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Musik an sich
 
Various Artists - Black and proud, Vol. 1 & 2
(Trikont / Indigo)
Black Music
CoverCover
Trackliste:
Various Artists - Black and proud, Vol. 1
1. Sam Dees - Heritage of a black Man 3:49
2. Last Poets - Panther 5:03
3. Sons of Slum - Right on 3:27
4. Staple Singers - Brand new Day 3:45
5. George Soule - Get involved 3:13
6. Grady Tate - Be Black 3:41
7. Gil Scott-Heron - The Revolution will not be televised 2:48
8. Segments of Time - Song to the System 5:05
9. Derrick Harriott - Message from a black Man 3:52
10. Marvin Gaye - You're the Man 7:23
11. S.O.U.L. - Tell it like it is 4:20
12. Last Poets - Black Wish 1:40
13. Ghetto Reality - James Brown 2:36
14. Curtis Mayfield - Ghetto Child 3:19
15. Darongo - Let my People go 3:43
16. Camille Yarbrough - All hid 6:13
17. Melvin van Peebles/ Sweet Sweetback's Baadass Song - Won't bleed me 2:46
18. Getto Kid - Stand up and be counted 3:24
19. Miriam & Mbongi Makeba - Do you remember Malcolm 3:07

Various Artists - Black and proud, Vol. 2
1. Syl Johnson - I'm talkin' bout Freedom 3:35
2. Gil Scott-Heron - Who'll pay Reparations on my Soul? 5:16
3. Earl Sixteen - Malcolm X 3:40
4. Galactic - There's Something wrong with this Picture 5:56
5. Cipher Jewels - 2000 Years 5:56
6. Cannonball Adderley - Walk tall 4:28
7. The Main Ingredient - Black Seeds 3:31
8. Derrick Harriott - Brown Baby 3:58
9. The Sounds of Black - Sounds of Black 2:48
10. Hank Ballard - Blackenized 2:51
11. Tribe - What we need 4:03
12. Staple Singers - Respect yourself 4:56
13. Walter Heath - You know you're wrong 3:29
14. Larry Williams - Wake up 2:43
15. Marlena Shaw - I wish I knew (how it would feel to be free) 3:10
16. Gil Scott-Heron - Lady Day and John Coltrane 3:37
17. Last Poets - Down to Now 4:25
18. Assata Shakur & Asian Dub Foundation - Peluctant Warrior 5:02
 

"Musik an sich" ist ja ein netter Titel für ein Musik-Fanzine. In der Realität gibt es so etwas wie "Musik an sich" aber selbstverständlich nicht. Wie jedes andere kulturelle Phänomen äußert sich Musik in den Texten, der Ästhetik, im Auftreten der Musiker immer in Kommunikation mit dem gesellschaftlichen und zeitgeistlichen Umfeld - auch dann wenn diese Bezugnahme im ganz bewussten Widerspruch oder gar im Versuch des völligen Kommunikationsabbruchs zur Umgebung besteht.

Besonders deutlich ist dieser Zusammenhang bei der Frage des schwarzen (Selbst)Bewusstseins und der Entwicklung der schwarzen Musik. Beide Phänomene sind ohne das jeweils andere kaum zu verstehen. Das Münchner Label Trikont hat sich mit zwei CDs - insgesamt 2 1/2 Stunden Musik - die Mühe gemacht, die Geschichte des Sich-Selbst-Bewußtwerdens der Schwarzen in den 60er und 70er Jahren nachzugehen. Dabei ist gleichzeitig eine Geschichte des Souls und Funks entstanden, die ganz nebenbei erkennbar werden lässt, wo die Väter und Großväter nicht nur der derzeitigen Rapper und HipHoper, sondern auch der Disco-Kings und -Queens der 70er Jahre zu finden sind.

Trikont stattet die CDs wie gewohnt mit einem opulenten und informativen Booklet aus, das zum einen die Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA nachzeichnet; darüber hinaus aber auch jedes einzelne Stück kurz einordnet. Da die CDs als Einzel-CDs vermarktet werden, ist der historische Teil in beiden CDs identisch. Nur die Bilder wechseln. Schade. Das ist eigentlich verschwendeter Platz, den man auch für den Abdruck ausgewählter Texte hätte nutzen können. Das hätte sich gerade bei dieser Thematik angeboten. 40 Stücke unterschiedlicher Interpreten lassen sich natürlich kaum ausführlich besprechen. Daher nur einige kurze Schlaglichter auf das vielfältige Programm. Da gibt es acapella-Nummern (CD 1, Track 1), Songs mit deutlichen Gospel-Wurzeln (1,4; 1,15), James Brown-Sound-alikes (1,6; 2,1) percussiv unterstützte Agitationsreden, die gar keine Musik im eigentlichen Sinn sind (1,7), Reggae-Adaptionen (1,8; 2,3; 2,8), Tracks, die stark an die Disco-Smasher der 70er Jahre erinnern (1,11; 2,7; 2,13), jazzige Nummern (1,14; 2,10; 2,11), an Chicago (1,18) oder Blood, Sweat and Tears (2,4) erinnernde Tracks, eine Jesse Jackson-Rede als Intro (2,6), höllisch groovende (2,12) und sehr dubbige (2,18) Nummern.

Ansprechen sollte man auch noch Marvin Gaye (1/10). Briefe seines Bruders aus Vietnam veranlassten ihn 1972 aus der Liebeslieder-Romantik seines Labels Motown auszubrechen und flammende Appelle nach einer anderen Politik seiner Regierung zu intonieren. Track 1/13 ist eine Hommage an James Brown, der sich vom Schuhputzer zum Soulkönig hinaufkämpft - vorgetragen von einem absoluten Amateur-Jugend-Chor. Der Miriam Makeba-Song wurde im Exil aufgenommen, nachdem die ehemalige Chart-Breakerin ("Pata Pata") nach der Heirat mit einem radikalen schwarzen Aktivisten in den USA zur persona non grata geworden war. Last not least der Melvin van Peebles-Soundtrack-Song, aus einem Film, der für die Mitglieder der Black Panther zum Pflichtprogramm erhoben wurde.

So kann Geschichte richtig Spaß machen.

Norbert von Fransecky

14 von 20 Punkte

www.trikont.de

www.trikont.com

 

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