hieß es dieses Jahr. Seit 1989 bietet man einmal im Jahr drei Tage lang den europäischen und schweizerischen Country-Fans die Möglichkeit internationale Künstler der Spitzenklasse zu bewundern. In den 15 Jahren begrüßte man schon Künstler wie Loretta Lynn, Nitty Gritty Dirt Band, Dwight Yoakam, Emmylou Harris und und und.
Dieses Jahr gaben sich die Ehre Terri Clark, Mark Chesnutt, Joe Diffie und Tracy Lawrence. Auf der Vorabkonferenz gaben sich die Künstler sehr locker. Terri Clark teilte mit, dass sie die Schweizer Schokolade schätzen und lieben gelernt hat bzw. deshalb die nächste Hose eine Nummer größer kaufen muss. Die smarteste "Boy Band" - Tracy Lawrence, Mark Chesnutt, Joe Diffie - seit ZZ Top ließen sich dann über den Umgang der Label in Nashville mit den Künstlern aus. Dabei kam zu Tage, dass selbst erfolgreiche Künstler nicht vor Kündigungen geschützt sind, wenn die Labelbosse dazu übergehen auf Talente aus Casting-Shows zu setzen.
Das Konzert am Samstag eröffnete Terri Clark um 18:00 Uhr. Eine sympathische Künstlerin, die nach Shania Twain als einer der erfolgreichsten Musikexporte Kanadas der letzten Jahre gehandelt wird. Wie so viele Künstlerinnen vor ihr, musste sie sich ihren Erfolg hart erarbeiten. So glaubte auch eine hoffnungsvolle 19-jährige Terri Clark ihr Glück in Nashville / TN zu finden. In der Tat hatte sie etwas mehr Glück als andere. Sie fand rasch nach ihrer Ankunft als Sängerin in der Hausband von Tootsie's Orchid Lounge, einem stadtbekannten Lokal, Unterschlupf. Von da an ging ihre Karriere zwar langsam aber stetig nach oben.
Von der ersten Minute an brachte Terri Clark das anwesende Publikum mit ihrer sympathischen Art in Extasse. Zwischen den einzelnen Stücken fand sie immer noch Zeit den Zuhörern etwas aus ihrem Leben zu erzählen oder Autogramme zu geben. Als sie dann den Auftritt beenden wollte, wurde sie vom Publikum noch für eine Unzahl von Zugaben "festgehalten", bevor sie erschöpft und glücklich die Bühne verließ.
Nach dem Konzert von Terri Clark war erst mal eine Pause angesagt, bevor dann die "Rockin' Roadhouse Tour" mit den drei US-Country-Künstlern weiter gehen sollte. Joe Diffie, Mark Chesnutt und Tracy Lawrence hatten von Anfang an einen schweren Stand beim Beginn ihrer Auftritte, da Terri Clark eine sehr hohe Meßlatte gelegt hatte. Doch davon ließen sie sich nicht abschrecken. Von Anfang an gaben sie ihr Bestes. Der große Funke sollte aber erst im zweiten Set der "Boy Band" so richtig überspringen. Hier wurde dann abwechselnd die größten Hits aus ihrer Karriere gespielt. Davon haben alle drei genug zu bieten.
Seit dem Erscheinen von Mark Chesnutts ersten Single "Too Cold At Home" vor 13 Jahren, hat er sich als einer der talentiertesten Gesangsstilisten erwiesen. Kein geringerer als George Jones hat dem ehemaligen Gewinner des Nachwuchspreises der amerikanischen CMA eine große Zukunft vorausgesagt. Mark Chesnutt hat Kritiker und Fans mit seiner Entwicklung beeindruckt. Er ist seinen musikalischen Wurzeln treu geblieben und hat als authentischer Country-Musiker 14 Nr. 1-Hits und 23 weitere Hits geschrieben, die es in die Top-Ten der Charts schafften und ihm bis heute 4 mal Platin und 5 goldene Schallplatten einbrachten.
|
Joe Diffie wurde lange Zeit als Sänger für andere Sänger angesehen und als stilistischer Meister mit einer einzigartigen Stimme anerkannt. In den vergangen 13 Jahren hat er 12 Nr. 1 Hits und 17 Hits geschrieben, die in den Top 10 der Charts landeten. In dieser Zeit hat er sich auch einen Ruf als vielseitiger Entertainer erworben, der spaßige und gehaltvolle Momente auf einzigartige Weise zu vermischen weiß. Er stürmte 1990 in die Szene mit seinem Debüt-Hit "Home", dem er eine Reihe weiterer Hits folgen lassen sollte.
Tracy Lawrence stieg 1991 als ungestümer 23-jähriger in die Country Music ein. Sein erstes Album veröffentlichte er dann sogleich. 12 Jahre und 10 Millionen Alben später kann Tracy Lawrence ein beeindruckendes und bleibendes Werk vorweisen, das ihm in Musikerkreisen höchstes Lob einbringt. Tracy gilt als Stylist mit einer einzigartigen und unverwechselbaren Stimme. Er hat ein Talent für Songs, die Drama, Gefühl und Lebensweisheit so wunderschön miteinander verweben.
Als die Drei dann anfingen im zweiten Set Songs von J. Cash, W. Nelson, M. Haggard und G. Strait zum Besten zu geben, kochte das Zelt und das Publikum ging das zweite Mal nach Terri Clark so richtig aus sich raus. Natürlich durften auch Joe, Tracy und Mark nicht ohne Zugaben das Konzert verlassen. Wie schon Terri Clark fanden auch sie die Zeit den Fans zwischen den Songs Autogramme zu geben, was mit Szenenapplaus bedacht wurde.
Die Country-Night in Gstaad war übrigens an beiden Tagen restlos ausverkauft. Von der Nachfrage her, hätte man locker das Fußball-Stadion in Basel füllen können. Die Überlegung näher an die Deutsch-Schweizer-Grenze zu rücken wäre sicher nicht schlecht. So würden noch mehr Musikliebhaber die Möglichkeit haben US-Country-Künstler der ersten Kategorie zu erleben.
Fazit: Ein gelungener Abend, der zeigt das Country Music in Europa ein Zuhause hat.
Christian Lamitschka
|