Der Opener zeigt, dass sich endlich mal wieder eine Punk-Band daran erinnert hat, dass die zentrale Tugend des Punk nicht darin besteht, hitparadenkompatible Dreieinhalb-Minuten-Songs zu schreiben. Dass Punk vor allem erst einmal verstörender (oder besser verstörter?) Lärm sein wollte, wird kaum überbietbar nachvollziehbar, wenn "lonely Zagreb" in den finalen Aufschrei "Love screamd from our Hearts" mündet.

In Track zwei zeigt die Christen-Bande dann aber, dass sie auch zu erheblich vertrackteren Sachen in der Lage ist. Die Musiker haben offenkundig mehr als einmal in alte(!) Rush-Alben rein gehört. (ähnlich das "Instrumental until wie die")

"Stares" bietet dann wieder Lärm pur, absolutes Chaos, aber gekonnt - als Vergleich fallen mir höchstens die alten DDR(!)-Anarchos vom Feeling B oder Dekadance ein.

Während der Sänger weiter wie am Spieß brüllt, darf der Gitarrist in "So depraced" erneut zeigen, was er kann. Das fast jazzige Gefrickel vergleiche ich mal mit Tourniquet - und das nicht nur, weil beide Bands passender Weise aus dem bewusst christlichen Lager kommen.

"Open Mouth" ist - was den Text anbelangt - ein echtes Liebeslied. Aber wenn sich Liebe unter Punkern so anfühlt, wie dieses Stück klingt, muss eine Punkerliebe ´ne ziemliche harte Angelegenheit sein.

"Prayer for the Dead" ist ein Beispiel dafür wie Hardcore-Shouting á la RATM mit recht anspruchsvoll pumpenden Gitarrenakkorden nach vorne gepusht werden kann.

Kurz vor Toresschluss zeigen The Blamed mit "Positvie", dass sie auch etwas poppigere Klänge gut drauf haben.

Insgesamt eine feine Punk/Rock-Scheibe, die den Spagat zwischen Roots und Anspruch gut ausbalanciert über die Runden bringt.

Norbert von Fransecky

15 von 20 Punkte

www.theblamed.com