Offenkundig hat sich die Neue deutsche Härte doch noch nicht ganz totgelaufen. Auch wenn das Etikett natürlich überhaupt nicht stimmt. Die
Wiener sind weder neu, noch kommen sie aus Deutschland. Aber ihr wisst, was gemeint ist.
Stahlhammer kommen auf ihrem viertem Album mit einer Mischung aus Rammstein und Witt. Ob man damit im Jahre 2002 noch sonderlich punkten
kann, erscheint mir eher fraglich. Neues bringt das "Eisenherz" jedenfalls nicht.
Oder findet ihr dir Verbindung des Namens "Marylin" mit einem Düsterimage originell. Oder das drrrohen rrrollende "RRRR". "Für immmer" bringt
dann die 08/15-Gewaltphantasien, die jeden Sechstklässler noch heute erschrecken. Und dann gibt es noch die obligatorische (gäähhn)
Kirchenkritik ("Kein Priester") und einen Track der schön in Todesverliebtheit schwelgt ("Grabesnacht")
Gut geklaut sind dagegen die Eingangstakte der CD. Denn die stammen - wenn ich nicht völlig in´s Klo greife - von einer legendären deutschen
Jazz-Rock-Formation. "Faust 2000" war 1982 eine Single-b-Seite von Kraan. Und die dürfte wohl kaum ein Rammstein/Stahlhammer/etc-Jünger
kennen.
Nett auch die Wiederbelebung einer der skurrilsten Gestalten der Neuen Deutschen Welle. Allerdings klang auch der Eisbär in seinem ersten
Leben wesentlich vitaler und vor allem origineller. Nur die bratenden Gitarren sind ein echter Gewinn.
"Träum von mir" fordern uns Stahlhammer auf. Das werde ich bleiben lassen - aus Angst vor lauter Langweile nicht wieder aufzuwachen. Dennoch
gibt´s einen Anspieltipp - das überraschend groovende und Tanztempel-taugliche "Süsses Leid".
Als Zuschlag gibt´s neben einem Video von "Eisenherz" eine englische Version des Openers, der offensichtlich als Fan-Hymne der Vienna Vikings
dient.
Norbert von Fransecky
12 von 20 Punkte
www.stahlhammer.at