This is Boston not New York ist ein typisches Werk aus der Berliner Musik-Bücher-Schmiede I.P.-Verlag. Will sagen: Der
Löwenanteil des Buches besteht aus Bandportraits mit ausführlichen Discographien (S. 78 - 180). Gang Green, The Queers, Only living Witness,
Slapshot, die Dropkick Murphys und die Mighty mighty Bosstones sind nur einige der bekannteren Namen, die auftauchen.
Davor wird eine umfassende Einleitung
gegeben, so dass auch dem Hardcore eher fernstehende Leser (wie z.B. ich) in der Lage sind, die Bands in ihr Umfeld einzuordnen. Im Falle von
This is Boston.. wird diese Einleitung fast ausschliesslich durch Interviews mit einigen der Aushängeschilder des Boston Hardcores
durchgeführt. Interessant dabei auch der Blick über den großen Teich zurück, wenn mit Marc Nickel von der M.A.D.-Konzertagentur und Moses
Arndt vom ZAP-Magazin, die frühen Vermittler dieser Musik ihre Erinnerungen an die Ankunft des Hardcores in Deutschland lebendig werden
lassen.
Bei diesem Vogehen kann man keine chronologische Darstellung erwarten. Auch Doubletten sind nicht zu vermeinden. So sind es denn
eher Themen oder Probleme, die Seite um Seite herausgearbeitet werden. Ganz wichtig ist es Mader dabei festzustellen, dass New York heute zwar
als das Synonym für den Hardcore gilt, Boston historisch aber die Nase vorn hatte. Das war dann wohl auch das Vergängnis. Als der Hardcore
zum Durchbruch bereit war, war die Bostoner Szene bereits ausgepowert und legendäre Veröffentlichungen in chaotischen Vertriebs-Strukturen
versackt. So dass Mader mit einem letzten Konzert der Jerry Kids im Jahre 1984 bereits das Ende der eigentlichen Bostoner Szene feststellen
kann.
Weniger deutlich wird Mader bei der Frage der Rechtslastigkeit. Wohl um zu vermeiden, sich in irgendeine Richtung den Mund zu
verbrennen, bleibt er letztlich bei der Problemanzeige stehen, die eher erahnen lässt, als deutlich macht, dass es wohl zeitweilig schwer war, eine
klare Grenze zwischen rechter und Hardcore Szene zu ziehen.
Eine weiteres Thema, dem sich fast allen Gesprächspartnern stellen müssen, ist die der Einstellung zum Straight Edge - unter anderem mit der Frage,
ob Leute, die mit einem Bier im Hardcore-Konzert erblickt wurden, gleich eine aufs Maul bekommen haben. Dem einen wird's gefallen, der andere
wird es bedauern. Aber auch hier bleiben - wie so oft - beim genaueren Hinsehen einige lieb gewordenen Legenden auf der Strecke.
Matthias Mader - This is Boston not New York
Eine Hardcore Punk Enzyklopädie
176 Seiten
2003, I.P. Verlag Jeske/ Mader, Berlin
ISBN: 3-931624-19-6
14,90 Euro
www.ip-verlag.de Norbert von Fransecky
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