Ich weiß nicht warum, aber mich bringt diese Scheibe nicht zu dem begeisterten Jubeln, das fast alle Rezis prägt, die ich bislang drüber
gelesen habe.
Dabei hat die Scheibe alles, was eine gute(!) Prog-Scheibe braucht: emotionale Wärme, Druck und Power, fantasievolle Breaks, gut
strukturierte Soli. Es gibt feine Powernummern ("Phenomenon", "Frgmentation") ruhige Entspannungsphasen ("Avalon") und natürlich den
unvermeidlichen Longtrack am Ende.
Darüber hinaus werden all die Fehler konsequent vermieden, die im Prog-Lager sonst so beliebt sind. Es gibt kein selbstverliebtes Gefrickel.
Die Stücke werden nicht an der falschen Stelle durch plötzliche Aggro-Metal-Ausbrüche zerschmettert. Es gibt keine destruktiven Breaks, mit
denen völlig unvermittelte Ideen einfach aneinandergekleistert werden.
Und dennoch. Wenn ich die CD aus dem Player nehme, bleibt ein Eindruck der Leere. Ein ähnliches Gefühl kenne ich nach dem Besuch alter
Schlösser. Egal ob Sanssouci oder Charlottenburg. Man sieht exklusive Räume, beeindruckende Gemälde und aufwendig gearbeitete Möbel. Alles
ohne Tadel. Selbst die Zusammenstellung der Möbel in den einzelnen Räume ist stimmig - kein Esszimmerstuhl im Ankleidezimmer, kein
a-historischer Stilepochen-Mischmasch. Und dennoch: Man merkt, hier hat nie jemand drin gelebt. Das ist zum Zweck der Präsentation
zusammengestellt.
Eine vergleichbares Gefühl beschleicht mich immer wieder bei der "Critical Mass". Woran das liegt, weiß ich selber nicht. Ich hätte diese
Review schon letzten Monat an den Start bringen können. Bis auf den Schlösservergleich ist sie seit gut sechs Wochen eigentlich fertig. Aber
ich hab´ sie immer noch mal in den CD-Wechsler gepackt. Um dahinter zu kommen. Keine Chance. Vielleicht hilft mir jemand weiter ????
'ne gute Prog-Metal-Scheibe bleibt's allemal.
Norbert von Fransecky
15 von 20 Punkte
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